Kommentar zum St.-Pauli-Aufstieg: Fußball-Deutschland darf sich freuen
Der FC St. Pauli hat den vorzeitigen Aufstieg in die Fußball-Bundesliga geschafft. Mit einem unwiderstehlichen "Wir"-Gefühl, attraktivem Fußball und verdient. Fußball-Deutschland darf sich auf die "Freibeuter der Liga" freuen, meint NDR Reporter Matthias Dröge in seinem Kommentar.
Die Freibeuter entern die Bundesliga! Nach 13 Jahren mischt der Kiezklub in der kommenden Saison zum sechsten Mal in der Beletage des deutschen Fußballs mit. Der etwas andere Club ist wieder da und lässt den Hamburger SV enttäuscht zurück. Anders als der Stadtrivale, der einmal mehr sein Saisonziel verpasst hat, feiert der FC St. Pauli das Resultat einer fast perfekten Saison.
Als schon gut eingespielte Einheit gestartet, haben die Verantwortlichen um Sportchef Andreas Bornemann den Kader im Sommer und Winter passgenau verstärkt. Zum Beispiel mit Routinier und Zweitliga-Kenner Hauke Wahl, der ablösefrei von Holstein Kiel in seine Heimat zurückkehrte. Dazu kamen junge, unbekannte Spieler wie Philipp Treu (ebenfalls ablösefrei) und Aljoscha Kemlein (Leihe Union Berlin), die sich rasant entwickelt haben und zu Stammspielern geworden sind.
Angeführt wird dieses motivierte Ensemble vom australischen Nationalspieler Jackson Irvine, der mit seinem Lifestyle perfekt ins Viertel passt. Mindestens genauso wichtig: Marcel Hartel - als Topscorer und laufstärkster Spieler der 2. Liga ein unverzichtbarer Leistungsträger für die Braun-Weißen. Auch wenn nicht alle Trümpfe stachen, wie das Offensivtrio Zoller, Albers und Ahlstrand, die Mischung macht’s bei den Kiezkickern, die ein unwiderstehliches "Wir"-Gefühl entwickelten.
Trainer Hürzeler weiß, was er will
Die Bundesliga darf sich auf diese verschworene Mannschaft freuen. Und auf einen Trainer, der weiß, was er will. Fabian Hürzeler hat eineinhalb Jahre gebraucht, um seine Vorstellungen einer gesunden Balance zwischen forscher Offensive und stabiler Defensive in die Köpfe und Beine seiner lernwilligen Spieler zu bringen. Zu-Null-Spiele sollen es schon sein, jedes Gegentor nimmt der - an der Seitenlinie zuweilen sehr emotionale - Trainer fast schon persönlich.
Am Ende gibt der Aufstieg dem Defensiv-Fanatiker Recht. Der mit 31 jüngste Chef im deutschen Profifußball und sein Trainerteam haben es geschafft, die Mannschaft zusammenzuschweißen. Probleme werden intern und unkompliziert gelöst, Ich-AGs haben keine Chance.
Chancen auf attraktive Bundesliga-Saison stehen gut
Attribute, die St. Pauli auch in der Bundesliga helfen sollen, zunächst einmal möglichst zügig den Klassenerhalt klarzumachen. Die Chancen, eine ähnlich attraktive Saison zu absolvieren wie zum Beispiel der 1. FC Heidenheim, stehen gut. Dafür werden die Verantwortlichen das Team wieder punktuell verstärken. Ein Stürmer dürfte sicherlich auf dem Wunschzettel stehen - vielleicht ja Kaiserslauterns Ragnar Ache? Aber das Gros des Kaders bleibt weiter zusammen.
Hürzeler darf also weiterentwickeln - seine Spielphilosophie und jeden einzelnen Akteur. Die Freibeuter wollen schließlich in der Bundesliga bleiben - und werden alles daransetzen. Fußball-Deutschland kann sich darauf freuen.