Hiddensee: Insel-Kleinod in der Ostsee
Ein autofreies Stückchen Erde, ruhig, ursprünglich und von Wasser umgeben: Hiddensee ist ein Ort für Romantiker. Auch viele Künstler haben die Insel geprägt.
Hiddensee liegt - nur durch eine Sandbank getrennt - westlich von Rügen. Die kleine Ostseeinsel ist knapp 17 Kilometer lang und an der schmalsten Stelle nur 250 Meter breit. Rund 1.000 Einwohner leben in den vier Orten Kloster, Grieben, Vitte und Neuendorf. Die Natur bestimmt das Leben der Menschen und ist zugleich Magnet für Tausende Touristen, die die Insel jedes Jahr besuchen.
Naturparadies mit verschiedenen Vegetationszonen
Landschaftlich lässt sich die 19 Quadratkilometer kleine Insel in drei Abschnitte unterteilen: Im Norden liegt das Hochland Dornbusch mit dem gleichnamigen Leuchtturm und der bis zu 60 Meter hohen Steilküste Dornbuschkliff, in der Mitte das Flachland mit Dünenheide und langen Sandstränden und im Süden der "Gellen" - ein sandiges Schwemmland, das zum größten Teil Vogelschutzgebiet und deshalb nicht zugänglich ist.
Die Dünenheide zählt zu den letzten großen Küstendünenheiden an der deutschen Ostseeküste. Sie erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 120 Hektar zwischen den Orten Vitte und Neuendorf. Auf zahlreichen kleinen Sandwegen können Besucher diese Landschaft zu Fuß erkunden. Die meterhohen Dünen sind mit Besenheide, Kriechweide und Krähenbeere bewachsen. Besonders schön anzusehen ist die Heide im August und September, wenn sie in voller Blüte steht.
Nationalpark ist wichtiger Lebensraum
Große Teile der Insel gehören zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Viele, zum Teil bedrohte Vogelarten finden hier Brut- und Rastplätze. Außerdem ist Hiddensee Heimat von Wildkaninchen, verschiedenen Bienenarten und vieler Schmetterlinge. Auch für Hunderte Blütenpflanzen, Moose und Flechten bietet die Insel ein ideales Habitat.
Nach einer umfassenden Modernisierung ist das Nationalparkhaus in Vitte wieder geöffnet. Es informiert unter anderem mit einer virtuellen 3D-Unterwasserwelt, einer Tierstimmenorgel sowie Foto-Dokumentationen und Filmen über die Natur im Nationalpark und auf Hiddensee im Besonderen.
Wanderung zum Leuchtturm Dornbusch
Auch der Weg zum Leuchtturm am Dornbusch führt die letzten Meter durch den Nationalpark. Der Turm - das wohl beliebteste Fotomotiv auf der Insel - liegt auf einem etwa 70 Meter hohen Hügel. Der 27 Meter hohe Leuchtturm wurde 1888 in Betrieb genommen. Er ist Wahrzeichen und aktives amtliches Seezeichen zugleich. Wer den Aufstieg zur Aussichtsplattform geschafft hat, wird mit einem schönen Rundblick über Hiddensee belohnt.
Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster
Hiddensee wird oft als Künstlerinsel bezeichnet, denn zu Beginn des vorigen Jahrhunderts verlebten zahlreiche Maler, Schriftsteller, Tänzer und Schauspieler den Sommer auf der Insel: Käthe Kruse und Stummfilm-Diva Asta Nielsen, Albert Einstein und Carl Zuckmayer, Thomas Mann, Sigmund Freud und vor allem Gerhart Hauptmann. Der Schriftsteller kaufte 1930 das Haus "Seedorn" in Kloster, in dem er zuvor viele Jahre die Sommermonate mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Margarete Marschalk verbracht hatte.
Das Haus diente später als Sommerresidenz des Paares, dort schrieb Hauptmann viele seiner Werke. Seit 1956 beherbergt das Gerhart-Hauptmann-Haus ein Literaturmuseum. Die Wohnräume des Schriftstellers sind noch im Originalzustand erhalten. Unweit seines ehemaligen Domizils liegt Hauptmann begraben - auf dem kleinen Friedhof von Kloster.
Auch die Dänin Asta Nielsen verbrachte mehrere Sommer in einem Haus am Nordende von Vitte, das sie 1929 gekauft hatte. Das Asta-Nielsen-Haus, genannt das "Karusel", wurde vom bekannten Architekten Max Taut erbaut. Es steht heute unter Denkmalschutz und beherbergt ebenfalls ein Museum.
Vitte: Baden am Strand und Theater in der Seebühne
Mit rund 650 Einwohnern ist Vitte der Hauptort der Insel und gleichzeitig Sitz der Inselverwaltung und -schule. Außerdem finden Besucher dort ein Theater, ein Kino, einen Seglerhafen sowie viele Unterkünfte, Cafés und Restaurants. Der schöne, breite Sandstrand lädt zum Baden oder Spazierengehen ein. Abends lohnt sich ein Besuch der Seebühne. In seinem hübschen Minitheater inszeniert Schauspieler und Puppenspieler Karl Huck Stücke mit handgefertigten Marionetten. Etwa 30 Personen haben in dem märchenhaften Saal Platz. Eine frühzeitige Reservierung ist empfehlenswert.
Kloster: Hiddensees kulturelles Zentrum im Norden
Im Norden Hiddensees liegt Kloster. Der meistbesuchte Ort der Insel war ursprünglich Sitz des Zisterzienserordens, der Hiddensee vom Mittelalter bis ins 16. Jahrhundert beherrschte. Ein richtiges Kloster gibt es heute nicht mehr, geblieben sind nur die Überreste der alten Grundmauern. Kloster ist das kulturelle Zentrum Hiddensees: Dort stehen das Heimatmuseum, das Gerhart-Hauptmann-Haus und die weiß getünchte Inselkirche.
Sie wurde 1332 als Kirche vor dem Klostertor geweiht und ist das letzte erhaltene Bauwerk aus der Zeit der Zisterzienser. Am Hafen hat das Wetterstudio Hiddensee seinen Sitz. Im Sommer ist Kloster recht belebt - wie Perlen einer Kette reihen sich Souvenirgeschäfte, Restaurants und Cafés aneinander. Auf einem Hügel über dem Ort thront eines der größten privaten Gebäude der Insel, die Lietzenburg. Der Kaufmann und Maler Oskar Kruse-Lietzenburg ließ die wuchtige Villa 1904 erbauen.
Klein und ursprünglich: Grieben und Neuendorf
Grieben - ursprünglich ein eigenständiger Ort aus der Slawenzeit - ist heute ein Ortsteil von Kloster. Der älteste und kleinste Inselort erstreckt sich bis zum Dornbusch nach Norden. Im Süden des Flachlandes liegt Neuendorf - der ruhigste und ursprünglichste Inselort. Das alte Fischerdorf mit seinen schönen, weiß getünchten Reetdachhäusern steht komplett unter Denkmalschutz, ein Fischereimuseum erinnert an alte Zeiten. Wiesen und ein breiter Sandstrand prägen das Landschaftsbild.
Unterwegs zu Fuß, mit Rad, Kutsche oder Boot
Da Hiddensee relativ klein ist, können Besucher die Insel gut zu Fuß erkunden. Die Entfernung zwischen Neuendorf im Süden und Kloster im Norden beträgt ganze acht Kilometer. Von Ost nach West sind es an der breitesten Stelle 3,7 Kilometer. Wer ungern wandert, kann sich an einer der Verleihstationen ein Fahrrad mieten. Noch bequemer ist eine Tour mit dem Pferdewagen. Mehrere Fuhrbetriebe bieten Kutschfahrten über die Insel an.
Von den Häfen der kleinen Insel starten in den Sommermonaten fast täglich Ausflugsfahrten in die Gewässer rund um Hiddensee. Besonders beliebt sind Boddenfahrten. Auch Segeltörns mit dem Zeesenboot oder eine Rundfahrt um die Insel mit einem Kutter sind empfehlenswert. Im Herbst finden außerdem regelmäßig Kranichfahrten zu den Rastplätzen der beeindruckenden Vögel statt, die sich um diese Jahreszeit zu Zehntausenden in der Boddenlandschaft aufhalten.