Bad Gandersheim: Sehenswürdigkeiten rund um den Dom
Bad Gandersheim liegt im Harzvorland und lockt jedes Jahr zahlreiche Theaterfans zu den bekannten Domfestspielen. Auch die Altstadt mit ihren gut erhaltenen prächtigen Gebäuden lohnt einen Besuch.
Viele Menschen, die sich für Theater interessieren, kommen jeden Sommer zu den Domfestspielen auf der großen Open-Air-Bühne vor der Kirche. Berühmteste Tochter der Stadt ist Roswitha von Gandersheim, die hier vor mehr als 1.000 Jahren lebte. Sie schrieb christlich geprägte Gedichte, Dramen und Heiligenlegenden und gilt als erste deutsche Dichterin.
Auf den Spuren von Roswitha von Gandersheim
Wer durch Bad Gandersheim bummelt, trifft immer wieder auf Roswithas Spuren. Der markanteste Ort, den sie regelmäßig besucht haben dürfte, ist die Stiftskirche, eine romanische Basilika, die 881 erstmalig geweiht wurde. Das heutige Gebäude - auch Dom genannt, obwohl Gandersheim nie Bischofssitz war - stammt aber überwiegend aus dem 12. Jahrhundert. Ein bunt verglastes Fenster, ein Gedenkstein vor der Apsis sowie ein Brunnen vor der Abtei erinnern an die Dichterin.
Über Roswithas Leben ist nur wenig bekannt. Ihr Geburtsdatum ist nicht exakt überliefert, es soll um das Jahr 935 gelegen haben. Vermutlich stammte Roswitha aus einer Adelsfamilie. Sie kam als Kind nach Gandersheim und trat früh in das Stift ein. Dort lebte und lernte sie als Kanonissin, also als Mitglied einer christlichen Gemeinschaft, das kein Ordensgelübde abgelegt hat. Ihre Schriften waren lange verschollen und wurden erst 1501 als Buch veröffentlicht.
Stift und Kloster prägten Gandersheim
Das Stift, 852 gegründet, war für Gandersheim von großer Bedeutung, denn es entwickelte sich rasch zu einem wohlhabenden Zentrum religiöser und weltlicher Macht. Erst 1810 wurde es aufgelöst. Daneben existierte am Gandersheimer Stadtrand in Brunshausen jahrhundertelang ein Kloster, das Anfang des 18. Jahrhunderts in ein Sommerschloss umgebaut wurde. Heute befindet sich in den historischen Gebäuden ein Kulturzentrum. Es zeigt einen Teil der Ausstellung "Portal zur Geschichte".
Historische Gebäude in der Altstadt
Im Zentrum des Kurortes stehen zahlreiche historische Häuser aus mehreren Jahrhunderten. Am Marktplatz neben dem Dom befindet sich der "Bracken", das älteste Bürgerhaus mit reich verziertem Fachwerk von 1473. Das Rathaus wurde nach einem großen Brand 1580 im Stil der Weser-Renaissance wieder aufgebaut und mit der benachbarten Moritzkirche vereint. Der einstige Kirchturm wurde zum "Wächterstübchen", dem Dienstzimmer des Nachtwächters, ausgebaut.
Heute dokumentiert im Rathaus das Stadt-Museum die Geschichte Gandersheims. Am südlichen Rand der Altstadt können Besucher Reste der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung mit Mauer, Wall und Stadttoren besichtigen. Die Touristinformation bietet regelmäßig Stadtrundgänge zu verschiedenen Themen an, darunter auch eine Führung auf den Spuren Roswithas.
Heilbad mit zwei Sole-Quellen
Schon im Mittelalter wurden in Gandersheim Sole-Quellen entdeckt, 1878 das erste Solebad eröffnet. Seit 1967 ist Bad Gandersheim staatlich anerkanntes Heilbad. Das salzhaltige Wasser der Sole stammt aus zwei Quellen und wird für Trink- und Badekuren verwendet. Das Waldschwimmbad und der Pool im Vitalpark bieten rund 30 Grad warmes Solewasser.
Zu sportlichen Ausflügen laden mehrere Wanderwege durch das waldreiche Umland ein, darunter der Skulpturenweg. Er führt auf einer früheren Bahntrasse an 13 Skulpturen entlang in das rund zwölf Kilometer nördlich gelegene Lamspringe.
Roswitha-Preis und -Ring erinnern an Dichterin
Die Erinnerung an Roswitha hält Bad Gandersheim auch mit zwei Preisen wach. Der Roswitha-Literaturpreis wird seit 1973 an Frauen vergeben und würdigt heute die literarische Einzelleistung einer europäischen Autorin. Mit dem Roswitha-Ring wird seit 1975 alljährlich die beste Darstellerin der Domfestspiele ausgezeichnet, mittlerweile durch das Votum des Publikums.
Karte: Bad Gandersheim
