Überladene Wohnmobile werden schnell zur tödlichen Gefahr
Das zulässige Gesamtgewicht ihres Wohnmobils haben viele Campingfreunde bei der Fahrt in den Urlaub nicht im Blick. Das kann dramatische Folgen haben.
Camping boomt. Seit 2013 hat sich die Zahl der neu zugelassenen Reisemobile in Deutschland mehr als verdoppelt - auf 1,6 Millionen Fahrzeuge. Wer mit so einem Camper in den Urlaub fährt, will auf nichts verzichten und sich am liebsten wie zu Hause fühlen. Etliche Wohnmobilen verfügen mittlerweile über viel Stauraum - deshalb wird eingepackt, was reinpasst.
Jedes Kilogramm verändert das Fahrverhalten
Das Problem: Mit jedem Kilogramm mehr ändert sich das Fahrverhalten des Fahrzeugs. Der Bremsweg verlängert sich, in der Kurve gerät das Fahrzeug schnell ins Schleudern. Hinzu kommt: Viele Wohnmobile haben eine Heckgarage. Wird diese vollgepackt, könnte die Hinterachse so stark belastet werden, dass das Fahrzeug auf Lenkbewegungen nicht mehr richtig reagiert.
Die Gewichtsfalle: Warum sich so viele Camper verschätzen
Doch auch wer nicht übermäßig Zusatzgepäck einlädt, sollte genau auf das zulässige Gesamtgewicht seines Fahrzeugs achten. Denn allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich nach Angaben des TÜV das Leergewicht der Reisemobile um durchschnittlich 40 Prozent erhöht. Der Grund: Fahrsicherheitsassistenten, Bordelektronik, verstärkte Karosserien und viel technisches Zusatz-Equipment wie Kühlschrank, Fernseher, Standheizung oder Klimaanlage drücken aufs Gesamtgewicht.
Überladung kann teuer werden
Die erlaubte Zuladungslast sinkt, das Maximalgewicht wird immer schneller erreicht. Wer das nicht im Blick hat und von der Autobahnpolizei erwischt wird, dem droht in Deutschland ein Bußgeld. Ab 20 Prozent Überladung gibt es zusätzlich einen Punkt in Flensburg. Im Ausland sind die Strafen zum Teil noch drastischer: So kostet die Überladung in einigen Ländern wie Österreich und der Schweiz bis zu 5.000 Euro. Außerdem wird das Wohnmobil an Ort und Stelle stillgelegt.
Tricks der Hersteller beim zulässigen Gesamtgewicht
Die Zuladungslast ist ein Verkaufskriterium bei Wohnmobilen, deshalb zählt auch für die Automobilhersteller jedes Kilo. Weil sie und auch die Ausbauer kaum Spielraum bei der Grundausstattung haben, wird Gewicht an anderer Stelle eingespart. So verzichten einige Hersteller beispielsweise auf das Ersatzrad oder einen Sitzplatz oder fertigen wichtige Hubstützen aus Plastik statt aus Metall. In einigen Fahrzeug-Modellen sorgt eine Sperre im Tank dafür, dass statt 90 Liter nur noch 60 getankt werden können - damit verringert sich die Reichweite der schweren Reisemobile deutlich.
Ebenfalls ärgerlich ist es, wenn die Fahreinstellung für den Frischwassertank dafür sorgt, dass ein Großteil des Wasservorrats vor Fahrbeginn nahezu komplett abgelassen werden muss. Wer dann auf Stellplätzen ohne Wasseranschluss stehen möchte, hat Schwierigkeiten. Auch Händler tricksen vereinzelt: Sie lassen das Gewicht des Basisfahrzeugs in die Fahrzeugpapiere eintragen und rüsten die Zusatz-Ausstattung wie Klimaanlage, Standheizung oder Markise später nach.
Reisemobile beladen: So packen Urlauber richtig
Wer auf Nummer sicher gehen und keine teure Überraschung bei einer Verkehrskontrolle erleben will, sollte schon beim Beladen genau kalkulieren: Der ADAC rechnet für eine vierköpfige Familie mit einem Durchschnittsgewicht von 475 Kilogramm an Ladung. Wichtig: Auch alle Fahrzeuginsassen - außer dem Fahrer - müssen dabei miteinbezogen werden. Pro Erwachsenem geht man von circa 75 Kilo aus, Kinder und Jugendliche schlagen mit etwa 50 Kilogramm zu Buche.
Beim Beladen sollten Reisende genau darauf achten, das Gepäck gut auf die Achsen zu verteilen und es möglichst bodennah zu verstauen. Schwere Gegenstände müssen gesichert und verzurrt werden. Wer sich nicht sicher ist, ob das Wohnmobil überladen ist, sollte unbedingt vor Urlaubsbeginn mit allem Gepäck und allen Fahrzeuginsassen auf eine Waage fahren. Diese gibt es beispielsweise bei Schrottplätzen oder Werkstätten.