Ein Parkplatz für Elektroautos. © Picture Alliance Foto: Arne Dedert

Elektroautos: Eine Alternative zu Diesel und Benziner?

Stand: 19.05.2022 15:49 Uhr

Mit Zuschüssen der Bundesregierung und der Hersteller kostet ein Elektro-Kleinwagen kaum mehr als ein vergleichbares Auto mit Benzin- oder Diesel-Antrieb. Aber sind Elektroautos wirklich eine gute Wahl?

von Claudius Maintz

Beim Kauf eines vollelektrischen Autos erhalten Verbraucher von Staat und Herstellern 9.000 Euro Umweltprämie. Der Antrag ist beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zu stellen. Einzige Einschränkung: Das E-Auto darf nicht mehr als 40.000 Euro kosten (Netto-Listenpreis). Der Anreiz für den Kauf von Elektroautos zeigt bereits Wirkung: Waren im September 2019 nur knapp vier Prozent der neu zugelassenen Autos elektrisch, lag der Anteil im September 2020 schon bei 15,6 Prozent.

E-Auto-Prämie nutzen: Preisvergleich mit Benzinern

Beispiel Hyundai Kona: Der kleine SUV kostet als Benziner ab 20.390 Euro, die Elektro-Version fast 35.650 Euro, also gut 15.000 Euro mehr. Aber: Der Bund fördert E-Autos mit 6.000 Euro (E-Auto-Prämie), die Hersteller legen mindestens noch einmal 3.000 Euro drauf. Hyundai sogar 3.570 Euro, macht insgesamt 9.570 Euro Zuschuss, die vom ursprünglichen Kaufpreis abgezogen werden können. Somit schmilzt die Preisdifferenz zwischen Benziner und Elektro in diesem Beispiel auf 5.690 Euro.

Allerdings sind Elektroautos aufgrund der momentan extrem hohen Spritpreise viel günstiger als Verbrenner. Der Kona Elektro verbraucht im ADAC-Test 14,3 kWh/100 km. Lädt man zu Hause und zahlt 0,32 Cent pro Kilowattstunde, sind das 4,58 Euro auf 100 Kilometer. Der günstigste Benziner dagegen schluckt beim ADAC-Test 6,1 Liter Super. Rechnet man mit zwei Euro pro Liter, sind das 12,20 Euro je 100 Kilometer.

Elektroautos haben niedrigere Betriebskosten als Benziner

E-Autos sind weniger wartungsintensiv als Verbrenner. Sie haben beispielsweise keinen Auspuff, der kaputt gehen könnte. Auch Ölwechsel entfallen komplett. Allerdings hat die Allianz ausgerechnet, dass Reparaturen aufgrund neuer Sicherheits- und Ausbildungsanforderungen im Einzelfall deutlich teurer werden können.

Akku-Austausch kann teuer werden

Teuer werden kann allerdings die Anschaffung eines neuen Akkus: Der Austausch der Batterie kann fünfstellige Euro-Beträge kosten. Verbraucher sollten daher auf eine möglichst lange Herstellergarantie für den Akku achten.

Reichweite: Bis zu 450 Kilometer mit einer Akkuladung

Moderne Elektroautos haben eine Reichweite von bis zu 450 Kilometer, ältere Modelle meist nur 250 oder 300 Kilometer. Bei flotter Fahrweise müssen die Fahrzeuge schon früher wieder an die Ladestation. Ein größerer Akku kann die Reichweite des Autos erhöhen. Aber: Durch das höhere Gewicht steigt der Stromverbrauch - und das wiederum reduziert die Reichweite.

Um die Reichweite zu erhöhen, lässt sich bei den meisten E-Autos die sogenannte Rekuperationsrate einstellen. Dabei handelt es sich um die Energie-Rückgewinnung, sobald der Fuß vom Gaspedal geht. In der Stadt ist es sinnvoll, einen hohen Wert zu wählen. So wird beim Bremsen vor jeder roten Ampel wieder etwas Strom in die Batterie geladen. Auf dem Land dagegen ist es ratsam, das Auto einfach rollen zu lassen. Im Stadtverkehr sind E-Autos dagegen deutlich sparsamer als Benziner oder Diesel.

Warum das Laden von E-Autos oft lange dauert

Ein Grund für lange Ladezeiten ist ein Bauteil im Elektroauto, das den Wechselstrom (AC) etwa aus städtischen Säulen in Gleichstrom (DC) für den Akku umwandelt. Der sogenannte Wechselrichter verträgt oft nur einen Teil der Leistung, der aus der Ladesäule kommen könnte - also zum Beispiel statt möglicher 22 Kilowatt (kW) nur 7,2. Viele Hersteller bieten einen größeren Wechselrichter an, allerdings nur gegen Aufpreis.

Schnellladesäulen entlang von Autobahnen

Bei Schnellladesäulen, zum Beispiel entlang von Autobahnen, wird der zum Laden der Batterie erforderliche Gleichstrom bereits außerhalb des Autos erzeugt und fließt direkt in den Akku. Die schnellsten Ladegeräte erreichen momentan 350 kW. Theoretisch ließe sich die Batterie eines E-Autos in weniger als zehn Minuten laden. Doch nur wenige Autos - etwa der Porsche Taycan oder der Tesla Model 3 - können so hohe Ladeleistungen verarbeiten.

Doch auch hier liegen die Spitzenleistungen oft nur ein paar Minuten an. Um den Akku zu schonen, regelt die Ladesäule die Leistung herunter. Das letzte Fünftel einer Batterie mit Strom zu füllen, dauert in der Regel so lange wie die ersten zehn bis 80 Prozent. Grund: Die geladenen Teilchen (Ionen) brauchen am Ende länger, um in der Batteriestruktur einen freien Platz zu finden. Wer es eilig hat, geht deshalb für acht bis zehn Minuten an den Schnelllader und kommt so die nächsten 100 Kilometer weit. Auf Langstrecken laden viele Fahrer von E-Autos den Akku daher niemals ganz voll.

E-Autos: Lade- und Reichweiten-Probleme bei Kälte

  • Batterie: Bei Temperaturen unter null Grad Celsius kann die Batterie des E-Autos einfrieren: Der Elektrolyt, in dem sich die Lithiumionen bewegen, wird extrem zäh. Dann passiert an der Ladesäule nichts, der Akku bleibt leer. Deshalb sollten Elektroautofahrer ihren Wagen im Winter abends direkt nach der Ankunft aufladen.

  • Reichweite: Die meisten E-Autos haben bei Kälte eine geringere Reichweite. In einem Praxistest von Markt sank sie beim Renault Zoe nach einer Nacht im minus 15 Grad kalten Kühlcontainer von 219 auf 181 Kilometer. Mit eingeschalteter Heizung oder Klimaanlage fällt der Wert weiter. Etwas Abhilfe schaffen hier Wärmepumpen-Heizungen, die im Gegensatz zu rein elektrischen Heizungen weniger Energie verbrauchen.

Warnung vor leerem Akku

Autos mit Verbrennungsmotor signalisieren deutlich, wenn der Kraftstoff zur Neige geht. E-Autos fordern noch stärker zum Ansteuern einer Ladesäule auf - in mehreren Stufen, zum Teil mit lauten Warngeräuschen.

Besonders teure Modelle wie zum Beispiel der Porsche Taycan (ab 104.000 Euro) besitzen sogar einen elektrischen "Rettungsschirm" für den Fall, dass das Auto auf einem Bahnübergang oder in einer Autobahn-Baustelle liegen bleibt. Ein erneuter Druck auf den Startknopf mobilisiert dann letzte Kräfte für maximal fünf Kilometer. Bei Tesla gibt es eine ähnliche Funktion.

E-Autos können gefährlich leise sein

Autos mit konventionellen Antrieben sind zwar deutlich leiser geworden. Doch die meisten Passanten hören sie immer noch. Dagegen surren E-Autos scheinbar lautlos über die Straße. Dadurch kann es zu Unfällen kommen. Deshalb müssen neue Elektroauto-Modelle laut EU-Verordnung seit dem 1. Juli 2019 bei Geschwindigkeiten bis 20 km/h ein Geräusch erzeugen.

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Dieses Thema im Programm:

Die Tricks | 23.05.2022 | 21:00 Uhr

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