Stand: 14.11.2012 12:00 Uhr

Gerhart Hauptmann und die Insel Hiddensee

von Annette Volland
Der Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann. © dpa - Bildarchiv
1930 kaufte der Literaturnobelpreisträger Hauptmann das Haus "Seedorn" in Kloster.

Am 6. Juni 1946 starb der Dramatiker, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann in Agnetendorf in Schlesien. Begraben aber ist er in seiner Wahlheimat im Ort Kloster auf der Ostseeinsel Hiddensee vor Rügen. Hier erwarb Hauptmann 1930 das "Haus Seedorn", in dem er zuvor schon mehrere Sommer als Gast logiert hatte, und ließ es für seine Bedürfnisse umbauen: mit großem Arbeitszimmer und einem sogenannten Abendzimmer, in dem er oft und gerne mit prominenten Gästen feierte.

Hauptmann-Museum im Sommerhaus

Bis 1943 verbrachte der Schriftsteller mit seiner zweiten Frau Margarete Marschalk die Sommermonate auf der Künstlerinsel, die er einmal als das "geistigste aller deutschen Seebäder" bezeichnete. Seit Hauptmanns 10. Todestag 1956 ist sein Haus "Seedorn" Museum und kulturelle Attraktion von Hiddensee. Besucher finden Hauptmanns Wohnräume so gut wie unverändert vor: Schreibtisch, Stehpult, Tisch, rund tausend Bücher und nächtliche Notizen an der Wand über dem Bett wie "Schweigen ist die grösste Kunst", "Es lohnt nicht mehr" und "Reden entfernt".

Inspiriert von Hiddensee

Das Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster auf der Insel Hiddensee. © picture alliance / dpa Foto: Waltraud Grubitzsch
Auf Hiddensee fühlte sich Hauptmann wohl, in seinem Haus in Kloster entstanden viele seiner Werke.

Auf Hiddensee begann Hauptmann 1900 sein Stück "Schluck und Jau" (eigentlich "Gau", nach dem Wirt eines Hiddenseer Gasthofs) - es war allerdings kein Erfolg. Hier schrieb er auch das Märchenstück "Die versunkene Glocke" (1897) und das späte Werk "Iphigenie in Delphi" (1940). Hiddensee war wohl auch Vorbild für den Schauplatz seines Dramas "Gabriel Schillings Flucht", das 1912 erschien. Im selben Jahr erhielt Hauptmann den Literaturnobelpreis, berühmt geworden durch Werke wie "Bahnwärter Thiel", "Vor Sonnenaufgang" und "Die Weber".

Hochmütig und eingebildet?

Der Dichter hatte Hiddensee bei einem Kurzbesuch während seiner ersten Hochzeitsreise im Juli 1885 kennen gelernt. Von da an zog es ihn immer wieder dorthin. 1929 schrieb der damalige Pastor dem Dauersommergast: "Sie wissen ja, dass ich selbst es mit größter Freude begrüßen würde, wenn Sie auch äußerlich Bürger Hiddensees würden, mit dem Sie ohnehin tausend Fäden verbinden". Doch, so wird in Reiseführern überliefert, Hauptmann soll auf die Hiddenseer hochmütig und eingebildet gewirkt haben. Tagsüber streifte er mit einem Notizbuch über die Insel, abends lud er regelmäßig Künstler-Freunde und Kollegen zu philosophischen Gesprächen und gutem Wein in sein Haus.

Künstlertreff in der Ostsee

Ende des 19. Jahrhunderts und auch in den 20er- und 30er-Jahren tummelten sich Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler auf der kleinen Ostseeinsel Hiddensee. Die Familie Mann zum Beispiel verbrachte hier zeitgleich mit Hauptmann einen Urlaub, Joachim Ringelnatz besuchte Asta Nielsen, die Tänzerin Gret Palucca besaß ein Sommerhaus, Hans Fallada schrieb seinen Roman "Kleiner Mann - was nun" auf der Insel zu Ende. Lion Feuchtwanger, Heinrich George und Sigmund Freud samt Tochter Anna erholten sich am Strand.

Auf seiner Ferieninsel begraben

Das Grab von Gerhart Hauptmann auf der Insel Hiddensee. © picture alliance / Arco Images GmbH Foto: K. Wothe
Ein großer, schlichter Findling dominiert die Grabstätte Hauptmanns in Kloster.

Am 13. und 14. Februar 1945, als Dresden von Bomben zerstört wurde, befand sich der kranke Hauptmann dort im Sanatorium. Er erlitt in dieser Nacht einen Schlaganfall und wurde nicht mehr gesund. Er starb am 6. Juni 1946 in Agnetendorf. Ein Sonderzug überführte wenig später den Leichnam Richtung Hiddensee. In seiner Sommerheimat Kloster wurde Gerhart Hauptmann am 28. Juli 1946 bei Sonnenaufgang beigesetzt. Das Grab, das ein riesiger Findling schmückt, befindet sich hinter der Inselkirche.

 

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