PS.Speicher in Einbeck zeigt Oldtimer zum Staunen
In dem historischen Gebäude lagerte einst Korn, heute sind im Einbecker PS.Speicher Zweiräder und Autos zu bestaunen. Zahlreiche Mitmachstationen vermitteln die Geschichte der Mobilität auf lebendige Weise.
Die Ausstellung zeigt mehr als 2.500 Exponate an insgesamt fünf Standorten in Einbeck. Neben der Hauptausstellung im historischen Kornspeicher zählen vier Depots zum PS-Speicher - eins für Lkw und Busse, eins für Kleinwagen, eins für Motorräder und eins für Automobile. Mit insgesamt 22.000 Quadratmetern Fläche ist der PS-Speicher das größte Oldtimer-Museum Europas.
Viele Raritäten auf zwei, drei und vier Rädern
Zu sehen sind viele Raritäten. Darunter sind historische Fahrräder, Autos und Motorräder aus den Anfängen der Motorisierung, aber auch moderne Modelle. Zur Sammlung zählen so exklusive Stücke wie das erste Motorrad von Hersteller Hildebrand & Wolfmüller, der sich den Begriff Motorrad schützen ließ. Das Gefährt aus dem Jahr 1894 hat nur 2,5 PS und kam auf eine Höchstgeschwindigkeit von 40 Kilometern pro Stunde.
Sammlerstücke für Kenner
So schnell war das älteste vierrädrige Exponat der Ausstellung nicht: Der Benz Patent-Motorwagen Victoria von 1894 war noch mehr Kutsche als Auto und brachte es nur auf Tempo 26. Viele der gezeigten Hersteller mussten längst ihre Fabriken schließen, doch Kennern sind Namen wie Lloyd aus Bremen, Horch oder Borgward in bester Erinnerung.
Schwerpunkt Motorrad
Ein Schwerpunkt liegt auf Zweirädern, denn der PS.Speicher verfügt nach eigenen Angaben über die weltweit größte Sammlung deutscher Serienmotorräder. Ob eine Megola von 1920 mit Umlaufmotor im Vorderrad oder das längste Motorrad der Welt, eine viersitzige Böhmerland - in Einbeck sind sie alle zu sehen. Dazu auch viele Modelle von BMW, Zweirad Union oder DKW sowie von Simson oder MZ aus der DDR.
Eintauchen ins Lebensgefühl vergangener Jahrzehnte
Die Dauerausstellung ist chronologisch aufgebaut und präsentiert die Fahrzeuge in typischen Szenen ihrer Zeit. So stehen Militärfahrzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg in einer Trümmerlandschaft, eine Milchbar mit Musikbox und passendem Sound ergänzt Motorräder aus den 50ern und ein Campingbus der 60er-Jahre parkt auf einem Zeltplatz. Aus den 80ern stammen ein weißes Golf-Cabrio, ein VW Buggy und der Motorrad-Kraftprotz Münch Mammut.
Anhand von Texttafeln mit Löhnen und Lebensmittelpreisen vergangener Jahrzehnte erfahren Besucher, wie der damalige Neupreis eines Fahrzeugs einzuschätzen ist. Aber die Ausstellung wirft auch einen Blick in die Zukunft - ein Zeittunnel zeigt Visionen auf.
Mit Fahrsimulatoren über Rennstrecken oder durch die 1920er-Jahre steuern
An zahlreichen Hörstationen und Bildschirmen wird die mehr als 200-jährige Geschichte der individuellen Mobilität auf Rädern um zeitgenössische Aufnahmen ergänzt. Wer Lust bekommt, selbst einmal eines der Fahrzeuge zu lenken, hat auch dazu Gelegenheit. So steuert man im Oldtimer-Fahrsimulator einen Hanomag durch den Stadtverkehr der 1920er-Jahre. Rasanter geht es im Rennsimulator zu. Dort können Besucher in einem Porsche 911 Runden auf bekannten Rennstrecken der Welt drehen.
Sonderausstellungen: Kleinfahrzeuge und Starfighter
Ergänzt wird die Dauer- durch Sonderausstellungen, die sich verschiedenen Aspekten der Mobilität oder bestimmten Fahrzeugentypen widmen. So können Besucher derzeit unter dem Titel "Klein aber mein" Dutzende Klein- und Kleinstautos vergangener Jahrzehnte bestaunen. Noch bis Februar 2024 geht es in der Sonderausstellung "Tempo. Tempo! Tempo?" um die Geschichte der Geschwindigkeit. Zu sehen sind spektakuläre Rekordfahrzeuge, darunter ein original Starfighter und eine historische Lokomotive, aber auch Kurioses wie den vermutlich ältesten Strafzettel der Welt.
Ein Gebäude mit Geschichte
Nicht nur die Fahrzeuge, auch das historische Speichergebäude, in dem die Hauptausstellung zu sehen ist, lohnt einen Besuch. Es wurde 1898 zum Lagern von Getreide am Rande der Stadt errichtet. Nach einer umfassenden Sanierung wurde der sechsgeschossige Backsteinbau zum Museum. Im Inneren stützen dicke Holzbalken die Decken. Eine eigene kleine Dokumentation beschäftigt sich mit der Geschichte des Gebäudes. Die Ursprünge der Ausstellung gehen auf der Oldtimer-Sammlung des Einbecker Kaufmanns Karl-Heinz Rehkopf zurück, der sie in eine Stiftung einbrachte.