XXXLutz: Marktmacht mit Folgen?

Stand: 09.02.2024 17:16 Uhr

Das österreichische Unternehmen XXXLutz will die Nummer Eins in Europa werden. Die Marktmacht des Möbelbranchen-Riese wird für die Verbraucher und Hersteller zum Nachteil.

von Daniel Krull

Dank aggressiver Expansion gehört der Möbelkonzern XXXLutz inzwischen zum zweitgrößten Möbelhaus-Verbund Europas. Vor allem in Deutschland ist das Unternehmen massiv vertreten. Der Konzern schluckt Stück für Stück andere Möbelketten und verdrängt so die Konkurrenz vom Markt - zu Lasten des Wettbewerbs.

Marktmacht: XXXLutz diktiert Herstellern und Kunden die Preise

Die Machtposition des österreichischen Möbelriesen könnte auf vielfältige Weise dem deutschen und europäischen Möbelmarkt schaden, befürchten Experten. XXXLutz kann zum Beispiel dadurch die Preise der Hersteller drücken, um bessere Margen zu erzielen. Das Bundeskartellamt musste bereits einschreiten, als sich der Möbelhändler Jubiläumsrabatte von den Herstellern bezahlen lassen wollte. Eine mögliche Konsequenz: Durch den Preisdruck fehlt den Herstellern Geld für neue Maschinen, Innovationen und Entwicklungen. Die mögliche Folge: Wettbewerbsnachteile und wirtschaftliche Schieflage. Daraus resultierende Schließungen würden dann zu einem ausgedünnten Angebot führen, worunter auch der Kunde leidet.

Ebenso könnte der Möbelgigant mitbestimmen, was seiner Meinung nach gerade angesagt ist. Auch das führt zu einer Einschränkung des Design-Angebotes. Durch das Aufkaufen der Konkurrenz und dem fehlenden Wettbewerb kommt XXXLutz außerdem immer mehr in die Position, Preise auch gegenüber den Kunden durchsetzen zu können, die nicht unbedingt der Qualität der Möbel entsprechen.

Hausmarken: Marketingmasche des Möbelriesen XXXLutz

Mit Eigenmarken wie Novel oder Dieter Knoll versucht XXXLutz beim Kunden zu punkten. Branchenexperten wie Karl Franz, Dozent an der Möbelfachschule Köln, beschreiben ihre Funktion so: Markennamen schaffen vertrauen und verschleiern, dass es sich nicht um einen Hersteller handelt, sondern um viele, die unter dem Deckmantel des Markennamens im Auftrag von XXXLutz produzieren. Dabei kann es innerhalb einer Hausmarke zu deutlichen Qualitätsunterschieden kommen.

Ein weiterer Effekt ist die Intransparenz beim Preis. Der Kunde kann keinen Preisvergleich beim Konkurrenten anstellen, weil es unter dem Markenlabel das Produkt nur bei XXXLutz gibt. Eine Wettbewerbsverzerrung kann die Folge sein, die der Kunde unter Umständen mit überhöhten Preisen bezahlen muss.

Durch Expansion an die Weltspitze der Möbelbranche

1945 gründen die Eheleute Richard und Gertrud Seifert einen Möbelhandel für Bauernmöbel, die sie auch selbst produzierten. Schnell entwickelt sich das Unternehmen zu einem reinen Möbelhandel. Ab den 1970er-Jahren expandiert es immer weiter, eröffnet pro Jahr bis zu sechs neue Möbelläden. Ende der 70er-Jahre übernehmen die Söhne das Geschäft und führen seitdem den Expansionskurs fort. Das Ziel: Ikea überholen und die Nummer eins werden auf dem europäischen Markt. Um das zu erreichen, übernimmt  XXXLutz zum Beispiel in Deutschland kleinere Möbelhäuser wie Dodenhof, aber auch größere Gruppen wie Mann Mobilia.

Der Umsatz liegt mittlerweile jährlich bei 5,75 Milliarden Euro. Dazu kommt noch der GIGA Einkaufsverband, zudem auch die XXXLutz-Tochter POCO gehört, der weitere 1,6 Milliarden Euro umsetzt. Damit ist die XXXLutz-Gruppe, zu der mittlerweile zehn verschiedene Marken mit eigenen Häusern gehören und die an 16 weiteren großen Möbelhändlern wie Home24 beteiligt ist, auf Platz zwei in Europa und einer der größten Möbelhändler der Welt.

Laut ver.di rabiater Umgang mit Angestellten

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di berichtet, dass bei den Übernahmen durch XXXLutz immer wieder mit der übernommenen Belegschaft rabiat umgegangen werde. Betriebliche Mitsprache durch Betriebsräte beispielsweise werde massiv unterbunden, Mitarbeiter würden, wenn sie zu hohe Gehälter bezögen, weggemobbt. Wegen der Vielzahl von Problemen hat die ver.di-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen sogar eine Broschüre verfasst, um Belegschaften von Möbelhäusern schon im Vorfeld darüber aufzuklären, was auf sie zukommen könnte, sollten sie von XXXLutz übernommen werden.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 12.02.2024 | 20:15 Uhr

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