"Eine brutale Leere" - VfL Osnabrück steigt aus der 2. Liga ab
Der VfL Osnabrück steht als vorzeitiger Absteiger aus der 2. Fußball-Bundesliga fest. In der ans Millerntor des FC St. Pauli verlegten Partie des drittletzten Spieltags unterlag der niedersächsische Traditionsclubs am Dienstagabend vor leeren Rängen dem FC Schalke 04 mit 0:4 (0:2).
In einem viel tristeren Rahmen kann man kaum absteigen: Um 20.25 Uhr besiegelte der Schlusspfiff im leeren Millerntorstadion des FC St. Pauli, in welches der VfL Osnabrück aufgrund von Mängeln in der Dachkonstruktion seines Stadions Bremer Brücke ausgewichen war, für die Lila-Weißen die vorzeitige, direkte Rückkehr in die Drittklassigkeit. Nach der Niederlage am 32. Spieltag hat das Team von VfL-Trainer Uwe Koschinat sieben Punkte Rückstand auf den SV Wehen Wiesbaden auf dem Relegationsrang. Sechs Zähler sind maximal noch zu holen in den restlichen beiden Partien.
Koschinat: "Richtige Worte gibt es in so einer Situation nicht"
"Wir waren von Beginn an chancenlos und sind in vielen Phasen an unsere Grenzen gekommen. Das Ergebnis ist total ernüchternd", sagte VfL-Trainer Uwe Koschinat dem NDR. "Jetzt steht das Schicksal Abstieg endgültig fest und es herrscht Niedergeschlagenheit. Wir haben uns häufig genug gewehrt, aber auch immer wieder Rückschläge kassiert. Richtige Worte gibt es in so einer Situation nicht."
"Es ist eine brutale Leere", sagte VfL-Torwart Philipp Kühn. "Es tut unfassbar weh, es tut mir Leid für die Leute, für die Fans. Man ist bei einem Abstieg einfach sch...traurig. Und dann so allein, bei einem Heimspiel auswärts spielen zu müssen - das ist natürlich brutal. Wir haben es leider nicht schaffen können."
Der vorletzte Spieltag führt den VfL ausgerechnet erneut ans Millerntor. Am Sonntag (13.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) steht das Gastspiel beim FC St. Pauli an - dann aber vor vollen Rängen.
0:2 am Millerntor nach fünf Minuten
Im Geisterspiel am Dienstagabend deutete sehr schnell vieles auf einen vorzeitigen Abstieg der Osnabrücker hin: Nach fünf Minuten stand es durch Tore von Keke Topp (2.) und Kenan Karaman (5.) 2:0 für die "Königsblauen", die noch durch Assan Ouedraogo (65.) und Topp (75.) auf 4:0 erhöhten und nach dem Schlusspfiff den Klassenerhalt feierten. Bei den Lila-Weißen herrschte tiefe Traurigkeit.
"Enttäuschung wird schnell einer Aufbruchsstimmung weichen." Michael Welling, kaufmännischer Geschäftsführer beim VfL
"Auch wenn man sich mit dem Gedanken aufgrund des Saisonverlaufs seit einiger Zeit auseinandersetzen musste, ein Abstieg ist immer schmerzhaft, er tut unglaublich weh, darauf kann man sich emotional nicht vorbereiten", sagte der kaufmännische Geschäftsführer Michael Welling. "Doch ich bin davon überzeugt, die Enttäuschung wird schnell einer Aufbruchsstimmung weichen."
Sport-Geschäftsführer Philipp Kaufmann befand: "Wir können es sportlich knapp auf den Punkt bringen, wir haben es trotz einer erkennbar positiven Entwicklung seit der Winterpause nicht geschafft, die große Hypothek der Hinserie mit nur neun Punkten aufzuholen. Die Enttäuschung ist bei allen riesengroß."
Ernüchterung folgt schnell der Aufstiegseuphorie
Osnabrück muss das Bundesliga-Unterhaus nach nur einer Saison wieder verlassen - es war eine Spielzeit voller Pleiten, Pech und Pannen.
So groß die Euphorie an der Bremer Brücke nach dem Aufstieg in allerletzter Sekunde im Drittliga-Saisonfinale gegen die U23 von Borussia Dortmund war, so groß war die Ernüchterung im "Lila-weißen"-Lager bereits kurz nach dem Beginn der Zweitliga-Serie. Rasch wurde deutlich, dass der Kader sowohl in der Spitze als auch in der Breite nicht gut genug besetzt war. Fünf der ersten sechs Partien gingen verloren. Es folgte zwar ein überraschender 2:1-Erfolg gegen den Hamburger SV. Die erhoffte Trendwende brachte der Coup gegen den Aufstiegskandidaten jedoch nicht.
In den darauffolgenden sechs Begegnungen gelang dem VfL kein weiterer Sieg. Nach der 2:3-Niederlage am 13. Spieltag beim bisherigen Schlusslicht Eintracht Braunschweig wurde der bei den Fans sehr beliebte Aufstiegscoach Tobias Schweinsteiger entlassen. Sportdirektor Amir Shapourzadeh, maßgeblich für die Kaderzusammenstellung verantwortlich, blieb indes im Amt. Seit Februar steht der Deutsch-Iraner dem Club allerdings nur noch beratend zur Seite. Seine Aufgaben hat inzwischen der neue Geschäftsführer Sport Philipp Kaufmann übernommen.
Leistungsträger kaum zu halten
Auf den Schweizer wartet nun nach dem feststehenden Abstieg jede Menge Arbeit. Er wird an der Bremer Brücke einen Neuaufbau forcieren müssen. Einige Leistungsträger wie Torjäger Erik Engelhardt oder Rechtsaußen Christian Conteh (soll vor Wechsel zu Schalke 04 stehen) dürften nicht zu halten sein. Von anderen Akteuren, die in dieser Saison die Erwartungen nicht erfüllen konnte, dürfte sch der VfL trennen wollen.
Coach Koschinat bleibt
Immerhin in der Trainerfrage besteht schon Klarheit: Uwe Koschinat wird die Mannschaft auch in der Dritten Liga betreuen. Der Vertrag mit dem 52-Jährigen wurde bereits vor dem feststehenden Abstieg ligaunabhängig verlängert. Der gebürtige Koblenzer hat die Niedersachsen nach seiner Amtsübernahme Ende November des vergangenen Jahres stabilisiert. Ein Punkteschnitt von 1,06 reichte letztlich allerdings nicht, um ein Wunder von der Bremer Brücke zu schaffen.