Bodenwerder: Zu Besuch bei Münchhausen
Fast jedes Kind hat schon vom Lügenbaron Münchhausen gehört. Geboren wurde er vor 300 Jahren im Weserstädtchen Bodenwerder. Dort trifft man ihn noch auf Schritt und Tritt.
Er ritt auf einer Kanonenkugel, zog sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf und trabte mit einem halben Pferd umher: Die verrückten Abenteuer des Barons Münchhausen sind weltberühmt. Dass es den legendären Lügenbaron tatsächlich gab, ist weniger bekannt. Im Weserörtchen Bodenwerder, zwischen Hameln und Holzminden, war er zu Hause. Bis heute stößt man dort überall auf Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, der 1720 dort geboren und 1797 in der Klosterkirche beigesetzt wurde.
Museum widmet sich dem Lügenbaron
Das ehemalige Herrenhaus der Familie Münchhausen dient heute als Rathaus. Die "Schulenburg", ein weiteres Gebäude auf dem ehemaligen Gutshof der Adelsfamilie am Rand der Altstadt, beherbergt ein Münchhausen-Museum. Seit 2013 darf Bodenwerder ganz offiziell den Zusatz "Münchenhausenstadt" tragen. In diesem Jahr feiert die Stadt das 300. Jubiläum des Lügenbarons - Corona-bedingt können allerdings nicht alle ursprünglich geplanten Veranstaltungen stattfinden. Das Museum ist aber inzwischen wieder geöffnet und zeigt eine Ausstellung über den Jubilar.
Fachwerkhäuser am Weserufer
Bodenwerder ist auch für seine attraktive Lage an der Weser bekannt. Schon 1287 erhielt der Ort, der auf einer Insel (Werder) in der Weser angelegt worden war, die Stadtrechte. Noch heute stehen ein Festungsturm, die halbrunde Bastion und Teile der Stadtmauer als massive Relikte der langen Geschichte.
Dutzende Fachwerkhäuser prägen den historischen Ortskern, darunter das älteste Wohnhaus von 1484. Eine lange Weser-Promenade lädt zum Bummel am Wasser ein - mit Blick auf die umliegenden Höhenzüge des Weserberglandes. Im Sommer legen regelmäßig Ausflugsschiffe an, die zu Rundfahrten und Touren auf der Weser bis nach Hameln starten. Am zweiten August-Samstag sorgt das Lichterfest mit Lasershow und großem Feuerwerk auf und an der Weser für eine weitere Attraktion.
Münchhausen als Musical und ein Redner-Preis
Beim Münchhausen-Musical, das zwischen Mai und Anfang September an jedem 2. und 4. Sonntag im Monat in der Innenstadt aufgeführt wird, können Besucher die fantasievollen Geschichten des Barons als Freilichtspiel verfolgen. Die 50-minütige Aufführung beginnt um 15 Uhr, der Eintritt ist frei.
Die große Bedeutung des Adligen für Bodenwerder zeigt sich auch in der jährlichen Verleihung des Münchhausen-Preises. Damit ehrt die Stadt Menschen mit "besonderer Begabung in Darstellungs- und Redekunst, Fantasie und Satire". Zu den Preisträgern gehören Dieter Hallervorden, Annette Frier und Frank Elstner.
Wer war Münchhausen?
Doch wer war der Baron von Münchhausen wirklich? Tatsächlich wurden die zahlreichen abstrusen Abenteuer der historischen Person Freiherr von Münchhausen einfach zugeschrieben. Überliefert ist, dass dieser gerne mit abenteuerlichen Geschichten aus seiner Militärzeit in Russland prahlte. Mit seinen Anekdoten war er ein gern gesehener Gast auf jedem Fest. Doch 1785 veröffentlichte ein unbekannter Autor unter dem Namen des Freiherrn ein Buch: "Die tollkühnen Abenteuer des Baron Münchhausen". Das Buch war prallvoll mit den unglaublichsten Geschichten: Es machte Münchhausen zwar berühmt, ruinierte aber seinen Ruf - nun galt er als der "Lügenbaron".