Nordseeinsel Wangerooge: Eine Insel wie ein Seepferdchen
Aus der Luft gesehen ähnelt das autofreie Wangerooge einem Seepferdchen. Wichtigstes Verkehrsmittel ist die Inselbahn, die Urlauber von der Fähre ins Zentrum bringt.
Nur acht Kilometer Wasser und Watt trennen die Insel Wangerooge vom Festland. Eine Fähre bringt Urlauber vom Hafen Harlesiel in rund 45 Minuten auf die östlichste der bewohnten niedersächsischen Nordseeinseln, die übrigens nicht zu Ostfriesland zählt, sondern zum Landkreis Friesland. Die Fahrzeiten richten sich nach der Tide, denn nur bei Flut haben die Schiffe genügend Wasser unter dem Kiel.
Mit der Inselbahn zur Vogelbeobachtung
Auf der autofreien Insel ist die Inselbahn das wichtigste Verkehrsmittel. Sie bringt Urlauber in knapp 20 Minuten vom Fähranleger ins Zentrum. Auf der rund fünf Kilometer langen Fahrt der Schmalspurbahn lohnt sich der Blick in alle Richtungen: auf Watt, Dünen und Salzwiesen. Die Strecke führt mitten durch ein Schutzgebiet, das Besucher nicht betreten dürfen. Die Wiesen sind ein wichtiger Rückzugsbereich für Tiere.
Zugvögel aus Nordeuropa zu Gast
So rasten etwa im April und Mai sowie von August bis Oktober Tausende Zugvögel auf der Insel. Viele von ihnen kommen aus Grönland, Sibirien oder Skandinavien. Auf ihrer weiten Reise in die Winterquartiere in Südeuropa und Nordafrika legen sie im Wattenmeer eine Pause ein. Die Inselbahn fährt fast im Schritttempo, um die Vögel nicht zu stören. Den Passagieren bietet sich so die Gelegenheit, die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten.
Wahrzeichen Westturm
Wahrzeichen Wangerooges ist der 56 Meter hohe Westturm, ein markantes Bauwerk, das Besucher schon von Weitem sehen. Ein erster Turm, der von 1597 bis 1601 errichtet wurde, diente als See- und Landmarke sowie Kirche. Er stand mitten im alten Inseldorf, bis die Neujahrsflut 1855 die Insel in drei Teile zerriss. Das Dorf musste aufgegeben werden, doch der Turm stand noch bis 1914 am Weststrand. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs ließ ihn die Marine sprengen, da sie fürchtete, feindliche Schiffe könnten sich an ihm orientieren.
Jugendherberge mit Ausblick
1932 wurde etwa 800 Meter südlich ein neuer Turm nach historischem Vorbild gebaut. Seit seiner Einweihung 1933 wird er als Jugendherberge genutzt, die inzwischen über einen modernen Anbau verfügt. Ein toller Ausblick ist hier garantiert. Am schnellsten erreichen Besucher den Westturm mit der Inselbahn - zu Fuß dauert es vom Zentrum rund 45 Minuten.
Alter Leuchtturm ist heute ein Museum
Das älteste erhaltene Gebäude auf Wangerooge ist der Leuchtturm. Er wurde am 1. Oktober 1856 in Betrieb genommen, kurz nachdem die Sturmflut das alte Inseldorf zerstört hatte. 1969 wurde das Leuchtfeuer abgeschaltet. Heute genießen Besucher von einer Aussichtsplattform einen großartigen Blick auf die Insel, über das Wattenmeer und die Schifffahrtswege. Die 161 Stufen müssen sie allerdings zu Fuß bewältigen - einen Lift gibt es nicht. Der Leuchtturm beherbergt auch ein Heimatmuseum, das auf Initiative einiger Insulaner eingerichtet wurde.
Nationalpark-Haus informiert über das Wattenmeer
Im Zentrum der Insel steht das Nationalpark-Haus Rosenhaus. Seine Mitarbeiter informieren über den Lebensraum Wattenmeer und wollen bei Touristen wie Einheimischen Interesse an der vielfältigen Natur wecken. Zum Programm des ganzjährig geöffneten Hauses gehören regelmäßige Fahrradtouren sowie Themen-Wanderungen, auch speziell für Kinder. In einer Dauerausstellung erfahren Gäste Wissenswertes über das Wattenmeer, seine Entstehung und die Tierwelt. In einem Aquarium leben Fische, Krebse und Anemonen. Ein zwölf Meter langes Skelett eines Pottwals, der 2016 vor der Insel gestrandet war, steht im Außengelände. Der Besuch im Nationalpark-Haus ist kostenlos.
Viel unberührte Natur auf Wangerooge
Der Name Wangerooge leitet sich aus dem altgermanischen "Wanga" für Wiese und dem friesischen Wort "oog" für Insel ab. Tatsächlich bietet die kleine Insel auch heute noch viel unberührte Natur. Allerdings hat sich die Inselform im Lauf der Jahrhunderte immer wieder verändert. Die starke Strömung und kräftige Winde setzen der Westseite schwer zu, während sich das abgetragene Land zum Teil im Osten wieder anlagert. So "wandert" die Insel allmählich. Innerhalb von 300 Jahren hat sie sich einmal um ihre gesamte Länge verschoben - das Seepferdchen rückt nach Osten.
Seebad mit Tradition
Wangerooge ist nach Baltrum die zweitkleinste der sieben Ostfriesischen Inseln, rund 1.200 Menschen wohnen dort dauerhaft. Bereits seit 1804 trägt die Insel als eine der ersten in Deutschland den Titel "Seebad". Der Kaufmann Caspar Jäger aus Jever hatte bei einem Besuch auf Wangerooge so heilsame und erholsame Erfahrungen gemacht, dass seine Berichte bald immer mehr Badegäste auf die Insel lockten. Zwar kam der Badebetrieb nach der Neujahrssturmflut 1855 vorübergehend zum Erliegen. Doch elf Jahre später wurde ein neues Kurhaus eröffnet.
Meerwasser auch im Schwimmbad
Das wohltuende Reizklima und der lange Strand sind noch heute die touristischen Pluspunkte der Insel. Bei schlechtem Wetter können Urlauber in ein Meerwasser-Erlebnisbad mit Schwimmbecken, Rutsche, Sauna und Whirlpools ausweichen. Zahlreiche Kurangebote, mit dem Schwerpunkt Thalasso-Anwendungen, machen die Insel Wangerooge für Kurgäste und Wellness-Freunde interessant.