Boxenstopp-Route: Mit dem Rad durchs Oldenburger Münsterland
340 Kilometer schlängelt sich die Boxenstopp-Route durchs Oldenburger Münsterland. Zahlreiche Erlebnis-Stopps an Mooren, Seen und idyllischen Städtchen geben Einblicke in Kultur und Natur der Region.
Seinen Namen verdankt der Fernradweg den zahlreichen Raststationen, die mit Sehenswürdigkeiten, Produkten aus der Region sowie gastronomischen und kulturellen Angeboten locken. Die Landschaft entlang der Strecke zwischen Saterland und Dümmer See im westlichen Niedersachsen ist geprägt von flachen Mooren und sanften Geesthügeln. Wer die gesamte Rundtour fahren möchte, sollte ungefähr sechs Tage einplanen. Einzelne Abschnitte eignen sich auch für Tagesausflüge.
Cloppenburger Freilichtmuseum zeigt ländliches Leben
Ein guter Startpunkt ist Cloppenburg. In der Kreisstadt lohnt ein Besuch des großen Freilichtmuseums, eines der ältesten in Deutschland. Seit 1934 bewahrt es ländliche Baudenkmäler aus Niedersachsen: Bauernhöfe, Scheunen, Ställe, Wohnhäuser mit Mobiliar, historische Handwerksbetriebe, Windmühlen, ein Brauhaus, eine Kirche und sogar eine Dorfdisko, die bis in die 1980er-Jahre in Harpstedt betrieben wurde.
Tier- und Freizeitpark an der Thülsfelder Talsperre
Von Cloppenburg aus führt die Boxenstopp-Route zunächst in nordwestlicher Richtung zur Thülsfelder Talsperre. Das gleichnamige Erholungsgebiet lässt sich auf einem Rundweg erkunden. Mitten drin liegt der Tier- und Freizeitpark Thüle. Dort leben knapp 1.000 Tiere aus 165 Arten, außerdem bietet der Park etliche Fahrgeschäfte wie Achterbahnen und Riesenrutschen.
Alte Hansestadt Friesoythe mit Postmuseum
Weiter geht es in die ehemalige Hansestadt Friesoythe, die einst für ihre Schmiedeprodukte im Norden bekannt war. Den Krieg haben nur wenige alte Gebäude überstanden. Sehenswert sind neben der neugotischen Marienkirche und der alten Wassermühle das Alte Amtsgericht sowie das Alte und Neue Amtshaus. Das Postgeschichtliche Museum informiert über die deutsche und regionale Post- und Kommunikationsgeschichte von 1750 bis heute.
Barßel-Saterland: Bootsfahrt auf Fehnkanälen
Nächster Stopp auf der Route ist das Erholungsgebiet Barßel-Saterland mit mehr als 60 Kilometern Wasserläufen, Flüssen und Fehnkanälen. Diese Kanäle erschlossen früher die Moorgebiete und verbanden die Siedlungen. Gewässer wie das Barßeler Tief, die Soeste, Leda oder Jümme lassen sich auf Bootsfahrten oder Paddeltouren mit dem Kanu erkunden.
Elisabethfehn: Moormuseum über den Torfabbau
Von Barßel aus geht es weiter nach Elisabethfehn. Dort lohnt ein Besuch im Moor- und Fehnmuseum am historischen Elisabethfehnkanal. Es informiert über die Geschichte des Torfabbaus in der Region. Der Elisabethfehnkanal selbst ist der einzige noch voll schiffbare Fehnkanal in Deutschland. Mit seinen sieben typischen Klappbrücken und vier handbetriebenen Schleusen ist er eine der reizvollsten Schifffahrtsstrecken im Norden.
Saterfriesisch: Sprachinsel im Saterland
Die zweisprachigen Ortsschilder in der Gemeinde Saterland, der nächsten Station der Route, weisen darauf hin, dass sich dort eine der der kleinsten Sprachinseln Europas befindet: Noch bis zu 2.500 Menschen sprechen dort die saterfriesische Sprache.
Vorbei am Oster- und Westermoor ändert sich die Landschaft auf dem Weg nach Lindern. Die Geest mit Waldgebieten bestimmt südlich des Saterlands das Bild. Mehrere große Hünengräber stammen aus dem dritten Jahrtausend vor Christus.
Durchs Hasetal nach Essen
Von Lindern geht es ohne jegliche Steigungen durch Felder und Wiesen weiter nach Löningen. Dort verläuft die Strecke an der Hase entlang. Das Hasetal hat sich überregional als Radfahrparadies einen Namen gemacht und bietet vielen seltenen Pflanzen und Tieren wie Eisvogel oder Biber idealen Lebensraum. An ausgewählten Wochenenden verkehrt eine Museumseisenbahn und nimmt auch Radfahrer mit. Am Zielort in Essen (Oldenburg) gruppieren sich Rathaus, alte Fachwerkhäuser und die Kirche St. Bartholomäus im idyllischen kleinen Zentrum.
Artland, Burg Dinklage und Dümmer See
Über das Artland, eine einmalige Kulturlandschaft mit mehr als 600 Giebelbauernhöfen, verläuft der Radweg weiter zum Kloster Burg Dinklage, der ältesten Wasserburg im Oldenburger Münsterland. Die Burganlage ist heute eine Benediktinerinnenabtei. Weiter geht es über die Dammer Berge zum Dümmer See. Der Osten des nur etwa einen Meter tiefen Gewässers ist bei Surfern und Seglern beliebt, im Süden und Westen breitet sich die Natur aus: Teppiche aus Seerosen bedecken das Wasser, am Ufer wächst reichlich Schilf.
Auf dem sogenannten Pickerweg, einer ehemalige Handelsstraße, die im Mittelalter die Hansestädte Hamburg und Bremen sowie weitere Ortschaften verband, geht es weiter in Richtung Norden nach Lohne. Dort empfiehlt sich ein Besuch im Industriemuseum, das mit zahlreichen Abteilungen von der Moorarchäologie bis hin zur Lohner Zigarrenfabrik über die Geschichte der Region informiert.
Von Vechta zum Goldenstedter Moor
Attraktion am nächsten Boxenstopp, der Reiterstadt Vechta, ist das Museum im Zeughaus. Es bietet neben Einblicken in die Stadtgeschichte verschiedene Mitmachaktionen zur steinzeitlichen, mittelalterlichen und barocken Welt.
Die Radtour führt weiter zum Goldenstedter Moor, das zum Gebiet der Diepholzer Moorniederung zählt. Neben seltenen Pflanzen wie Sonnentau oder Wollgras sind dort auch Kraniche und verschiedene Schnepfenarten zu Hause. Ein Naturschutz-Zentrum informiert über Flora und Fauna. Highlights sind ein Moortunnel und eine Moorbahn.
Rund zehn Kilometer entfernt weisen bei Visbek imposante Großsteingräber auf die frühe Besiedlung der Region hin. 104 Meter lang und neun Meter breit ist zum Beispiel das sogenannte Bräutigamsgrab.
Abstecher in den Krattwald bei Emstek
Über den Ort Emstek geht es zurück nach Cloppenburg. Vorher lohnt noch ein Abstecher in den "Urwald Baumweg". Das große Waldgebiet wurde im Mittelalter intensiv als sogenannter Hute-Wald genutzt: Weidetiere nagten an den Bäumen und sorgten so dafür, dass diese klein und verschlungen wuchsen. In Norddeutschland wird diese Waldform Kratt genannt.