Was bringt mehr Zinsen: Tages- oder Festgeld?
Die Zeit niedriger Zinsen ist vorbei - ob es nun um Konsumkredite geht, den Dispo oder die Finanzierung einer Wohnung. Auf der anderen Seite locken inzwischen viele Banken mit gestiegenen Guthabenzinsen für sichere Anlagemöglichkeiten. Welche lohnt sich finanziell?
Laut neuen Daten vom Bundesverband Deutscher Volksbanken und Raiffeisenbanken legen Haushalte derzeit je 100 Euro Einkommen im Schnitt 10,60 Euro zurück - das ist ungefähr das gleiche Niveau wie vor der Corona-Pandemie. Manche Experten verwundert dies angesichts hoher Inflation und Verlusten bei den Real-Einkommen. Allerdings: Die Sparquote in Deutschland war auch schon mal höher. Was aber tun mit dem gesparten Geld, wenn unsichere Anlage-Modelle wie Aktien nicht in Frage kommen und zugleich eine sozial- und umweltverträgliche Geldanlage nicht im Fokus steht? Wo gibt es gute Renditen?
Tagesgeldkonto ersetzt kein Girokonto
Noch vor einigen Wochen haben lediglich einige wenige Banken mit Tagesgeldzinsen von 3 Prozent geworben. Inzwischen ist es eine ganze Reihe an Geldinstituten. Und nach Angaben von Vergleichsportalen gibt es teils sogar schon bis 3,3 Prozent Zinsen auf Tagesgeld. Für viele Menschen ist diese Anlagemöglichkeit besonders interessant, denn man kommt praktisch jederzeit an sein Geld. Allerdings ersetzt ein Tagesgeldkonto nicht das Girokonto, denn Überweisungen sind nicht möglich, es ist eher ein Sparbuch. Noch ein Haken: Bei fast allen Banken, die mit vergleichsweise hohen Zinsen werben, gibt es diese nur für Neukunden. Außerdem ist oft die Anlage-Summe begrenzt, für die es den hohen Zinssatz gibt. Und den Sparerinnen und Sparern werden die hohen Zinsen meist nur für eine Dauer von drei bis sechs Monaten gewährt - danach kann es mit dem Zinssatz abwärts gehen, häufig sogar deutlich unter die Ein-Prozent-Marke.
Lohnt sich "Tagesgeld-Hopping"?
Manche Kundinnen und Kunden haben darum die Zinsen für ihr Konto ständig im Blick. Sogenannte Tagesgeld-Hopper beobachten laufend den Markt und eröffnen oder schließen sehr häufig Tagesgeldkonten. Das ist aber mit hohem Aufwand verbunden.
Dennoch lohnt es sich, die Konditionen zu vergleichen: Den Top-Zinssätzen von mehr als 3 Prozent steht ein durchschnittlicher Satz von 1,5 Prozent gegenüber - und manche Banken zahlen gar keine Tagesgeld-Zinsen, unter anderem viele Sparkassen.
Auch für Festgeld oder Termingeld gibt es oft um 3 Prozent Zinsen
Eine andere Anlagemöglichkeit sind Festgeld oder Termingeld. Dort sind die Zinsen für die Dauer der Laufzeit festgeschrieben und man erhält inzwischen oft um die 3 Prozent. Nachteil: Man kommt während der Laufzeit nicht an das Geld ran. Und auch bei dieser Variante sind Angebote von Banken oft eher Lockvogel-Angebote, die nur für Neukunden gelten oder wo es bestimmte Mindest- beziehungsweise Maximal-Einlagehöhen gibt. Außerdem gilt es aufzupassen, dass die Bank nach dem Ende der Laufzeit - wenn es vertraglich so vereinbart ist - nicht automatisch das Konto verlängert. Sonst ist das Geld gleich nochmal für ein paar Jahre zum gleichen Zinssatz festgelegt und nicht kurzfristig verfügbar. Also lohnt sich auch bei Fest- und Termingeld ein genauer Vergleich.
Inverse Zinskurve bei sehr langer Festgeld-Anlage
Und generell gilt: Die Märkte gehen augenscheinlich davon aus, dass die Zinsen auf lange Sicht wieder gesenkt werden. Denn Festgeld, das für zehn Jahre angelegt wird, wird weniger stark verzinst als solches für fünf oder sieben Jahre. Was zunächst paradox klingt, erklärt sich mit der sogenannten inversen Zinskurve. Dahinter verbirgt sich eine Wette auf die Zukunft: Erwartet wird eine Rezession mit wieder sinkenden Zinsen.
In den nächsten Monaten werden die Zinsen aber voraussichtlich erst mal noch weiter steigen - vielleicht lohnt es sich also auch, noch ein paar Wochen abzuwarten, bevor man einen Vertrag abschließt.