HSV feiert Derbysieg - und vertagt die Aufstiegsparty des FC St. Pauli
Der HSV hat das 111. Stadtderby für sich entschieden. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart gewann am Freitagabend durch ein spätes Tor mit 1:0 (0:0) gegen den FC St. Pauli. Die Hoffnung des HSV auf die Bundesliga-Rückkehr lebt. St. Pauli fehlt weiter ein Sieg zur Bundesliga-Rückkehr.
Robert Glatzel erlöste die Hausherren im Volksparkstadion in der 85. Minute. Der sonst so zuverlässige St.-Pauli-Keeper Nikola Vasilj unterlief eine Ecke, der HSV-Torjäger köpfte zum umjubelten Sieg in der mit 56.100 Fans ausverkauften Arena ein. Der Treffer war mit Blick auf den erhofften Aufstieg überlebenswichtig - im Parallelspiel gewann der Tabellendritte Fortuna Düsseldorf mit 3:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Bei noch zwei ausstehenden Partien beträgt der Rückstand der Hamburger weiter vier Punkte - und 13 Tore.
"Wir hatten uns extrem viel vorgenommen, aber haben davon kaum etwas umsetzen können. Wir waren heute nicht gut genug - und hatten nicht verdient zu gewinnen." St. Paulis Marcel Hartel
Derbyverlierer St. Pauli fehlt weiter nur ein Sieg zur Rückkehr in die Bundesliga - und am vorletzten Spieltag kommt das Schlusslicht VfL Osnabrück ans Millerntor. Manolis Saliakas fehlt dann wegen einer Gelb-Roten Karte. Der HSV muss am kommenden Wochenende beim SC Paderborn auf den gelbgesperrten Jonas Meffert verzichten.
HSV-Kapitän Schonlau: "Wollten unbedingt zurückschlagen"
"Ich glaube, man hat heute schon gemerkt, dass wir das wirklich wollten", sagte HSV-Kapitän Sebastian Schonlau, der mit seinen Teamkollegen sehr ausgelassen vor der Fankurve gefeiert hatte. Es sei keine einfache Zeit gewesen und viel von außen geredet worden. "Wir wollten unbedingt zurückschlagen - und unbedingt diesen Derbysieg." Derby-Held Glatzel fand es "richtig geil, das entscheidende Tor vor der Nordkurve geschossen und den Sieg eingefahren zu haben".
St. Paulis Topscorer Marcel Hartel, der diesmal blass geblieben war, erklärte: "Ich bin sehr, sehr enttäuscht. Wir hatten uns extrem viel vorgenommen, aber haben davon kaum etwas umsetzen können. Wir waren heute nicht gut genug - und hatten nicht verdient zu gewinnen." Coach Fabian Hürzeler ärgerte sich: "Wir haben nicht abgeliefert."
HSV mit den deutlich besseren Chancen
Wie viel Druck auf den beiden Mannschaften lastete, war schon vor dem Anpfiff deutlich geworden, als es an der Mittellinie eine Rudelbildung gegeben hatte. Im Spiel schienen die Profis dann vor allem darauf aus zu sein, keine Fehler zu machen. Doch Fehler gab es einige - auf beiden Seiten. Es grenzte an ein Fußball-Wunder, dass es zur Pause noch 0:0 stand.
Nach einem haarsträubenden Fehlpass von St. Paulis David Nemeth vergaben Robert Glatzel und Ransford-Yeboah Königsdörffer eine riesengroße Doppelchance (20.). Vier Minuten später bejubelte Glatzel die vermeintliche Führung. Doch Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck hatte zuvor eine leichte Berührung mit Gegenspieler Saliakas als Foul gewertet. Großes Glück für die Gäste, dass der Videoassistent Jöllenbeck noch nicht einmal die Szene anschauen ließ. Wenig später unterlief Keeper Vasilj eine lange Flanke, Königsdörffer schoss an den Pfosten (36.).
Auf der anderen Seite hatte Oladapo Afolayan seine große Kopfballchance genauso kläglich liegenlassen (22.) wie Marcel Hartel, der beim Schuss den Ball nicht richtig traf (27.). Johannes Eggestein köpfte schließlich aus guter Position am Tor vorbei (41.).
St. Pauli macht nach der Pause zu wenig
Nach dem Seitenwechsel wurde das Spiel unansehnlicher. Es ging zunächst nicht darum, das Spiel zu gewinnen, sondern es nicht zu verlieren. Aber der HSV musste etwas tun, Düsseldorf führte. In der 62. Minute jubelten die Hausherren erneut - ein Kopfball von Königsdörffer landete im langen Eck. Jöllenbeck gab diesmal das Tor - wurde aber vom Videoassistenten auf das glasklare Foul von HSV-Spieler Lukasz Poreba hingewiesen. Der Pole hatte Torhüter Vasilj klar behindert.
Die St. Paulianer schienen sich in der zweiten Spielhälfte mit dem 0:0 zufrieden zu geben. Lange konnten die Gäste den HSV auch vom eigenen Tor fernhalten. Königsdörffer prüfte noch einmal Vasilj (77.). Immanuel Pherais Schuss touchierte die Latte (80.). Fünf Minuten später war dann Glatzel zur Stelle.
Die Kiezkicker versuchten sich an einer Antwort, aber die Gastgeber waren nun da und verteidigten mit Hingabe. In der Nachspielzeit parierte Vasilj noch einen Elfmeter von Ludovit Reis (90.+7), nachdem Saliakas HSV-Joker Masaya Okugawa gefoult hatte. Doch es blieb auch so beim nicht unverdienten Sieg des HSV im Derby.