Calenberger Land: Sanfte Hügel, Burgen, Schlösser und Klöster
Sanft hügelige Landschaft prägt das Calenberger Land südwestlich von Hannover. Zwischen Feldern und Wäldern verstecken sich dort zahlreiche Burgen, Schlösser und Klöster.
Zwischen der Landeshauptstadt Hannover und dem Höhenzug Deister liegt das Calenberger Land. Einst kreuzten sich dort die wichtigsten Handelsstraßen Europas. Die gute Verkehrslage, die Bodenschätze und der fruchtbare Boden verhalfen den Menschen der Region zu Wohlstand. So wurde der Landstrich zu einem beliebten Revier von Raubrittern, die dort ihre Burgen hatten. Auch die Herrschenden reagierten mit dem Bau von Festungsanlagen. Noch heute gibt es in der Region zahlreiche Burgen, Schlösser und Klöster.
Klosterkirche Wittenburg: Weitblick über das Leinetal
Wo zuvor eine mittelalterliche Burg stand, gründeten Augustiner-Chorherren 1328 das Kloster Wittenburg. Es befindet sich an der Südspitze des Höhenzuges Finie bei Elze. Bis heute erhalten sind die 1497 fertiggestellte Klosterkirche sowie Reste der Klostermauer und eines Gebäudes. Ein Förderverein bietet Führungen durch das einschiffige, spätgotische Gotteshaus an, in dem auch Konzerte stattfinden. Vom Klosterhügel bietet sich bei klarem Wetter ein Blick über das Leinetal bis zum Schloss Marienburg sowie zum Hildesheimer Wald und sogar bis zum Brocken im Harz.
Schloss Marienburg: Märchenschloss der Welfen
Als Geschenk an seine Frau Marie ließ König Georg V. von Hannover zwischen 1858 und 1867 bei Nordstemmen Schloss Marienburg im neugotischen Stil bauen. Heute ist das pittoreske Gebäude im Calenberger Land ein Museum mit prunkvollen Räumen und einer prachtvollen Bibliothek. Der 44 Meter hohe Hauptturm bietet ein beeindruckenden Panoramablick, zu sehen sind bei klarem Wetter unter anderem das Leinetal und der Hildesheimer Dom. Besucher können das Schloss allerdings derzeit nicht besichtigen. Wegen einer dringend notwendigen Sanierung sind fast alle Teile geschlossen. Die Arbeiten sollen bis 2030 andauern.
Besuch im Jagdschloss Springe am Kleinen Deister
Am Kleinen Deister liegt das Jagdschloss Springe. König Georg IV. ließ das Gebäude zwischen 1838 und 1842 nach Plänen des Hofbaumeisters Georg Ludwig Friedrich Laves erbauen. Laves zeichnete als Innenarchitekt gleichermaßen für die prachtvolle Einrichtung verantwortlich. In dem Prunksaal verspeiste der König mit seinem Jagdgefolge einst das erlegte Wild.
Eine mehr als 16 Kilometer lange Mauer grenzt den Wald ein, einst das königliche Jagdrevier. Auch Kaiser Wilhelm II. ließ im sogenannten Saupark noch jährlich zwei Treibjagden veranstalten. Heute dient das Jagdschloss als Museum, Veranstaltungsort und Ausbildungsstätte für Jäger. Im nahegelegenen Wisentgehege leben neben den Wildrindern auch Wölfe, Elche, Biber, Luchse, Braunbären, Wildschweine und zahlreiche Vögel.
Kunstschätze und Ruhe im Kloster Wennigsen
Das Kloster Wennigsen war einst das reichste der fünf Calenberger Klöster und birgt kostbare Kirchenschätze. Im 13. Jahrhundert wurde Wennigsen zum Wallfahrtsort erklärt. Ein Ablass für Pilger übte große Anziehungskraft aus und lockte Gläubige von weit her. Für die beschwerliche Reise durch halb Europa sollten den Pilgern nach ihrem Tod 40 Tage im Fegefeuer erspart bleiben. Nach der Reformation war es Damenstift für reiche Adelstöchter.
Heute reizt der Ablass zwar nicht mehr, aber die Kunstschätze und die beruhigende Stille sind Grund genug für eine touristische Pilgerreise. Gäste können nicht nur die Räumlichkeiten und Kostbarkeiten des Klosters bei Führungen besichtigen, sondern auch für einige Tage in klösterlicher Stille verweilen.
Industriekultur: Glashütte Steinkrug und Klosterstollen Barsinghausen
Die zahlreichen Bodenschätze des Calenberger Landes lockten auch frühe Industriebetriebe an, die dort ihre Spuren hinterließen - zum Beispiel die Glashütte Steinkrug bei Wennigsen. Rund 100 Arbeiter schwitzten dort einst an den Glasöfen. Heute gehört der Rauchgaskegel zu den fast vergessenen Sehenswürdigkeiten der Region. In Barsinghausen erinnert das Besucherbergwerk Klosterstollen an die Zeit des Bergbaus: Bis 1956 wurde dort Steinkohle abgebaut. Eine Grubenbahn fährt mit Besuchern in die alten Stollen ein.