Schöningen: Museum zeigt die ältesten Speere der Menschheit
300.000 Jahre alt sind die Speere und Knochen von Wildpferden, die das Forschungsmuseum Schöningen im Südosten Niedersachsens zeigt. Die Ausstellung gibt Einblicke in die Welt unserer frühen Vorfahren.
Es war eine archäologische Sensation: 1994 stießen Forscher bei Grabungen am Rande eines Braunkohletagebaus im kleinen Ort Schöningen nahe Helmstedt auf mehrere vollständig erhaltene Jagdwaffen aus Holz. Das Besondere: Die Speere sind etwa 300.000 Jahre alt und dank der geologischen Verhältnisse am Fundort bestens erhalten. Sie gelten als die ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit.
Im Frühjahr 2020 berichteten Experten von einem weiteren spektakulären Fund. Sie waren auf das nahezu vollständige Skelett eines eurasischen Waldelefanten gestoßen, das ähnlich alt ist. In der Gegend lebten damals auch Löwen, Bären, Nashörner und andere große Säugetiere.
Die Welt des Homo heidelbergensis
Die Ausstellung zeigt alle Details um die Funde und das Leben der Menschen vor 300.000 Jahren. Neben den Speeren präsentiert sie zahlreiche Tierknochen sowie Steinwerkzeuge und stellt Jagdszenen der damaligen Zeit in Bildern und Installationen nach. Besucher lernen auch die lebensgroße Nachbildung eines Homo heidelbergensis, eines Vorfahren der heutigen Menschen, kennen.
Für Wissenschaftler ist der Fund der bis zu 2,50 Meter langen Speere so bedeutend, weil er zeigt, wie der Homo heidelbergensis in der Altsteinzeit lebte und jagte. Die Speere lagen inmitten eines Lagerplatzes mit weiteren Jagdwaffen sowie Tausenden Knochen von Wildpferden. Zahlreiche Thesen über die Entwicklung der Menschheit mussten aufgrund der Funde verworfen werden.
Außerdem bietet das Museum anhand von Erdschichten vom Fundort einen Einblick in die Klimageschichte der Region und die Klimaentwicklung. Umweltveränderungen und die Anpassung des Menschen daran sind ein weiteres Thema der Dauerausstellung.
Auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe?
Seit Ende 2023 gehören die Schöninger Speere zu den bundesweit zwölf Kandidaten für die Vorschlagsliste des UNESCO-Welterbes. Der Weg bis zur möglichen Auszeichnung ist allerdings lang, frühestens 2030 könnte es so weit sein.
Moderne Architektur für Funde aus der Altsteinzeit
Das futuristisch anmutende Gebäude des Museums wirkt von außen wie ein Spiegel, der die umliegende Wald- und Wiesenlandschaft reflektiert. Aus dem Inneren bieten sich Ausblicke auf die Fundorte am Rand eines Braunkohletagebau-Gebiets, das 2016 stillgelegt wurde. Zu der Anlage gehört auch ein großer Park mit Spielplatz und Erlebnisparcours. Neben der Dauerausstellung mit den Speeren zeigt das Haus auch wechselnde Sonderschauen.
Vom Paläon zum Forschungsmuseum
Das Forschungsmuseum Schöningen hieß bis Juni 2019 Paläon und stand wegen Verlusten in Millionenhöhe und sinkender Besucherzahlen in der Kritik. Dann wurde es vom Land Niedersachsen übernommen, das nun einen Großteil der laufenden Kosten trägt. Das Museum ist auch ein weltweit bedeutender Standort für die Erforschung der Altsteinzeit.