Angriff auf Jugendfußballer: "Polizeibekannte Täter" mit Hansa-Schals?
Bei den mutmaßlichen Tätern, die am Sonnabend im Vorfeld der Zweitliga-Partie des FC Hansa Rostock gegen Darmstadt 98 eine Gruppe von schwedischen Jugendfußballern angegriffen hatten, handelt es sich offenbar nicht um Hansa-Anhänger. Ein Angreifer konnte bereits durch die Polizei identifiziert werden.
"Nach unserem Kenntnisstand ist es eine Gruppe von polizeibekannten Tätern, die nicht der Fanszene zuzuordnen sind, von denen aber zwei, drei einen Hansa-Schal umhatten", sagte Vereinschef Robert Marien am Montag dem NDR. "Wenn ich verhindern könnte, dass sie einen Hansa-Schal tragen, würde ich es verhindern", ergänzte der 42-Jährige.
Marien verurteilte den Angriff auf die Jugendfußballer von Kalmar FF als "asoziales Verhalten". Die U16- und U17-Mannschaft des schwedischen Clubs sind derzeit auf Einladung des Nachwuchsleistungszentrums des FC Hansa in Rostock. Sie halten dort ein Trainingslager ab.
Verfolgungsjagd nach Angriff auf Jugendfußballer
Wie Dörte Andersson, Leiterin des Reviers Rostock-Reutershagen, dem NDR erklärte, sei die Polizei am Sonnabend gegen 13.30 Uhr darüber informiert worden, dass es in der Nähe des Ostseestadions zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen einer zunächst unbekannten Personengruppe sowie einer schwedischen Jugendfußballmannschaft gekommen sei.
"Danach erfolgte eine kleine Verfolgungsjagd in Richtung der Unterbringung. In dem Rahmen wurde unter anderem auch mit einer Eisenstange gedroht. Letztendlich konnte sich die Jugendmannschaft in ihrer Unterkunft in Sicherheit bringen. Die Täter haben dann auch abgelassen und sind geflüchtet", sagte Andersson. Die Polizei habe "sehr gute Personenbeschreibungen der Täter" erhalten. Einer der Angreifer sei den Ermittlern inzwischen namentlich bekannt.
Verdacht auf schweren Landfriedensbruch
Gegen die Personengruppe, die Kalmars Jugendfußballer in der Nähe ihrer Unterbringung neben dem Ostseestadion angingen, besteht der Verdacht des schweren Landfriedensbruchs. "Das ist ein Vergehen, dass sehr hart bestraft werden kann. Ich hoffe, wenn wir weiter so erfolgreich dranbleiben, dass es im besten Fall zu einer Verurteilung des Täters kommt", erklärte Andersson.
Die weiteren Ermittlungen hat nun die Kriminalpolizei übernommen.
Hoher Sachschaden nach Steinwürfen auf Shuttle-Busse
Neben dem Übergriff auf die schwedischen Nachwuchsfußballer hatte es am Sonnabend nach der 0:1-Niederlage Rostocks gegen Spitzenreiter Darmstadt zudem Steinwürfe auf Shuttle-Busse gegeben, die Gäste-Anhänger zum Rostocker Hauptbahnhof transportierten. "Nach unserem Kenntnisstand waren es zirka fünf Täter, die aus dem Dunkeln, einer Buschgruppe, heraus agiert haben. Sie konnten leider flüchten", sagte Andersson.
Es sei ein "hoher Sachschaden" entstanden. "Bei zwei Shuttle-Bussen wurden die Scheiben entglast. Und auch zwei Funkwagen waren betroffen. Zum Glück ist niemand verletzt worden", erklärte die Leiterin des Polizeireviers Rostock-Reutershagen.
Fanzug von Darmstadt 98 auf Rückfahrt angegriffen
Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, dass es einen weiteren Zwischenfall gegeben hatte. Demnach wurde ein eingesetzter Fanzug der Darmstädter auf seiner Rückfahrt durch unbekannte Täter mehrmals angegriffen. Der Zug sei mit Steinen beworfen und mit schwarzer Farbe besprüht worden.
Sportministerin Drese: "Menschenverachtend und kriminell"
Mecklenburg-Vorpommerns Sportministerin Stefanie Drese (SPD) verurteilte die Vorfälle rund um das Zweitliga-Spiel, das zudem wegen des Einsatzes von Pyrotechnik mehrere im Hansa-Fanblock Minuten unterbrochen werden musste, aufs Schärfste. "Ich bin erschüttert über die Attacke gegen eine schwedische Jugend-Fußballmannschaft und die lebensgefährlichen Steinwürfe auf Shuttle-Busse, die Gästefans transportiert haben, sowie Polizei-Einsatzfahrzeuge", wurde die Politikerin in einer Mitteilung ihres Ministeriums zitiert. "Das ist nicht nur dumm und feige, sondern menschenverachtend und kriminell."