Kaiserpfalz Goslar: Von der Machtzentrale zum Welterbe
In dem romanischen Bau machten die deutschen Kaiser einst Weltpolitik. Heute zählt die Kaiserpfalz zusammen mit der Altstadt von Goslar und dem Bergwerk Rammelsberg zum UNESCO-Welterbe.
Politische Machtkämpfe und Reichstage, die Geburt des später exkommunizierten Kaisers Heinrich IV. und die Krönung eines Gegenkönigs: In der Kaiserpfalz in Goslar machten einst die Großen und Mächtigen Weltpolitik. Was hier geschah, bewegte im Hochmittelalter das Deutsche Reich und seine Nachbarländer.
Ein Prachtbau für den Kaiser
Das Silber aus der nebenan gelegenen Mine im Rammelsberg hatte Goslar im 10. Jahrhundert reich gemacht und Kaiser Heinrich II. kurz nach dem Jahr 1000 dazu bewegt, an diesem Ort eine Kaiserpfalz anzulegen. Pfalzen waren im Mittelalter Stützpunkt für den reisenden König oder Kaiser, denn diese hatten damals noch keine Hauptstadt, sondern regierten von wechselnden Orten aus.
Einst längstes weltliches Gebäude der Welt
Sein Nachfolger, Heinrich III., ließ die Anlage zwischen 1040 und 1050 ausbauen: Mit 54 Metern Länge war das Kaiserhaus das längste weltliche Gebäude seiner Zeit. Der zweigeschossige Saalbau mit den Arkaden im Obergeschoss stammt aus dem 11. und 12. Jahrhundert.
Der sieben Meter hohe Thronsaal war dem Kaiser und seinem Gefolge vorbehalten, der untere Saal auch Hofleuten niederen Ranges zugänglich. Er ist durch einen Arkadengang mit der Ulrichskapelle verbunden. Dort befindet sich das Grab Heinrichs III. Es lag ursprünglich im Dom, der einst unmittelbar vor der Kaiserpfalz stand.
Verfall und Wiederaufbau: Vom Lagerhaus zum Welterbe
Im 13. Jahrhundert verlor die Kaiserpfalz in Goslar an politischer Bedeutung, 1289 zerstörte ein Brand viele Gebäude. Danach wurde der Bau zweckentfremdet, diente als Lagerhaus, die Kapelle wurde zum Gefängnis umfunktioniert. 1819 wurde der damals baufällige Dom fast vollständig abgerissen. Heute steht von dem Gotteshaus nur noch eine Vorhalle. Im Pflaster des Parkplatzes ist der einstige Grundriss des Doms eingelassen, um Besuchern einen Eindruck von den Ausmaßen des Baus zu vermitteln.
Bis zu seinem Abriss befand sich im Dom der berühmte Kaiserstuhl mit kunstvoll verzierten bronzenen Lehnen aus dem 11. Jahrhundert. Der Stuhl diente 1871 Kaiser Wilhelm I. in Berlin als Thron bei der Eröffnung des ersten Reichstags des neuen Deutschen Reiches. Heute steht das einzigartige mittelalterliche Kunstwerk wieder in der Domvorhalle der Kaiserpfalz.
Kaiserpfalz in Goslar: UNESCO-Welterbe seit 1992
Ende des 19. Jahrhundert ließ die Stadt die Anlage restaurieren. Der Kaisersaal erhielt im Inneren die bis heute erhaltenen monumentalen Wandgemälde mit Szenen aus der deutschen Geschichte, Märchen und Sagen. Im Jahr 1900 kamen die beiden Reiterstandbilder vor dem Gebäude hinzu: Auf der einen Seite Kaiser Friedrich Barbarossa, Symbolfigur des ersten Deutschen Reichs. Daneben steht Wilhelm I., erster Kaiser des 1871 gegründeten zweiten Deutschen Reichs.
Seit 1992 zählt die eindrucksvolle mittelalterliche Anlage zum Weltkulturerbe. Als elfte deutsche Welterbestätte nahm die UNESCO die Kaiserpfalz gemeinsam mit der Altstadt von Goslar und dem Bergwerk Rammelsberg in ihre Liste auf.