Rasender Roland: Mit der Schmalspurbahn zu Rügens Seebädern
Rügen auf gemütliche Art entdecken: Die historische Schmalspurbahn "Rasender Roland" ist mit maximal Tempo 30 unterwegs. Sie verbindet Ausflugsziele wie das Schloss Granitz und das Seebad Binz.
Nostalgische Dampflokomotiven und restaurierte historische Waggons auf Schmalspurgleisen: Was klingt wie eine reine Museumsbahn, ist fester Bestandteil des Nahverkehrssystems auf der Ostseeinsel Rügen und gleichzeitig eine Attraktion für Touristen.
Der "Rasende Roland" fährt täglich alle zwei Stunden im Südosten der Insel auf der Strecke zwischen Putbus und Göhren. Die Züge stoppen unterwegs nicht nur an den Bahnhöfen in Binz, Sellin Ost und Baabe, sondern bei Bedarf auch an zahlreichen kleineren Haltepunkten wie dem Jagdschloss Granitz. In der Hauptsaison verkehrt die Bahn zwischen Göhren und Binz ungefähr einmal die Stunde.
Bummelzug: 24 Kilometer in rund 80 Minuten
Hektische Eile ist dem "Rasenden Roland" fremd: Für die 24,1 Kilometer lange Strecke benötigen die Züge rund 80 Minuten. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei gemächlichen 30 Kilometern pro Stunde. Warum die traditionell langsame Bahn "Rasender Roland" genannt wird, ist übrigens nicht eindeutig geklärt. Vermutlich gaben sächsische Bergarbeiter, die in den 1950er-Jahren zahlreich nach Rügen kamen, den Zügen diesen Beinamen - sicher nicht ohne Ironie.
Strecke Putbus - Lauterbach Mole nur im Sommer
Die Geschichte der Kleinbahn reicht bis ins Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Ab 1895 entstand auf Rügen ein Schienennetz mit einer Spurweite von 750 Millimetern, am 21. Juli 1895 fuhr der erste Zug von Putbus nach Binz. Bis 1918 wurden die Schienen auf fast 100 Kilometer Länge ausgebaut. Die Strecke Putbus - Göhren erwies sich langfristig als wirtschaftlich günstigster Abschnitt. 1999 wurde die Route von Putbus nach Lauterbach Mole verlängert. Die Züge mit den grünen Waggons fahren allerdings nur an rund 100 Tagen in den Sommermonaten auf diesem Teilstück.
Historische Dampflokomotiven und Waggons
Die Rügensche Bäderbahn als Betreiber der Schmalspurbahn verfügt über acht Dampflokomotiven aus den Baujahren 1914 bis 1953. Alle fahrplanmäßigen Züge werden von diesen Loks gezogen, die zu verschiedenen Modellreihen gehören und früher auf unterschiedlichen Strecken im Einsatz waren. Auch die rund 20 Personenwagen stammen überwiegend nicht von den Rügenschen Kleinbahnen, sondern wurden in den 1950er- und 60er-Jahren aus Sachsen auf die Insel verlegt. Technisch und optisch überholt rollen sie jetzt wieder im täglichen Betrieb.
Eisenbahn-Erlebnislandschaft in Putbus
Im Mai 2024 eröffnete in Putbus eine neue Betriebswerkstatt des "Rasenden Roland" mit einer Eisenbahn-Erlebnislandschaft. In einem eigenen Ausstellungsbereich sind historische Wagen zu sehen, von einer Aussichtsplattform kann man die Züge beim Ein- und Ausfahren beobachten. Auf den Bahnhöfen Putbus und Göhren werden zudem Trauungen in festlich dekorierten historischen Wagen angeboten.