Pflanzenschutzmittel gefährden Insekten im Kleingarten
Wohl kein Gärtner mag Schädlinge, die das selbst angebaute Gemüse oder Zierpflanzen anfressen. Viele greifen deshalb zu Pflanzenschutzmitteln - doch oft mit verheerenden Auswirkungen auf das Ökosystem: Der Einsatz von Pestiziden in Haus- und Kleingärten verursacht Schätzungen zufolge rund zehn Prozent des Insektensterbens. Gefährdet sind vor allem Wildbienen: 39 von etwa 560 Arten sind bereits ausgestorben.
Pflanzenschutzmittel und Unkrautvernichter in der Kritik
Vor allem zwei Wirkstoffgruppen stehen im Verdacht, für das Insektensterben mitverantwortlich zu sein: Neonikotinoide und Glyphosat.
- Neonikotinoide werden in sogenannten Insektiziden verwendet, die bei der Bekämpfung von Schädlingen wie Blattläusen, Milben, Käfern und Raupen zum Einsatz kommen. Die Substanzen führen bei Bienen zu einer Schädigung des Gehirns: Die Insekten verlieren ihren Orientierungssinn und finden nicht mehr zum Bienenstock zurück. Während andere EU-Länder wie Frankreich den Einsatz der umstrittenen Insektizide bereits vollständig verboten haben, wurden in Deutschland nur die drei gefährlichsten Neonikotinoide vom Markt genommen, die hauptsächlich in der professionellen Landwirtschaft zum Einsatz kamen. Viele Neonikotinoid-Produkte für den Einsatz in Kleingärten sind weiterhin im Handel erhältlich.
- Das Herbizid Glyphosat steht schon länger im Verdacht, krebserregend zu sein. Nach einer 2018 veröffentlichten Studie der Universität von Texas soll der Unkrautvernichter aber auch die Darmflora von Bienen schädigen und dadurch deren Immunsystem schwächen. Die Insekten werden anfälliger für Milben und Bakterien und können dadurch schneller sterben.
Pflanzenschutzmittel kritisch überprüfen
Beim Kauf von sogenannten Pflanzenschutzmitteln sollten sich Gärtner nicht ausschließlich auf die Fachberatung im Gartencenter oder Baumarkt verlassen, sondern vorher gründlich im Internet recherchieren. In einer Stichprobe der Markt-Redaktion für die Reihe "Die Tricks der Gartenindustrie" im Jahr 2019 haben mehrere Verkäufer in Baumärkten zur Schädlingsbekämpfung Produkte mit dem Neonikotinoid Acetamiprid angeboten. Diese tragen auf der Verpackung das Label "nicht bienengefährlich" - eine Einstufung des Bundesamtes für Verbraucherschutz, die allerdings auf eigenen Studien der Hersteller basiert.
Im Internet wurden mehrere Pflanzenschutzmittel angeboten, deren Zulassung bereits abgelaufen war. Die Produkte dürften also gar nicht mehr verkauft und nach Ablauf der gesetzlich vorgeschriebenen Verbrauchsfrist auch nicht mehr verwendet werden. Online-Händler sind verpflichtet, auf der Webseite die Zulassungsnummer des Produkts anzuzeigen. Mithilfe der Nummer können Verbraucher in der Datenbank des Bundesamtes für Verbraucherschutz recherchieren, ob das entsprechende Produkt noch zugelassen ist.
Natürlicher Schutz vor Schädlingen
Wer Umweltrisiken vermeiden will, sollte Pestizide aus seinem Garten verbannen und auf ökologische Alternativen wie Brennnesselsud, Essig oder Duftpflanzen wie Lavendel setzen, die Schädlinge genauso effektiv fernhalten können wie Chemieprodukte.