Neustrelitz: Auf den Spuren des Spätbarock
Neustrelitz liegt im Zentrum der Mecklenburgischen Seenplatte. Die spätbarocke Stadtanlage der ehemaligen herzoglichen Residenzstadt gilt in Nord- und Mitteleuropa als einmalig.
Vom Marktplatz, dem erhaltenen barocken Grundstein der Stadt, zweigen sternförmig acht Straßen ab. Die Baumeister wollten damit um 1730 den Grundriss einer typischen italienischen Stadt nachahmen. Schöne alte Häuser mit Jugendstilelementen und -fassaden prägen das Stadtbild der mecklenburgischen Stadt ebenso wie die Zwillingstürme der Schlosskirche.
Das Residenzschloss selbst wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört. Auf dem Schlossberg zeigen Markierungen den Grundriss des Gebäudes. Bereits seit Jahren wird über einen Wiederaufbau diskutiert, doch bislang fehlt das Geld. Mittlerweile hat das Land Mecklenburg-Vorpommern finanzielle Unterstützung für den Wiederaufbau des Schlossturms zugesichert. Doch wegen starker Kostensteigerungen ist es fraglich, ob das Vorhaben wie geplant umgesetzt werden kann.
Schlossgarten als grüne Oase
Erhalten geblieben ist der schöne Schlossgarten, der 1732 im französischen Stil nach dem Vorbild Versailles angelegt wurde und seit August 2019 nach zehnjähriger Sanierung wieder sein historisches Aussehen besitzt. Im 19. Jahrhundert zum englischen Landschaftspark erweitert, bildet er heute mit vielen Skulpturen, Wasserspielen, alten Bäumen und romantischen Wegen eine grüne Oase am Rande der Innenstadt.
Dort spazieren Besucher auch auf den Spuren der beliebten Königin Luise von Preußen, die eine geborene Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz war und Friedrich Wilhelm III. von Preußen heiratete. An sie erinnert ein Tempel im nordwestlichen Teil des Parks. Das Bauwerk wurde 1891 im Auftrag von Großherzog Friedrich Wilhelm als Grabdenkmal für die Königin errichtet, die nur 34 Jahre alt wurde.
Prachtbau Orangerie
Eine Perle im nördlichen Teil des Schlossgartens ist die Orangerie im klassizistischen Stil. Das äußere Erscheinungsbild hat das Gebäude dem Architekten Friedrich Wilhelm Buttel zu verdanken, der es von 1840 bis 1842 im Auftrag des Strelitzer Großherzoges Georg umbaute. Ursprünglich war das sogenannte Orangenhaus 1755 als langgestrecktes, eingeschossiges Haus von Baumeister Martin Seydel errichtet worden - als Winterquartier für Pflanzen.
Im Innern gibt es drei Säle in den Landesfarben Gelb, Rot und Blau. Im Gelben Saal ist eine antike Opferszene neben einem Bacchischen Relief von Christian Daniel Rauch aus dem Jahre 1834 zu sehen. Auch im Roten Saal überwiegen antike Bildnisse. So ist etwa die Gestaltung der Wandzwickel über den Rundbogenblenden von Raffaels Amor-und-Psyche-Zyklus in der römischen Villa Farnesina inspiriert. Roter und Blauer Saal werden gastronomisch genutzt, während im Gelben Saal regelmäßig kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Auch die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern nutzen die Orangerie.
Friedrich Wilhelm Buttel und die Schlosskirche
Einen Besuch lohnt die neugotische Schlosskirche, die vom großen Architekten Friedrich Wilhelm Buttel 1855 bis 1859 erbaut und von 2003 bis 2007 aufwendig restauriert wurde. Der kreuzförmige, einschiffige Bau aus hellem Backstein wird von zwölf schlanken Türmen geschmückt, die die Apostel symbolisieren. Die Zahl Zwölf findet sich auch in der großen Rosette über dem Portal wieder, das aus zwölf Kreisen besteht. Die Fassade schmücken Terrakotta-Figuren der vier Evangelisten Lukas, Johannes, Matthäus und Markus.
Buttel war ein Schüler des Baumeisters und Stadtplaners Karl Friedrich Schinkel und schuf in Neustrelitz zahlreiche wichtige Bauten: neben der Schlosskirche das Rathaus, das Carolinenpalais, die Stadtkirche und die Friedhofskapelle.
Ausflugstipps: Seenlandschaft und Slawendorf
Neustrelitz liegt inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte, umgeben vom Müritz-Nationalpark. Etwa 30 Kilometer östlich finden Urlauber mit dem Naturpark Feldberger Seenlandschaft ein Stück weitgehend unberührte Natur. Wegen seiner Ursprünglichkeit und Ruhe wird das Gebiet auch "die Perle Mecklenburgs" genannt. Zahlreiche Seen, eine vielfältige Landschaft mit seltenen Tier- und Pflanzenarten machen den Naturpark zu einem idealen Ziel für alle, die Ruhe suchen und Natur pur erleben möchten. Ein weiteres, besonders für Familien interessantes Ausflugsziel in der Umgebung ist das Slawendorf am Zierker See. Dort können Besucher selbst aktiv werden - beim Schmieden, Töpfern, Weben oder Brotbacken.