Das Cushing-Syndrom bei Hunden
Wenn der Vierbeiner viel trinkt, Haare verliert, matt ist und der Bauchumfang sichtlich größer wird, kann sich dahinter eine Erkrankung verbergen, die man auch vom Menschen kennt: das Cushing-Syndrom. Die Krankheit wurde von dem Neurochirurgen Harvey Cushing entdeckt, daher der Name. Auslöser ist ein ständig erhöhter Cortisolspiegel. Cortisol wird in den Nebennierenrinden als körpereigener Abwehrstoff gebildet. Die krankhafte Überproduktion des Hormons verursacht jedoch Probleme. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich, mitunter sogar Folge ärztlicher Therapien.
Überproduktion von Cortisol löst Krankheit aus
Viele Menschen kennen das: Bei Entzündungen wird Cortison verschrieben. Eine hohe Dosis über einen längeren Zeitraum muss jedoch genau im Auge behalten werden, da sonst die Gefahr von Folgeschäden entsteht. Die Erkrankung wird jedoch wesentlich häufiger durch eine Überproduktion von körpereigenem Cortisol hervorgerufen. Eigentlich soll diese Körper-Feuerwehr den Zuckerstoffwechsel und den Blutdruck so regulieren, dass Entzündungen mit "Bordmitteln" bekämpft werden. Tatsächlich führt die Cortisol-Schwemme in der Blutbahn zu Zuckerkrankheit und Infektionskrankheiten, beispielsweise durch Pilze, Bakterien oder Parasiten.
Unbehandelt ist der Verlauf von Cushing letztendlich tödlich, zumal bei über 80 Prozent der Fälle Tumore in der Hirnanhangsdrüse der Auslöser der Cortisol-Überproduktion sind.
Einige Hunderassen sind besonders gefährdet
Grundsätzlich kann das Cushing-Syndrom bei allen Rassen auftreten. Katzen sind jedoch deutlich seltener betroffen als Hunde. Bei Letzteren gelten vor allem Terrier, Dackel, Boxer, Beagle und Pudel als besonders gefährdet. Auch Alter und Geschlecht spielen eine Rolle, denn Hündinnen erkranken häufiger als Rüden, ältere Hunde sind stärker betroffen als junge.
Betroffene Tiere haben meist großen Durst
Beim Menschen erkennt man die tückische Krankheit recht schnell: gesteigerte Fettleibigkeit und das typische, aufgedunsene "Mondgesicht" sind sichere Anzeichen für eine Überproduktion des körpereigenen Cortisols. Bei Tieren sind die körperlichen Anzeichen nicht ganz so eindeutig. Wie die Bezeichnung "Syndrom" schon andeutet, sind die Erscheinungsformen vielfältig. Fast alle betroffenen Tiere zeigen jedoch einen starken Durst und eine erhöhte Urinausscheidung. Leider passiert das auch unkontrolliert in der Wohnung, weil die Tiere die Ausscheidungen nicht mehr so gut steuern können. Gleichzeitig entwickeln sie einen Heißhunger. Der Bauchumfang nimmt deutlich zu bis hin zum "Pendelbauch", bei gleichzeitig dünnen Beinen.
Haarausfall und Atemprobleme weitere Symptome
Ein weiteres Alarmsignal ist der Haarausfall: Hunde verlieren die Behaarung an ihren Hinterläufen, in der Schwanzregion, am Rücken, auf dem Kopf und an den Pfoten. Durch den Haarausfall wird eine dünne, pergamentartige Haut sichtbar. Pigmentierungen und Hauterkrankungen zeichnen sich darauf schnell ab. Zudem ist die Wundheilung beeinträchtigt.
Auch am veränderten Verhalten lässt sich ablesen, dass es den Tieren nicht gut geht: Hunde wirken matt, können nur noch mühsam ins Auto springen und besitzen auf Spaziergängen wenig Ausdauer: Sie beginnen zu zittern, bekommen Atemprobleme und hecheln verstärkt.
Diagnose- und Therapieverfahren beim Tierarzt
Zeigt ein Tier eine oder mehrere Auffälligkeiten, die der Beschreibung entsprechen, sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden. Anhand von Blut- und Urinuntersuchungen kann die Diagnose zweifelsfrei erstellt werden. Der Hamburger Tierarzt Dr. Fabian von Manteuffel führt zudem einen sogenannten ACTH- Test (Adrenocorticotropes-Hormon-Test) durch: Das ist eine Art Stresstest für die Produktion körpereigenen Cortisols. "Der Hund bekommt eine Substanz gespritzt, die seinen Nebennieren die Sporen gibt. An der Art, wie das Cortisol ansteigt, kann man erkennen, ob der Hund erkrankt ist, also zu viel Cortison produziert. Das fügt dem Tier aber keine Schmerzen zu."
Medikamente können Symptome lindern
Das Cushing-Syndrom ist nicht heilbar, die Symptome können jedoch medikamentös gelindert werden. In der Regel erfolgt eine Behandlung mit dem Wirkstoff Trilostan. Dieser hemmt die Cortisol-Produktion und kann die Vitalität der Tiere wiederherstellen. Ein leberschonendes und leicht verdauliches Futter ist ebenfalls Teil des Behandlungsplans.
Mit einer täglichen Medikamentengabe, sorgfältiger Überwachung und regelmäßigen Kontrollen durch den Tierarzt lässt sich die Lebensqualität der Tiere deutlich steigern. Von Manteuffel weist jedoch auch darauf hin, dass nicht jede Therapie erfolgreich verläuft: "Entscheidender Faktor ist, ob die Hunde das Medikament vertragen. Das ist leider nicht immer der Fall."