Elektromobilität: Mit Elektroantrieb bequem durch MV?
Mit Elektroantrieb bequem durch Mecklenburg-Vorpommern? Das hängt stark von der Fahrzeugnutzung ab. Im bundesweiten Vergleich hat der Nordosten nur eine geringe Anzahl öffentlicher Ladesäulen zu bieten. Auch die Zahl der zugelassenen E-Autos ist eher niedrig.
Die Anschaffungskosten, die Sorge um die Reichweite und fehlende Lademöglichkeiten sind einer Umfrage unter Autokäufern zufolge nach wie vor die drei Hauptgründe, die Autokäufer zögern lassen. Aber sind diese Sorgen im Herbst 2020 noch berechtigt?
Anschaffungskosten werden konkurrenzfähig
Mit Blick auf die Anschaffungskosten gehörte bisher ein gewisser Idealismus dazu, um sich für den Kauf eines E-Autos zu entscheiden. Insbesondere im Klein- und Kompaktwagenbereich lagen diese für ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug deutlich höher als bei vergleichbaren Modellen mit Verbrenner-Antrieb. Mit der Erhöhung der Kaufprämie auf insgesamt 9.000 Euro für Fahrzeuge mit einem Netto-Kaufpreis von unter 40.000 Euro werden insbesondere elektrisch angetriebene Kleinwagen auf durchaus konkurrenzfähige Preise gedrückt. Und gerade wurde diese Prämie bis 2025 verlängert. Bei Modellen unterschiedlicher Automarken düst der Kunde schon nach Zahlung von etwa 16.000 Euro elektrisch durchs Land, wenn er sich für ein Basismodell entscheidet. Bei den Platzverhältnissen und Ausstattungsmöglichkeiten hat sich ebenfalls Einiges getan.
Leiser unterwegs mit Elektroantrieb
Das Geräuschniveau ist insbesondere im Stadtverkehr sehr niedrig. Dazu kommt der Reiz des E-Antriebes: Auch mit (in der Kleinwagenklasse) vergleichsweise geringer Leistung der Antriebe sprinten E-Autos vergnüglich, da die E-Motoren ihre volle Kraft fast ansatzlos abgeben. So spricht in dieser Autoklasse eigentlich kaum mehr etwas gegen die elektrischen Varianten - zumindest vom Kaufpreis her betrachtet.
Benzinantrieb bleibt günstiger
Oder etwa doch nicht? Ein Problem bleibt: Es geht auch billiger. Denn wer sehr sparsam an das Thema Autokauf herangeht, fährt mit Benzinantrieb noch immer günstiger. Die mit Abstand günstigsten Kleinwagen auf dem Automarkt haben allesamt Benzinantriebe und unterbieten die Anschaffungspreise der E-Mobile um einige Tausend Euro. Im eher kaufkraftschwachen Mecklenburg-Vorpommern sind eben diese Modelle sowie der Gerbauchtwagenmarkt nicht ohne Grund sehr erfolgreich.
Realitäts-Check: Reicht die Reichweite?
Reichweiten für Elektrofahrzeuge von etwa 300 bis 400 Kilometer klingen in den Ohren von benzin- und dieselbetriebenen Fahrzeughaltern zunächst nicht allzu verheißungsvoll. Insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Zahl der Lademöglichkeiten vergleichsweise gering ist, die Anzahl der Pendler jedoch hoch. Bei einem durchschnittlichen Arbeitsweg von etwa 30 Kilometern im Nordosten wird jedoch selbst ein vergleichsweise reichweitenschwaches E-Auto mit 200 Kilometern Reichweite zur Alternative. Der Arbeitsweg könnte also drei Tage hintereinander elektrisch bewältigt werden, erst dann heißt es "ab an die Säule!". Für die etwa 75.000 Langstreckenpendler aus Mecklenburg-Vorpommern mit Tagesfahrleistungen bis zu 200 Kilometern täglich lohnt sich dies jedoch nur, wenn an der Arbeitsstelle eine Ladesäule wartet. Strecken über 400 Kilometer - etwa in den Urlaub oder zu Verwandten - müssen jedoch nach wie vor gut geplant werden.
Wie klappt es mit dem Laden?
Besitzer von Eigenheimen mit Grundstück sind in einer komfortablen Situation. Für rund 1.000 Euro können diese eine heimische Ladestation installieren lassen und sind fast alle Sorgen los. Ab dem 24. November gibt es zudem noch eine Förderung für heimische Ladestationen in Höhe von 900 Euro vom Bund - zumindest, wenn die Station Ökostrom ins Auto pumpt.
Eigene Ladesäule? Unbedingt beraten lassen
Je nach Region unterstützen mancherorts auch örtliche Energieversorger solche Projekte finanziell sowie beratend. Stichwort Beratung: Sie sollte unbedingt vor der Anschaffung eines E-Autos erfolgen, denn manchmal ist es aufgrund der baulichen Gegebenheiten sehr teuer oder gar nicht möglich, eine Ladestation zu installieren. Wesentlich schwieriger ist die Situation für Stadtbewohner ohne eigene Immobilie. Ein Ladekabel über den Bürgersteig zum Auto ist keine gute Idee, sie sind auf öffentliche Ladestationen angewiesen.
Die Zahl öffentlicher Ladesäulen wächst
Bei der Anzahl der Ladestationen steht Mecklenburg-Vorpommern zusammen mit Bremen und dem Saarland im Ländervergleich auf den letzten Plätzen. Jedoch ist diese Zahl innerhalb eines Jahres gestiegen sowie weiteres Wachstum geplant. Erschwerend hinzu kommt, dass es nach wie vor keinen Standard gibt - weder für die Stecker noch für die Bezahlsysteme der unterschiedlichen Anbieter. Auch die Strompreise variieren je nach Anbieter um bis zu 100 Prozent.
Welche Vorteile bieten Hybridfahrzeuge?
Vereint ein Plug-in-Hybridfahrzeug das Beste aus beiden Welten? Plug-In-Hybride werden von einem Verbrennungsmotor angetrieben. Zusätzlich unterstützen ein oder mehrere Elektromotoren den Antrieb. Die Batterie für den Elektroantrieb wird per Stromkabel an einer Ladestation oder der Haushaltssteckdose geladen. Das System ermöglicht verschiedene Fahrmodi: Entweder unterstützt der E-Antrieb den Verbrennungsmotor, beide laufen also zusammen. Die Fahrzeuge können aber auch rein elektrisch gefahren werden, dann bieten Plug-In-Hybride Reichweiten von 40 bis 60 Kilometern. Wie das Zusammenspiel der Motoren funktionieren soll, kann der Fahrer bestimmen. Denkbar ist zum Beispiel: Sie starten ihre Fahrt rein elektrisch in der Stadt, legen dann die Reise in eine andere Stadt per Verbrenner plus elektrischer Unterstützung zurück. Im Zielort rollt das Auto dann elektrisch die letzten Kilometer ans Reiseziel.
Bundesregierung lockt mit Zuschüssen
Ist die Strecke nicht länger als 40 bis 60 Kilometer, schafft der Wagen den Weg zur Arbeit auch rein elektrisch und - je nach Herkunft des getankten Stroms - auch emissionsfrei. Das alles stuft die Bundesregierung als förderwürdig ein. Zum Einen gibt es Zuschüsse beim Kauf eines solchen Fahrzeuges, zum Anderen locken steuerliche Vorteile, sowohl bei der Kfz-Steuer als auch bei der Nutzung als Dienstwagen. Wie umweltfreundlich so ein Plug-In-Hybrid ist, hängt jedoch stark vom Fahrer ab. Mit Ökostrom sinkt die Belastung für die Umwelt deutlich, hängt dann aber immer noch entscheidend vom eingebauten Verbrennungsmotor und dem eigenen Fahrstil ab. Zudem liegen die Plug-In-Hybride auch trotz Förderung in eher höheren Preissegmenten.