Geesthacht: Industriekultur von Dynamit bis Atomkraft
Mit Geesthacht an der Elbe verbinden viele das Kernkraftwerk Krümmel. Doch nicht nur dieses technische Bauwerk hat den Ruf der Stadt geprägt. Es gibt viele weitere - historische und moderne.
Stattliche 142 Kilometer fließt die Elbe von Geesthacht noch, bevor sie in die Nordsee mündet. Die Auswirkungen von Ebbe und Flut reichen jedoch bis zu der südöstlich von Hamburg gelegenen Stadt. Um den Einfluss der Gezeiten auf die mittlere und obere Elbe zu begrenzen und die Bedingungen für den Schiffsverkehr zu verbessern, wurde ab 1957 ein riesiges Stauwehr gebaut. Es hält den Wasserpegel der Elbe oberhalb der Stadt konstant bei etwa vier Metern über Normalnull. Schiffe können das Hindernis in einem Schleusenkanal mit zwei rund 250 Meter langen Schleusenkammern umfahren.
Eine große Treppe für die Fische
Für Fische blieb die Staustufe ein großes Hindernis. Daher wurde eine 550 Meter lange und 45 Meter breite Fischtreppe errichtet, die eine kleinere alte Treppe ersetzte. Sie erleichtert insbesondere kleineren Fischen wie Stichling und Stint den Weg in den Oberlauf der Elbe. Biologen und Fischereiökologen haben rund 50 verschiedene Fischarten an der Treppe gezählt, darunter auch Lachse und sogar sibirische Störe.
Oldtimer auf Schienen: Dampflok "Karoline"
Historische Gebäude gibt es in Geesthacht, das zum Herzogtum Lauenburg gehört, nur wenige. Nachdem bereits 1928 ein Großbrand die Altstadt schwer beschädigt hatte, wurde sie im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Dafür befindet sich in einem Lokschuppen beim Bahnhofsgebäude eine Sehenswürdigkeit der Industriekultur: Dort macht "Karoline" Besuchern Dampf. Die Lok von 1945 gehört zu einer Baureihe, die für die Dänische Staatsbahn zum Einsatz auf großen Rangierbahnhöfen entwickelt wurde. Seit 1980 ist "Karoline" im Besitz der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn. Mehrmals im Jahr geht es mit Fahrgästen ganz stilecht in historischen Waggons vom Geesthachter Bahnhof zum Bahnhof Bergedorf Süd oder nach Krümmel.
Alfred Nobel erfand in Geesthacht das Dynamit
In einem alten historischen Fachwerkgebäude, dem Krügerschen Haus, informiert die Stadt Geesthacht über ihre Geschichte. Exponate und Filme dokumentieren das Leben der ersten Siedler und die Besetzung der Stadt am Ende des Zweiten Weltkrieges. Auch ein vielfach unbekanntes Kapitel der Stadtgeschichte wird hier behandelt: In Geesthacht erfand Alfred Nobel das Dynamit und gründete seine erste Sprengstofffabrik, die den Grundstein seines Vermögens bildete. Über das Wirken des Schweden an der Elbe informiert das Industriemuseum Geesthacht.
Das Atomkraftwerk Krümmel wird abgebaut
Teil der Stadtgeschichte von Geesthacht ist auch das Kernkraftwerk Krümmel. Der Siedewasserreaktor war ab 1984 in Betrieb und unter anderem wegen mehrerer Störfälle umstritten. 2011 wurde er endgültig stillgelegt. Doch es wird noch bis 2036 dauern, bis alle radioaktiven Stoffe umgelagert und das Atomkraftwerk komplett abgebaut ist.
Unterwegs auf der Route der Industriekultur
Eine Route der Industriekultur verbindet diese und viele weitere industrielle Stätten in und um Geesthacht. Sie führt zu insgesamt 20 Stationen, von den Ruinen der Pulverfabrik Düneberg im Westen bis zum riesigen Gelände der ehemaligen Dynamitfabrik im Osten. Von den einst 750 Gebäuden der Fabrik sind nur noch wenige erhalten, darunter ein Wasserturm in einem Waldstück östlich des Atomkraftwerks. Ein Faltblatt stellt alle Orte mit Foto und kurzem Text vor.