Keitum auf Sylt: Kapitänsdorf mit langer Geschichte
Reetgedeckte Friesenhäuser, idyllische Gärten, kleine Cafés und eine sehenswerte Kirche mit altem Friedhof: Das ehemalige Kapitänsdorf Keitum gilt als schönster Ort auf Sylt.
Prächtige Kapitänshäuser mit reetgedeckten Dächern und liebevoll gepflegten Gärten voller Stock- und Buschrosen prägen das Sylter Dorf Keitum. Es gilt vielen Besuchern als der schönste Ort der Insel. Die 200 bis 300 Jahre alten Häuser sowie die typischen Friesenwälle aus Feldsteinen, welche die Grundstücke umgeben, sind charakteristisch für den an der Wattseite der Insel gelegenen Ort. Die historischen Anwesen erinnern an eine Zeit, als Sylt noch keine Urlaubsinsel war, sondern die Inselbewohner vor allem vom Walfang lebten.
Sylt-Museum und altes Kapitänshaus
Heute laden die Kopfsteinpflaster-Gassen von Keitum vor allem zum Bummeln ein. Boutiquen, Galerien, Geschäfte mit Kunsthandwerk sowie Cafés und Restaurants prägen den Ortskern. Wer mehr über die Geschichte von Sylt erfahren möchte, ist im Sylt-Museum richtig. Es zeigt unter anderem alte Trachten, Fliesen und Gebrauchsgegenstände. Auch das "Altfriesische Haus", ein ehemaliges Kapitänshaus aus dem Jahr 1739, lohnt einen Besuch. Die kostbare Einrichtung mit vertäfelten Wänden, vergoldetem Geschirr und Delfter Kacheln zeugt vom Wohlstand der Familie, die dort einst wohnte.
Mittelalterliche Kirche und Seefahrergräber
In Keitum befindet sich auch eines der ältesten Bauwerke der Insel - die leicht erhöht stehende St.-Severinskirche. Der Taufstein im Inneren stammt noch aus dem 12. oder 13. Jahrhundert, der Flügelaltar aus spätgotischer Zeit. Besonders interessant ist ein Spaziergang über den Friedhof: Dort befinden sich mehrere alte Seefahrergräber. Die Inschriften auf den Grabsteinen künden von den teils abenteuerlichen Lebenswegen der Verstorbenen, so etwa die Grabplatte des Walfängers Hans Hansen Teunis, der schon als Neunjähriger zur See fuhr und 47 Seereisen absolvierte.
Auch heute noch ist der Friedhof sehr beliebt - möglicherweise, weil man von ihm aus das Meer sehen kann. Etliche Prominente wählten ihn als letzte Ruhestätte, darunter etwa "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein und der Verleger Peter Suhrkamp.
Steinzeitgrab und Deutschlands nördlichster Weinberg
Sehr viel älter sind die Gräber der Grabanlage am Tipkenhoog östlich von Keitum. Der Grabhügel stammt noch aus der Steinzeit. Der Sage nach ist der Tipkenhoog das Grab des Riesen Tipken, der Sylt von seinem Wachturm aus gegen die Dänen verteidigte und im Kampf fiel. Von der Kuppe des Tipkenhoog bietet sich ein phänomenaler Rundblick über die Keitumer Bucht. Gleich nebenan befindet sich mit dem Harhoog, einer Megalith-Grabanlage, ein weiteres Zeugnis der frühen Besiedlung der Insel.
Keitum bietet auch eine Kuriosität: den nördlichsten Weinberg Deutschlands. An den Weinstöcken wachsen ausreichend Trauben, um alljährlich zwischen 1.100 und 1.500 Liter Weißwein zu keltern.