Umfrage zum LNG-Terminal in Brunsbüttel: Mehrheit in SH ist dafür
Das LNG-Terminal in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) soll zum Jahreswechsel den Betrieb aufnehmen. Laut einer NDR Umfrage befürwortet eine Mehrheit der Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner das Terminal. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
Durch den Angriff von Russland auf die Ukraine will sich Deutschland zunehmend unabhängig von russischem Gas machen. Deshalb setzt die Bundesregierung auf den Import von Flüssiggas, kurz LNG. Für die Einspeisung von LNG bedarf es spezieller Terminals - so zum Beispiel das aktuell im Bau befindliche LNG-Terminal in Brunsbüttel. Doch LNG ist umstritten. Flüssigerdgas und teilweise auch die Gewinnung von Erdgas selbst gelten als umweltschädlich.
Die Umfrageplattform #NDRfragt, bei der registrierte Norddeutsche ihre Meinung zu bestimmten Themen abgeben, hat gefragt, wie die Menschen in Schleswig-Holstein die Inbetriebnahme des LNG-Terminals bewerten. Das Ergebnis der nicht repräsentativen Umfrage zeigt, dass insgesamt 70 Prozent der Befragten den Bau des LNG-Terminals richtig oder eher richtig finden.
LNG als langfristige Lösung?
Die Gründe für die Zustimmung sind vielfältig. Die Unabhängigkeit von russischem Gas steht dabei an erster Stelle, aber auch mit Blick in die Zukunft könne der Bau neue Perspektiven ermöglichen.
Auch wenn der Bau grundsätzlich vom Großteil der Befragten befürwortet wird, üben einige auch Kritik.
LNG darf nur eine Brückentechnologie sein. Barbara aus schleswig-Holstein
Grundsätzlich bin ich dafür, ganz vom Gas wegzukommen und möglichst nur noch erneuerbare Energien bzw. Wasserstoff einzusetzen. Zur Überbrückung wird uns aber wohl nichts anderes übrig bleiben als Flüssiggas - nur deswegen befürworte ich den Bau von LNG-Terminals. Sybille aus Schleswig-Holstein
Zwar sei das Ziel, von russischem Gas unabhängig zu werden, sinnvoll und richtig, doch die Regierung hätte sich schon frühzeitiger um Alternativen bemühen müssen, sagen einige Befragte.
Ich hätte mir viel eher gewünscht, dass die vergangenen Regierungen frühzeitig auf erneuerbare Energien gesetzt hätten, sodass LNG-Terminals nicht benötigt worden wären. Lorenz aus Schleswig-Holstein
Das LNG-Terminal wird auch mit Erdgas aus Katar betrieben
Das LNG-Terminal soll ab 2026 auch Lieferungen aus Katar entgegennehmen. Das Land, seine Menschenrechtsverletzungen und die dort stattfindende Fußball-WM waren bereits Gegenstand einer weiteren Umfrage von #NDRfragt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach bei dem Abkommen mit dem vorderasiatischen Land von einem "zentralen Baustein für die Sicherung unserer Energieversorgung im kommenden Winter". Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) reagierte dagegen verhalten auf das Lieferabkommen: "Es gibt überhaupt kein unbedenkliches Gas. Gas ist immer ein Problem fürs Klima und häufig kommt es auch aus problematischen Quellen." Ähnlich äußerten sich auch Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner in der Umfrage von #NDRfragt.
Fracking-Gas aus den USA beschäftigt die Schleswig-Holsteiner
An dem Terminal in Brunsbüttel soll auch Gas aus den USA ankommen. In den USA ist die umstrittene "Fracking"-Methode im Einsatz. Solches Gas zu verwenden, stört 82 Prozent der Befragten, die die Inbetriebnahme des Terminals falsch finden. In Deutschland gilt Fracking als umweltschädlich, da bei diesem Verfahren Chemikalien freigesetzt werden.
Erneuerbare Energien fördern - Ausstieg aus fossilen Brennstoffen
Auch wenn viele Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner den Bau des LNG-Terminal begrüßen, sind sie weiterhin für ein Umdenken im Bereich der Energieversorgung. Auch Umweltminister Goldschmidt sieht in LNG nur eine vorübergehende Lösung und betont, dass die Leitungen Wasserstoff-ready gebaut wurden, um zeitnah auf Wasserstoff umstellen zu können.
Die NDR Umfrage-Gemeinschaft #NDRfragt gibt es seit Ende Oktober. Mehr als 14.000 Norddeutsche haben sich inzwischen angemeldet.