Greenwashing: (K)eine grüne Geschäftsstrategie
Produkte aus recycelten Materialien, weniger Müll und höchste Transparenz bei der Herkunft: Nachhaltigkeit ist ein gutes Verkaufsargument, das nutzen viele Unternehmen. Doch wie ökologisch und fair sind die Produkte wirklich?
Für Unternehmen lohnt sich ein grünes Image. Sie können mit dem schlechten Gewissen ihrer Kunden viel Geld verdienen. Statt bei der Herstellung ihrer Produkte aber ernsthaft und vollständig umzudenken, haben manche Konzerne in der Vergangenheit lieber nur zum grünen Pinsel gegriffen.
Greenpeace definiert Kriterien für Greenwashing
Beim "Greenwashing" versuchen Unternehmen sich durch Behauptungen etwa zu Umweltschutzmaßnahmen oder klimafreundlicher Produktion ein positives Image zu verschaffen, obwohl sie bei genauerer Betrachtung gar nicht so nachhaltig wirtschaften. Greenpeace hat dafür vier Kriterien definiert.
Greenwashing liegt vor, wenn:
- Das Kerngeschäft an sich schon umweltschädlich ist. (Zum Beispiel: Kreuzfahrten und die Kohle- oder Mineralöl-Industrie)
- mehr Geld für Werbung als für den Umweltschutz ausgegeben wird.
- Lobbyarbeit betrieben wird, um den Umweltschutz zu umgehen. Also Umweltschutz vorgaukeln und gleichzeitig die Politik für das Gegenteil beeinflussen.
- Mit Selbstverständlichkeiten geworben wird. Wenn zum Beispiel Auflagen oder Gesetze eingehalten werden, ist das kein grünes Handeln, sondern schlicht: das Befolgen von Gesetzen. (Zum Beispiel, wenn Unternehmen damit werben würden, ab 2025 auf Mikroplastik zu verzichten.)
Greenwashing-Beispiele bei McDonald's und Lidl
Die bundesweite Werbekampagne "I am beautiful" von McDonald's stellte Einweg-Verpackungsmüll als vermeintlich schön und nachhaltig dar. Recherchen der Deutschen Umwelthilfe belegen jedoch, dass noch Zweifel an den angeblich so nachhaltigen Produkten angebracht sind. So bestehen beispielsweise die Happy-Meal-Bücher lediglich zu 40 Prozent aus alten Einwegbechern, die dazu noch in Großbritannien verarbeitet werden. Für neue Papp-Verpackungen werden auch neue Bäume abgeholzt, mit all den damit verbundenen negativen Umweltauswirkungen.
Ist eine Plastikflasche umweltfreundlich? Unbedingt, behauptete Lidl in seinem Werbespot für die "Kreislauf-Flasche". Doch die Flasche sei nicht wirklich umweltfreundlich, die Werbung geschickte Lobbyarbeit, behauptet die Deutsche Umwelthilfe. Der Kreislauf-Flasche wurde eine bessere CO₂-Bilanz bescheinigt als Glasflaschen. Das Problem: Diese Studie wurde von Lidl selbst in Auftrag gegeben. Außerdem wurden zehn Jahre alte Durchschnittswerte von Mehrwegflaschen verglichen.
EU verbietet irreführende Werbung
Drogeriemarktketten wie dm und Rossmann haben in der Vergangenheit einige Produkte ihrer Eigenmarken als "klimaneutral" bezeichnet. Das dürfen sie nicht mehr, urteilte das Landgericht Karlsruhe im Sommer 2023. Es würden damit Erwartungen geweckt, die die Produkte nicht erfüllten, so die Begründung. Geklagt hatte die Deutsche Umwelthilfe. Diese hatte auf den Produkten unter anderem Hinweise vermisst, worin die Klima- oder Umweltneutralität genau besteht, und kritisiert, dass Belastungen für die Umwelt durch das Produkt nicht "eins zu eins" kompensiert würden. Während Rossmann den Begriff "klimaneutral" auf seinen neuen Produkten nicht mehr verwendet, hat sich dm eine neue Nachhaltigkeitsstrategie ausgedacht. Die Drogeriemarktkette setzt bei vielen Artikeln in ihrer Produktlinie "Pro Climate" nun auf den Werbeslogan "Umweltneutral handeln".
Tatsächlich nimmt dm für Umweltschutz-Projekte in Deutschland viel Geld in die Hand. 1,5 Millionen Euro investiert das Unternehmen aktuell dafür. Und auch hinter dem neuen dm-Siegel "Umweltneutral handeln" stehen wissenschaftliche Forschungen. Doch für eine vollständige Kompensation der Produktions-Schadstoffe reicht es offenbar noch nicht. Die Deutsche Umwelthilfe hält deshalb auch diesen neuen Begriff "umweltneutral" für irreführende Werbung.
Eine solche soll in der EU künftig verboten sein. "Umweltfreundlich", "nachhaltig" oder "klimaneutral" - wenn solche Werbe-Aussagen über Produkte nicht nachweisbar sind, dürfen sie nicht verwendet werden. Ein entsprechendes Gesetz hat das EU-Parlament im Januar 2024 beschlossen.