Weniger Unterricht an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen in SH
Das Land kürzt ab dem Schuljahr 2025/26 die Schulstunden an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen. Für Grundschüler soll es allerdings etwas mehr Unterricht geben. Opposition und Gewerkschaft üben Kritik.
Die schwarz-grüne Landesregierung sieht an Gemeinschaftsschulen für die Schuljahrgänge fünf bis zehn insgesamt sechs Wochenstunden weniger vor als bislang. Laut neuer Kontingentstundentafel soll es bis zum mittleren Schulabschluss statt 188 nur noch 182 Wochenstunden Unterricht geben. Konkret bedeutet das: Bei den Fachbereichen Arbeit/Verbraucherbildung, Gesellschaftswissenschaften, Ästhetische Bildung, Wahlpflichtfach I, die erste Fremdsprache und Naturwissenschaften wurde jeweils eine Stunde gekürzt.
Schulstunden fallen auch an Gymnasien weg
Und auch Schülerinnen und Schüler an Gymnasien sollen ab dem kommenden Schuljahr weniger Unterricht haben: Insgesamt entfallen vier Stunden pro Woche, wie das Bildungsministerium mitteilte. Somit sinkt für die Klassen fünf bis zehn die Zahl der Schulstunden von 180 auf 176. Dort fällt von den Fachbereichen Gesellschaftswissenschaften, Ästhetische Bildung, erste Fremdsprache und Naturwissenschaften je eine Stunde weg.
Informatik nun auch als Pflichtfach
Neu für die weiterführenden Schulen ist hingegen die Einführung des Pflichtfachs Informatik ab der siebten Klasse. Die Gesamtstundenzahl wird laut Stundentafel dadurch aber nicht erhöht. Die vier Wochenstunden werden demnach aus anderen Bereichen wie Natur- oder Geisteswissenschaften herausgelöst. Schleswig-Holstein sei somit eines der Länder, die damit ein flächendeckendes Angebot geschaffen habe, so Bildungsministerin Karin Prien (CDU).
"Basale Kompetenzen stärken": Mehr Unterricht für Grundschulkinder
Die Zahl der Unterrichtsstunden an Grundschulen in Schleswig-Holstein wird andererseits aufgestockt. Ab dem Schuljahr 2025/2026 wird es 94 statt wie bisher 92 Wochenstunden geben. Zwei zusätzliche Stunden in Deutsch und Mathematik seien eingeführt worden, um "konsequent die basalen Kompetenzen" der Schulkinder zu stärken, betonte Prien. Bei den beiden Fächern wird es nun laut Stundentafel in den vier Jahrgangsstufen 25 Deutsch- und 21 Mathestunden geben.
Mehr als 160 Lehrstellen gekürzt
In Schleswig-Holstein stehen zum kommenden Schuljahr 24.065 Planstellen für Lehrerinnen und Lehrer auf dem Zettel. Nach Angaben des Bildungsministeriums sind das 163 Stellen weniger als zuvor. Mit den jüngsten Kürzungen der Unterrichtsstunden an weiterführenden Schulen, so Prien, wolle man mit dem Schulbereich einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung des Landes leisten. Das übergeordnete Ziel sei aber, über die gesamte Schulzeit die basalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu verbessern.
SPD: "Besonders heftig trifft es die Gesamtschulen"
Die Opposition im Landtag reagiert mit Kritik auf die Kürzungen. Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD, stellt den Stellenabbau und die Kürzung der Schulstunden grundlegend infrage. "In Zeiten miserabler Ergebnisse Schleswig-Holsteins bei allen Bildungsstudien wird die Zahl der Unterrichtsstunden zusammengestrichen." Dass Ministerin Prien den leichten Anstieg bei den Grundschulstunden als Konzentration auf die basalen Kompetenzen verkaufe, gleichzeitig aber wichtige Fächer bei den weiterführenden Schulen wegfallen würden, sei für ihn eine "bildungspolitische Bankrotterklärung", so Habersaat.
FDP hält neue Kontingentstundentafel für Irrweg
"Die neue Kontingentstundentafel ist nichts anderes als ein Sparprogramm auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler und der Lehrkräfte" sagte Anne Riecke, bildungspolitische Sprecherin der FDP. Die Maßnahmen hält sie nicht für zielführend - stattdessen bräuchte es wesentlich mehr Lehrstellen und weniger Unterrichtsausfälle, um den Anforderungen an eine zukunftsfähige Bildungslandschaft gerecht zu werden, so Riecke weiter. "Mehr Inhalte in weniger Stunden - das ist ein Irrweg, der Lehrkräfte überfordert und Schülern schadet."
GEW: Individuelle Förderung und mehr Zeit wären notwendig
Auch GEW-Vorsitzende Kerstin Quellmann hält die beschlossenen Maßnahmen der Landesregierung nicht nur für falsch, sondern gar für unverantwortlich. Viele Kinder und Jugendliche würden die Leistungsanforderungen nicht mehr schaffen. "Was sie jetzt brauchen ist mehr individuelle Förderung, Lehrkräfte, die Zeit haben, sie aufzufangen", meint Quellmann. Deswegen sei ein gut ausgestattetes Bildungssystem notwendig.
