Schloss Clemenswerth: Barocke Pracht im Emsland
Im Emsland liegt eine der schönsten Schlossanlagen im Norden: das Jagdschloss Clemenswerth. Das sternförmige Barock-Ensemble mit weitläufigem Park ist einzigartig in Europa.
Versteckt im kleinen Ort Sögel im Emsland liegt Schloss Clemenswerth. Neben dem Jagdschloss selbst gehören zahlreiche Pavillons, eine Kapelle, ein Marstall und eine Gloriette zu dem bestens erhaltenen Ensemble aus dem 18. Jahrhundert.
Das Besondere: Alle Wege und Gebäude sind sternförmig auf das Fürstenschloss in der Mitte ausgerichtet. Eine Anordnung, die nicht nur aus ästhetischen Gründen gewählt wurde, sondern auch das politische Verständnis der Zeit widerspiegelt, in der sich alles um den absolutistischen Herrscher im Zentrum dreht.
Schloss diente dem Fürsten zur Hetzjagd
Besonders eindrucksvoll lässt sich die Geometrie aus der Luft erkennen: ein Achteck, dessen Schneisen und Sichtachsen auf das Schloss zulaufen. Als sogenannte Parforce-Sternanlage ist Clemenswerth die letzte erhaltene Anlage dieser Art in Europa. Konzipiert wurde sie speziell für die Parforce-Jagd, eine besondere Form der Hetzjagd auf Hirsche. Die großen offenen Schneisen im Gelände waren notwendig, um mit den Hundemeuten den Hirsch zu jagen und schnell reiten zu können.
Prunkvolle barocke Ausstattung im Schlossinneren
Aus dem Rundsaal des Schlosses können Besucher weit auf die geraden Wege des Parks schauen, der ansonsten dicht mit alten Bäumen bewachsen ist. Französische Seidentapeten, ein aufwendig gearbeiteter Fußboden sowie barockes Geschirr, Möbel und Gemälde belegen den Reichtum der früheren Besitzer.
Das Schloss entstand in den Jahren 1737 bis 1749 unter Leitung des Architekten Johann Conrad Schlaun im Auftrag von Clemens August von Bayern. Der mächtige Herrscher und Bischof ließ die Anlage im nordwestlichen Zipfel seines Einflussbereichs bauen, um dort den Alltagsgeschäften zu entfliehen. Abseits der Politik und weit entfernt von seiner Residenz in Bonn ging er hier mit adeligen Freunden der Jagd nach.
Pavillons, Schlosskapelle, Kloster und Teichanlage
Die sieben Pavillons, die sich um das zentrale Schloss gruppieren, tragen teilweise die Namen der Bistümer des Kurfürsten: Münster, Paderborn, Hildesheim und Osnabrück. Besonderes Schmuckstück des Ensembles ist die Schlosskapelle, die wegen ihrer Farben- und Formenpracht mit den Rokoko-Kirchen in Bayern verglichen wird.
An die Kapelle schließt sich ein Kloster an, das seit 1741 vom Kapuzinerorden verwaltet wird. Die Mönche sollten den in der Reformation im Emsland geschwächten katholischen Glauben stärken. Noch heute bewohnen Kapuziner-Mönche das Kloster, zu dem auch ein weitläufiger Garten mit einer Sonnenuhr und einer historischen Eibenhecke gehören.
Zur Anlage zählen zudem der Marstall am westlichen Ende der Hauptachse sowie eine aufwendige Teichanlage mit zwei Brücken und fünf Inseln ganz im Osten. Hier ging Fürst Clemens auf Entenjagd. An die Zeit, in der Schloss und Park zur Jagd genutzt wurden, erinnert heute die moderne Skulptur eines Hirschen.
Schloss beherbergt Emslandmuseum
Schloss und Gebäude werden heute größtenteils für Ausstellungen genutzt. Das Schloss selbst beherbergt das Emslandmuseum, die übrigen Gebäude zeigen unter anderem antike Schätze sowie moderne Kunst und Keramik. Auf dem Gelände finden in den Sommermonaten regelmäßig Veranstaltungen wie Museumsnächte und Kunstmärkte statt.