Wohnungsbau in SH ausgebremst - durch höhere Zinsen und gestiegene Kosten
In Schleswig-Holstein werden dringend Wohnungen benötigt, vor allem bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Trotzdem sinkt die Zahl der Neubauten stetig - auch im vergangenen Jahr wieder.
Etwa 9.600 Anträge für neue Wohnungen sind 2024 in Schleswig-Holstein genehmigt worden. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang um knapp zwölf Prozent, wie die jüngsten Zahlen des Bundesamts für Statistik (Destatis) belegen, und im Vergleich zu 2021 liegt das Minus sogar bei 42 Prozent.
Wohnungsbau auf niedrigstem Niveau seit 2010
Der Rückgang bei neuen Wohnungen ist ein bundesweiter Trend. Im Vorjahr haben die Behörden in Deutschland laut Destatis etwa 216.000 Wohnungen genehmigt, was im Vergleich zu 2023 ein Minus von knapp 17 Prozent bedeutet. So wenige Baugenehmigungen wurden deutschlandweit zuletzt im Jahr 2010 erteilt.
Mehrere Hemmschuhe für Investoren
Der anhaltende Abwärtstrend liegt nach Angaben der Handwerkskammer Schleswig-Holstein unter anderem daran, dass Bauen in der Regel über Kredite finanziert wird, und hier verhindert das seit Jahren vergleichsweise hohe Zinsniveau offensichtlich viele Investitionen. Gleichzeitig ist das Bauen auch wegen höherer Löhne und gestiegener Kosten für Baumaterial teurer geworden.
Handwerkskammer und Baugewerbeverband in Schleswig-Holstein fordern deshalb neue Förderprogramme für Familien. Außerdem, finden sie, sollten die strengen Vorgaben für Neubauten gelockert werden. So könnte zum Beispiel durch dünnere Decken und Wände das Bauen günstigerwerden. Schon jetzt setzt die Landesregierung auf dieses Prinzip für den sozialen Wohnungsbau, hier stehen insgesamt stehen 400 Millionen Euro Fördergeld zur Verfügung. Dass die Zahl der Genehmigungen für Wohnraum aber in diesem Jahr insgesamt wieder steigt, damit rechnen die Experten der Handwerkskammer nicht.
Anreize für junge Familien schaffen
An Vorschlägen, wie die Trendumkehr gelingen könnte, mangelt es nicht. "Wir müssen dringend an der Entbürokratisierung im Baubereich weiterarbeiten", sagt Michael Saß von der Handwerkskammer. Auch könnten die Länder Freibeträge von der Grunderwerbssteuer einräumen. "Das würde jungen Familien mehrere Zehntausend Euro sparen und würde auch die Hürden schon mal deutlich absenken."
Zahlen zu fertiggestellten Wohnungen erst im Frühjahr
In den Zahlen von Destatis sind sowohl Genehmigungsverfahren für neu gebaute Wohnungen als auch für neue Wohnungen in Bestandsgebäuden enthalten. Wie viele Wohnungen tatsächlich fertiggestellt worden sind, verraten die aktuellen Zahlen nicht - dazu wird Destatis gesonderte Zahlen veröffentlichen, voraussichtlich im Mai.
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