Backstein-Baukunst im Norden entdecken
Von mittelalterlichen Kirchen über Hamburgs Speicherstadt bis zu Leuchttürmen: Der Norden baut auf und mit Backstein. Viele der traditionellen Baudenkmäler lohnen einen Besuch.
Aus Kleinem entstand Großes: Mit mächtigen Kirchen, Klöstern und Rathäusern aus Backstein demonstrierten die Hansestädte im Norden einst ihren Wohlstand. Auch nach Jahrhunderten beeindrucken die kunstvoll strukturierten Fassaden der Prachtbauten. Kein anderer Baustoff prägt die Altstädte entlang der Küsten so wie die kleinen roten Steine aus gebranntem Ton.
Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert entstanden Dutzende imposanter Bauwerke - meist im Stil der sogenannten Backsteingotik. Die besonders gut und vollständig erhaltenen Altstädte von Wismar und Stralsund sowie die deutlich später erbaute Speicherstadt und das Kontorhausviertel in Hamburg zählen sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Auf der Route der Backsteingotik von Ort zu Ort
Eine Route der Backsteingotik verbindet etwa 30 Städte und Orte mit solchen architektonischen Schätzen. Von Dänemark bis Polen zieht sie sich an der Ostseeküste entlang, mit Abstechern ins Hinterland. Einen Schwerpunkt bilden die Hansestädte in Mecklenburg-Vorpommern.
Nördlichste Station in Deutschland ist jedoch Flensburg unter anderem mit den Kirchen St. Johannis und St. Marien sowie dem Kaufmannshaus am Südermarkt. Der Verein Route der Backsteingotik informiert auf seiner Website auch mit einer Karte über alle aufgenommen Gebäude.
Die lange Geschichte des Backsteins
Doch längst nicht alle Backstein-Gebäude stammen aus dem Mittelalter. Ziegel wurden bereits vor Jahrtausenden verwendet, für repräsentative Gebäude aber teils von anderen Materialien wie Marmor oder Sandstein verdrängt. Bei der regionalen Verteilung spielten die natürlichen Vorkommen eine wichtige Rolle. Seit dem frühen Mittelalter gewann im Norden Backstein zunehmend an Bedeutung.
Die traditionelle Bauweise aus Holz oder Holz-Fachwerk und Lehm eignete sich nicht für höhere Gebäude. Erst mit Stein wurden Dimensionen wie das fast 40 Meter hohe Mittelschiff der Lübecker Marienkirche von 1350 möglich. Die Stabilität und Wetterbeständigkeit sowie die gestalterischen Möglichkeiten von Backstein ließen ihn zu einem bis heute beliebten Baustoff werden.
Backstein: Naturprodukt aus Ton und Lehm
Backsteine sind weitgehend ein Naturprodukt aus Ton und Lehm. Nach dem Abbau wird das Sediment gereinigt und mit Wasser gemischt, dann in die typische Backstein-Form gepresst und getrocknet. Im Brennofen härtet das Material bei Temperaturen um 1.000 Grad aus.
Die mineralische Zusammensetzung des Tons und die Brenntemperatur ergeben die gewünschte Farbe. Eisenhaltiger Ton sorgt für die typische Rotfärbung, kalkhaltiger Ton ergibt gelbe Backsteine. Der Begriff Backstein steht als Oberbegriff für Baustoffe wie Mauerziegel, Klinker und Verblender.