Nord-Ostsee-Kanal: Schiffe und Schleusen zum Greifen nah
Der Nord-Ostsee-Kanal erspart Schiffen den langen Weg um die Nordspitze Dänemarks. Für Radfahrer und Spaziergänger ist er ein beliebtes Ausflugsziel mit spektakulären Ausblicken.
Seit 1895 freuen sich nicht nur Kapitäne auf dem Weg von Meer zu Meer, sondern auch Seh-Leute an Land über die Abkürzung. Ihnen bieten sich spektakuläre Perspektiven, wenn riesige Frachter oder Luxusliner durch das schleswig-holsteinische Binnenland zwischen Kiel und Brunsbüttel gleiten. So hat sich der Kanal zu einem beliebten Ausflugsziel mit entsprechender Infrastruktur entwickelt: Auf befestigten Wegen an beiden Ufern kommen Radfahrer und Spaziergänger den Schiffen fast zum Greifen nah und viele Lokale mit Kanalblick locken Schaulustige an.
Kilometerlange Brücken queren den Kanal
Für herrliche Ausblicke auf den Kanal sorgen die zehn Brücken. Die teils spektakulären Bauwerke heben sich hoch aus der flachen Landschaft, damit Schiffe mit bis zu 40 Meter hohen Aufbauten den Kanal nutzen können. Als besonders interessant gelten die Levensauer Hochbrücke sowie die Eisenbahn-Hochbrücke Hochdonn mit einer Gesamtlänge von 2,2 Kilometern. Den Längenrekord hält mit 2,8 Kilometern jedoch die Straßenbrücke im Verlauf der Bundesstraße 5 bei Brunsbüttel.
Rendsburger Hochbrücke: Eine der größten in Europa
Die imposanteste Kanalbrücke ist die 2,2 Kilometer lange Eisenbahn-Hochbrücke in Rendsburg: Die 42 Meter hohe Stahl-Konstruktion wurde von 1911 bis 1913 erbaut und gilt noch heute als eine der bedeutendsten und größten Brücken Europas. An ihrem höchsten Punkt befindet sich eine Aussichtsplattform, von der Besucher einen großartigen Ausblick auf die Wasserstraße und das Umland haben. Führungen zur Plattform finden von Mai bis September jeweils sonntags um 14 und um 15.30 Uhr statt (Infos unter 04331/211 20).
Zu der Hochbrücke gehört auch eine Schwebefähre, die an Stahlseilen über den Kanal schwebt.
Begrüßung für Zehntausende Schiffe
Gleich neben der Eisenbahnbrücke am nördlichen Kanalufer empfängt eine Begrüßungsanlage täglich von 10 bis 20 Uhr alle Schiffe mit Flagge und Nationalhymne ihres Heimatlandes. Jährlich passieren Zehntausende Frachter und Passagierschiffe den Nord-Ostsee-Kanal, der als meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt gilt. Von Mai bis Oktober sind auch viele Kreuzfahrtschiffe zwischen Nord- und Ostsee unterwegs. Wer den Kanal auf maritime Art kennenlernen möchte, kann selbst auf ein Schiff steigen. Mehrere Reedereien haben Touren unterschiedlicher Länge im Programm.
Mit dem Fahrrad auf der NOK-Route
Die Fahrwege der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung an dem rund 100 Kilometer langen Kanal sind auch für Radfahrer freigegeben. Die Wege verlaufen auf beiden Uferseiten überwiegend direkt am Wasser und sind meist gut befestigt. Die Nord-Ostsee-Kanal-Route (NOK-Route) verlängert die Strecke für Radler mit zahlreichen Abstechern ins Umland auf 325 Kilometer, die in zehn Etappen absolviert werden können. Mehrere Veranstalter organisieren auch Radreisen am Kanal, bei denen das Gepäck für die Radler transportiert wird.
Rudermarathon mit Spitzenbooten
Ein Highlight für Sportfreunde ist der Schleswig-Holstein Netz Cup der Ruderer auf dem Nord-Ostsee-Kanal, der jährlich im Herbst stattfindet. Er gilt als härtester Ruder-Marathon der Welt, bei dem 12,5 Kilometer gefahren werden. Hochkarätige internationale Achter-Teams messen ihre Kräfte auf der Strecke von der Fähre Breiholz bis zum Ziel an der Eisenbahnbrücke in Rendsburg.
Freibad am Nord-Ostsee-Kanal mit Aussicht auf Traumschiffe
Eine Gelegenheit, sich im Sommer mit einem Bad im Kanal zu erfrischen, bietet "Klein Westerland", die einzige Badestelle an der internationalen Schifffahrtsstraße. Sie liegt in Hochdonn, etwa zwei Kilometer nördlich der Hochbrücke. Dort gibt es auch einen Campingplatz.
Wie funktionieren die Schleusen?
Nicht nur der Kanal, sondern auch die Schleusen sind sehenswert. Sie bestehen derzeit an beiden Enden aus je zwei Doppelschleusen. Allerdings sind sie inzwischen sehr alt, zum Teil marode und werden seit Jahren saniert. Die kleineren, älteren Schleusen stammen noch aus dem Jahr 1895, die größeren "neuen" Schleusen sind von 1914. Um die vorhandenen Schleusen zu entlasten, und damit es während der Sanierung der alten Schleusen nicht zu Engpässen kommt, wird in Brunsbüttel eine fünfte Schleusenkammer gebaut. Frühestens Ende 2026 soll sie eingeweiht werden.
Schleusenführung in Brunsbüttel und Aussichtsplattform in Kiel
In Brunsbüttel bietet das Kanalmuseum Atrium Besuchern die Möglichkeit, alles über die Funktionsweise der riesigen Anlage zu erfahren. Außerdem finden regelmäßig Führungen statt. In Kiel-Wik lohnt ein Besuch der Aussichtsplattform, die von Sonnenaufgang bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet hat. Sie bietet einen direkten Blick auf die großen Schleusen, die Holtenauer Hochbrücke und den Binnenhafen.