St. Pauli: Hamburgs Kultviertel rund um Reeperbahn und Millerntor
Reeperbahn und Rotlichtmilieu, der FC St. Pauli und Musikclubs prägen Hamburgs bekanntesten Stadtteil. Doch der Kiez hat sich verändert. Vielerorts sind alte Häuser schicken Neubauten gewichen.
Alljährlich zieht es Millionen Besucher auf den Kiez und auf die Reeperbahn, die im Ruf steht, die "sündigste Meile der Welt" zu sein. Ein Bummel über die legendäre Straße gehört für die meisten Hamburg-Touristen zum Pflichtprogramm. Mit bunten Leuchtreklamen, etlichen Bars und Sexclubs strahlt die Reeperbahn noch immer die typische Atmosphäre eines Rotlicht- und Vergnügungsviertels aus.
Doch auch zahlreiche Theater, Szene-Kneipen und Musikclubs prägen "den Kiez". Mit dem Reeperbahn-Festival hat St. Pauli sogar sein eigenes mehrtägiges Musikevent. Längst haben auch Investoren den Stadtteil für sich entdeckt: Alte Häuser wurden abgerissen und mussten teils luxuriösen Wohnungen oder modernen Bürogebäuden wie den Tanzenden Türmen weichen. Einen scharfem Kontrast dazu bilden die vielen Obdachlosen, die in zahlreichen Eingängen ihr Lager aufgeschlagen haben.
Musik und Theater rund um den Spielbudenplatz
Direkt an der Reeperbahn liegt der Spielbudenplatz. Dort fällt das "Klubhaus St. Pauli" mit seiner auffälligen, bunt leuchtenden Medienfassade ins Auge. Im Inneren befinden sich Liveclubs, Bars und die sogenannte Panikcity, eine multimediale Ausstellung zu Udo Lindenberg.
Neben dem modernen Klubhaus bieten "Schmidts Tivoli" und "Schmidt Theater" ein abwechslungsreiches Programm mit Comedy, Varieté und Musical. Traditionsreichstes Haus am Platz ist das St. Pauli Theater direkt neben der berühmten Davidwache, das sich in diesem Ort bereits seit 1841 befindet. Ebenfalls schon seit dem 19. Jahrhundert am Spielbudenplatz ansässig ist das Panoptikum - Deutschlands ältestes Wachsfigurenkabinett. Es präsentiert lebensechte Nachbildungen berühmter Persönlichkeiten - von Friedrich den Großen über Fußballikone Uwe Seeler bis hin zu Popstar Taylor Swift. Nebenan zeigt das Operettenhaus Musicals.
Ebenfalls direkt an der Reeperbahn liegt die Boxerkneipe "Ritze", eine weitere Kiez-Institution. Früher trafen sich dort Leute aus dem Milieu auf ein Bier, heute ist die "Ritze" eher ein nostalgisches Touristenlokal und Ziel etlicher Kiez-Führungen. Eine schmale Treppe führt hinab zum legendären Boxring, in dem sich auch Boxweltmeister wie Henry Maske und Dariusz Michalczewski für ihre Zweikämpfe fit machten.
Große Freiheit, Hamburger Berg und Herbertstraße
Fast ebenso legendär wie die Reeperbahn sind einige ihrer Nebenstraßen, allen voran die Große Freiheit. Dort befand sich bis 1969 der Star-Club, in denen die Beatles ihre Karriere begannen. Nach der berühmten Band aus Liverpool ist ein Platz am Anfang der Straße benannt, Silhouetten-Skulpturen erinnern an die Musiker.
Bekannt für seine schummrigen Kneipen ist der Hamburger Berg. Dort befindet sich der "Goldene Handschuh" - die Kneipe, in der der Serienmörder Fritz Honka seine Opfer kennen lernte. Berühmt-berüchtigt ist auch die Herbertstraße. Schon seit dem 19. Jahrhundert warten dort Frauen auf ihre Freier. Zwei Sichtblenden schützen die Prostituierten, die sich in Schaufenstern präsentieren, vor den Blicken Neugieriger. Bis heute ist nur Männern über 18 Jahren der Zutritt erlaubt. Die nur 60 Meter lange Straße zweigt von der Davidstraße ab, an der Deutschlands bekannteste Polizeiwache, die Davidwache, liegt.
FC St. Pauli, Heiligengeistfeld und Grüner Bunker
St. Pauli, das bedeutet für viele vor allem Fußball. Das Millerntorstadion, Heimat des FC St. Pauli, liegt nur wenige Schritte von der Reeperbahn entfernt am Heiligengeistfeld, einer großen Freifläche, die dreimal im Jahr für den Dom, Hamburgs größten Jahrmarkt, genutzt wird. Im Stadiongebäude befindet sich das FC-St. Pauli-Museum. Der Verein bietet zudem Stadionführungen an.
Direkt nebenan steht der Grüne Bunker, ein neuer Anziehungspunkt des Stadtteils. Nach einem Umbau führt ein Pfad durch viel Grün hinauf auf den einstigen Weltkriegsbunker. Von oben bietet sich eine spektakuläre Aussicht auf Hafen, Innenstadt und Stadion.
Führungen über den Kiez: Kneipen und Anekdoten
Wer den Kiez erkunden möchte, kann dies auf eigene Faust tun oder sich einer Führung anschließen. Viele Gästeführer sind selbst eingefleischte St. Paulianer, kennen unterhaltsame Anekdoten aus dem Stadtviertel und zeigen ihren Teilnehmern - je nach gebuchter Tour - sowohl bekannte Sehenswürdigkeiten als auch unbekannte Ecken.