Biikebrennen 2024: Wo die Feuer an der Nordsee lodern

Stand: 21.02.2024 06:59 Uhr

Der uralte Brauch aus vorchristlicher Zeit hält sich bis heute: An der nordfriesischen Küste brennen am 21. Februar die Biikefeuer. Gäste können die Feier gemeinsam mit den Einheimischen erleben.

Knisternde Feuer, Punsch und Grünkohl: Zahlreiche Gemeinden an der nordfriesischen Küste, auf den Inseln und Halligen feiern im Februar wieder das traditionelle Biikebrennen. In der Abenddämmerung werden aufgeschichtetes Holz, Zweige und Bäume entzündet, meterhohe Flammen lodern in den Himmel.

Dutzende Orte laden zum Biikebrennen ein

Das Biikebrennen ist ein sehr alter Brauch. Heute markiert es als erste große touristische Veranstaltung des Jahres zugleich den Start der neuen Saison. Rund 60 Küsten- und Inselorte von Tönning bis List auf Sylt bieten Rahmenprogramme und Pauschalpakete an. Touristen und Einheimische ziehen meist gemeinsam in einem Fackelzug von einem zentralen Treffpunkt zum Brennplatz. Nach einer Feuerrede wird das aufgeschichtete Holz angezündet. Wenn die Feuer erloschen sind, servieren zahlreiche Lokale das typische Biike-Gericht: Grünkohl mit Fleisch, Wurst und Kartoffeln.

Hier lodern die Biikefeuer an der Nordseeküste

Biikefeuer brennen in fast allen Orten an der nordfriesischen Küste und auf den Inseln. Eine Auswahl:

Festland: Dagebüll, Emmelsbüll-Horsbüll, Hattstedt, Horstedt, Husum (Dockkoog und Schobüll), Klanxbüll, Neukirchen, Niebüll/Deezbüll, Stollberg/Bordelum, St. Peter-Ording, Tetenbüll, Tönning (am Hafen). Die Veranstaltungen beginnen zwischen 18 und 19 Uhr. In Tönning lädt das Multimar Wattforum alljährlich zur "Langen Nacht der Biike" ein (17 bis etwa 21 Uhr). Der Eintritt ist an diesem Abend kostenlos, das Feuer wird ab 18.15 Uhr am Hafen Tönning entzündet.

Das geplante Feuer in Westerhever wurde abgesagt, Grund sind der aufgeweichte Boden und nasses Holz. Ebenfalls abgesagt ist das Feuer in Drelsdorf. Laut Gemeinde soll der Termin im März nachgeholt werden.

Inseln: Amrum, Föhr, Nordstrand, Pellworm und Sylt

  • Amrum: in Wittdün, Norddorf, Süddorf, Nebel, Steenodde, jeweils 18 Uhr
  • Föhr: insgesamt 13 Biikefeuer an verschiedenen Orten auf der Insel, darunter in Wyk, Nieblum, Dunsum und Alkersum, circa 18.30 Uhr
  • Nordstrand: am Süderhafen, 18 Uhr
  • Pellworm: Parkplatz am Leuchtturm, 18 Uhr
  • Sylt: insgesamt neun Biikefeuer in Archsum, Hörnum, List, Kampen/Wenningstedt-Braderup, Keitum, Morsum, Westerland, Tinnum, Rantum. Start zwischen 17 und 18.15 Uhr, meist mit vorherigem Fackelumzug. Der Sylter Tourismusverbands informiert im Detail über Fackelausgabe und Standorte.

Auch auf den Halligen brennen traditionell die Biikefeuer, so etwa auf Hooge (ab 19 Uhr, bei der Ockenswarft). Darüber hinaus hat der Nordsee-Tourismus-Service weitere Termine zusammengestellt. Sollte der Wind zu stark wehen, müssen die Feuer kurzfristig abgesagt werden. Bei entsprechender Wetterlage empfiehlt es sich deshalb, sich kurz zuvor bei der örtlichen Touristinformation zu informieren, ob das Biikebrennen stattfindet.

Biikebrennen: Bedeutung des Brauchs

Zwei Besucher gehen beim Biikebrennen auf Sylt am Feuer entlang. © picture alliance/dpa Foto: Daniel Bockwoldt
In einigen Orten Nordfrieslands, etwa auf Sylt, haben Kinder am Tag nach dem Biikebrennen schulfrei.

Die Bedeutung der jahrhundertealten Tradition hat sich mehrfach verändert. Das Biikebrennen gilt als ältester nordfriesischer Brauch und war ursprünglich ein heidnisches Ritual, das die bösen Geister des Winters vertreiben und für Fruchtbarkeit bei der Aussaat sorgen sollte. Christliche Missionare versuchten um das 10. Jahrhundert, den Brauch zu beenden. Das Biikebrennen wurde jedoch als fröhliche Fastnachtsfeier fortgesetzt.

Zunächst brannten keine großen Holzhaufen, sondern einzelne Feuer an langen Stangen. Häufig ging auch eine Strohpuppe, der Pider, in Flammen auf - ein Brauch, der sich mancherorts bis heute gehalten hat. Später brannten die Biiken, um den Winter zu vertreiben. Zeitweise dienten die Feuer wohl auch als Warnsignal bei Piraten-Angriffen und zum Abschied der Walfänger, die sich mit ihren Schiffen auf ihre riskante Fahrt begaben. Im Sylter Friesisch steht der Begriff Biike für Feuerzeichen.

Kinder spielen Erwachsenen Streiche

Seit dem 19. Jahrhundert sind die Biikefeuer auch ein Symbol für das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Traditionsbewusstsein der Nordfriesen. Kinder nutzen die Feier, um rußverschmiert Streiche zu spielen. In manchen Orten, etwa auf Sylt, haben sie am nächsten Tag, dem Petritag zu Ehren des Schutzpatrons der Fischer, sogar schulfrei. Seit 2014 steht das Biikebrennen im nationalen Verzeichnis der immateriellen Kulturgüter der deutschen UNESCO-Kommission.

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