Brille online kaufen: Darauf ist zu achten
Die Vorstellung ist angenehm: Ohne Fahrerei und lange Wartezeiten einfach eine Brille vom Sofa aus im Internet bestellen, individuell angepasst, mit modernem Gestell. Doch dabei gilt es einige Punkte zu beachten.
Die Auswahl ist groß, es gibt günstige Eigenmarken, aber auch viele Markenbrillen online zu kaufen. Und auch bei den Gläsern bieten Händler im Internet eine große Auswahl: Vom günstigen Glas für unter hundert Euro bis zu deutschen Markengläsern lässt sich inzwischen alles bestellen. Sonderwünsche wie gehärtetes Glas, Entspiegelung oder Blaulichtfilter sind bei fast allen Anbietern kein Problem.
Neben den reinen Online-Angeboten gibt es inzwischen auch viele Optiker, die sowohl einen Online- als auch Filialverkauf anbieten. Die Grenze zwischen Online-Anbietern mit Filialen und Optikerketten mit Verkauf über das Internet sind fließend und machen letzten Endes für den Kunden auch keinen Unterschied.
So funktioniert der Brillenkauf online
Ohne einen Brillenpass oder ein Rezept vom Augenarzt geht gar nichts. Neben den typischen Werten (Hornhautkrümmung, Achse, Dioptrien, Addition) verlangen viele Anbieter zwingend die Pupillendistanz. Diesen Wert kann ein Augenarzt oder Optiker problemlos ermitteln.
Einige Verkaufsportale bieten auch an, diesen Wert online zu ermitteln. Das hat im Versuch der Redaktion von NDR Markt allerdings nicht zuverlässig geklappt. Zudem ist es in Deutschland juristisch umstritten, ob ein Laie einen Teil seiner Werte selbst ermitteln sollte oder ob das Fachkräften (Optikern) überlassen bleibt.
Der Kauf von Brillen hat einige Vor- aber auch mögliche Nachteile:
Pro:
- Im besten Fall günstig.
- Einfacher Bestellprozess.
- Eine kostenlose Rückgabe der Brille ist möglich. Die Fristen unterscheiden sich hier aber teilweise stark, je nach Anbieter.
- Auch Markenhersteller befinden sich im Angebot.
- Je aufwendiger die Gläser, desto geringer ist der preisliche Unterschied zu einem stationärem Optiker.
- Online die Sehwerte zu bestimmen ist nicht zertifiziert.
- Nur begrenzte Beratung nach dem Kauf.
- Ohne aktuelle Sehwerte nicht sinnvoll. Der Gang zum Arzt oder Optiker ist unbedingt empfehlenswert.
- Nach dem Erhalt der Brille muss diese noch von einem Optiker angepasst werden.
Problem: Online-Optiker fragen nicht alle Werte ab
Ein Nachteil ist, dass die vier von Markt ausprobierten Anbieter nicht jeden Wert abfragen, der möglich ist. Darunter fällt zum Beispiel der HSA-Wert (Hornhautscheitelabstand). Dieser Wert ist wichtig, um zu wissen, wie groß oder klein der Abstand zwischen der Oberfläche des Auges und des Brillenglases sein muss, damit die restlichen Werte stimmen.
Auch die Einschleifhöhe der Gläser wird nicht abgefragt. Das wird schnell zum Nachteil bei Gleitsichtbrillen. Wenn die Einschleifhöhe falsch abgebildet wird, man schlimmstenfalls den Kopf in den Nacken legen, um gut durch die Brille sehen zu können.
Brille aus dem Internet: Krankenkassen zahlen oft nicht
Die Brillenrechnung eines Online-Anbieters kann übrigens nicht bei der gesetzlichen Krankenkasse eingereicht werden. In der Regel wird diese dort nicht akzeptiert. Anders ist das bei der privaten Krankenversicherung. Hier ist eine Kostenerstattung beim Online-Kauf in bestimmten Fällen möglich.
Im besten Fall ist der Kauf einer Brille über das Internet zumindest günstig. Allerdings nur dann, wenn ein aktueller Brillenpass vorliegt und man seine Werte genau kennt. Häufig bleibt einem der Gang zum Optiker vor oder nach dem Kauf jedoch nicht erspart.