Darum sind die Holzpreise explodiert
Holz, Stahl, Dämmmaterial – Baustoffe sind knapp und werden immer teurer. Das liegt nicht nur am anhaltenden Bauboom. Verbraucher brauchen jetzt einen langen Atem.
Deutschland ist im Bau-Boom - egal ob Handwerkerarbeiten oder Hausbau. Ein wichtiger Baustoff ist dabei Holz. Und das sorgt für Probleme: Denn die Nachfrage nach Holz ist seit der Corona-Krise geradezu explodiert - das zeigt sich auch in den Preisen. Im Mai 2020 kosteten 2,4 Kubikmeter Bauholz an der US-Rohstoffbörse Chicago Mercantile Exchange noch 250 US-Dollar. Im Mai 2021 ist der Preis auf 1.500 US-Dollar gestiegen. Ein Anstieg innerhalb eines Jahres um 500 Prozent.
Gründe für den Holz-Preisboom liegen im Ausland
Die Gründe für die Preisexplosion liegen vor allem am Ausland, wissen Experten. “Die konjunkturelle Erholung in der Welt ist sehr viel rascher gekommen als erwartet. In den USA, in China, aber auch in Europa ist die Bautätigkeit sehr stark. Wir haben insbesondere in den USA ganz dramatische Engpässe beim Holz”, sagt Rohstoffexperte Hans-Jürgen-Gern vom Kieler Institut für Weltwirtschaft.
Vor allem die USA kaufen deshalb jetzt viel mehr in Europa ein. Hinzu kommt, dass andere Holzlieferanten wie Russland oder Kanada einen Exportstopp erlassen haben oder aufgrund eines Käferbefalls weniger exportieren. Deutsches Holz ist deswegen noch gefragter. Laut Statistischem Bundesamt sind die Ausfuhren von Rohholz aus Deutschland 2020 im Vergleich zu 2019 um 43 Prozent auf rund 12,7 Millionen Kubikmeter gestiegen. Im langfristigen Vergleich hat sich die Menge von ausgeführtem Rohholz seit 2015 mehr als verdreifacht.
Alternativen zum Bauen mit Holz
Wer baut, für den könnten sich zurzeit Alternativen zu Holz als Material anbieten. Folgende Möglichkeiten gibt es:
- Lehm ist ein nachhaltiger Wandbaustoff, der sich einfach abbauen und verarbeiten lässt. Er ist schadstofffrei und wirkt sich positiv auf das Wohnklima aus, denn er speichert Wärme sowie Feuchtigkeit. Lehm ist recyclebar, massive Lehmwände besitzen zudem eine hohe Wärmespeicherfähigkeit und ein hohes Absorptionsvermögen gegenüber Luftfeuchte, was sich günstig auf das Raumklima auswirkt.
- Natursteine kommen vor allem als Bodenbelag in Haus und Garten zum Einsatz. Der Naturstein Granit ist besonders beliebt, weil er kratzfest und frostbeständig ist.
- Kalamitätsholz - Holz, das durch Umwelteinflüsse oder den Borkenkäfer gezeichnet ist, stellt keinen minderwertigen Rohstoff dar, sondern verfügt über nahezu identische Eigenschaften wie herkömmliches Bauholz. Zu Schnittholz verarbeitetes Käferholz ist durch Produktionsprozesse garantiert käferfrei. Der Einsatz von heimischem Kalamitätsholz unterstützt außerdem die regionale Wertschöpfung und hilft regionalen WaldbesitzerInnen.
- Wenn Holz immer teurer wird, eignen sich auch Metalle wie Stahl und Aluminium zum Beispiel beim Carport-Bau. Beide Materialien sind witterungsbeständig und lange haltbar. Für die Pflege genügt eine gelegentliche Reinigung mit Wasser. Zudem sind beide Metalle stabil. Ein weiteres Plus: Carports aus Aluminium sind besonders leicht und mit entsprechenden Beschichtungen farblich individuell gestaltbar. Kostengünstig ist ein Carport aus Metall allerdings nicht.
Handwerksbetriebe nutzen Preisgleitklauseln
Viele Handwerksbetriebe setzen bei neuen Verträgen auch auf Preisgleitklauseln, um sich das Recht einzuräumen, bei einer Erhöhung der Kosten den Preis anzupassen. Die Klausel wirkt jedoch in beide Richtungen: Wenn die Krise sich wieder abschwächt, hätte auch der Verbraucher etwas davon, weil er dann einen geringeren Preis zahlt.
Kathrin Heerdt, Fachanwältin für Baurecht, empfiehlt Verbraucherinnen und Verbrauchern, mit den Unternehmern in Kontakt zu treten und eine möglichst einvernehmliche Lösung zu finden. Es komme auch auf den Anteil des Holzmaterials am Bau an. Heerdt rät, beispielsweise für einen Bau einen Komplettpreis zu vereinbaren, statt mit einzelnen Gewerken Verträge abzuschließen. Das kann die Bauherrinnen und Bauherren ebenfalls vor stark ansteigenden Preisen schützen.
Keine Entspannung bei den Holzpreisen in Sicht
Wer nicht auf Holz als Baustoff verzichten will, braucht auch in den kommenden Monaten auf jeden Fall Geduld. Experten rechnen nicht damit, dass sich die Situation vor dem Herbst entspannt. “Wir haben es mit einem weltweiten Konjunkturaufschwung zu tun. Die Nachfrage nach Rohstoffen und auch Baustoffen wird vermutlich noch längere Zeit sehr hoch sein”, so Rohstoffexperte Gern.