Tourismus in SH: Mehr Übernachtungen - Küsten und Städte im Trend
Im ersten Halbjahr 2023 verzeichneten Hotels, Ferienwohnungen, Campingplätze und Co. in Schleswig-Holstein so viele Übernachtungen wie noch nie. Die Gäste kamen vor allem an Ost- und Nordsee, aber auch Städtetourismus nimmt zu.
Die Tourismusagentur Schleswig-Holstein (TA.SH) sprach am Donnerstag vom "besten ersten Halbjahr in der Geschichte des SH-Tourismus". Sowohl bei den Gäste-Ankünften als auch bei den Übernachtungen wurden zwischen Januar und Juni 2023 so viele gezählt wie noch nie.
Mehr als 15 Millionen Übernachtungen in SH
Demnach zählten die Übernachtungsbetriebe rund 15,75 Millionen Übernachtungen, das sind 3,6 Prozent mehr im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 und 8,1 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. In allen Monaten des ersten Halbjahres lagen die Übernachtungszahlen deutlich über dem Vorjahres- und auch über dem Vor-Corona-Niveau - außer im Juni, wo der Wert etwas schwächer bzw. gleich hoch ausfiel. Tourismusminister Claus Ruhe Madsen (CDU) vermutet, dass im Juni 2022 wegen des Neun-Euro-Tickets mehr Besucherinnen und Besucher nach Schleswig-Holstein kamen. "Andererseits hat der Wettbewerb um den Gast wieder deutlich angezogen. Europäische und internationale Ziele locken mit attraktiven Angeboten gerade auch für deutsche Gäste", teilte er mit.
Ostsee, Holsteinische Schweiz und Städte legen zu
Über den größten Zuwachs konnten sich die Urlaubsregionen an der Ostsee freuen. Sie legten bei den Übernachtungen um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 sogar um 14,5 Prozent. Auch die Holsteinische Schweiz war bei Urlauberinnnen und Urlaubern beliebt, hier wurden im Vergleich zum Vorjahr und auch zum Vor-Corona-Jahr jeweils rund 9 Prozent mehr Übernachtungen gezählt.
Ebenfalls beliebt: Städtetourismus. In den 14 Städten, die Mitglied der touristischen Städtevertretung sind, wurde ein Zuwachs an Übernachtungen von 7,7 Prozent gegenüber 2022 und 9,4 Prozent im Vergleich zu 2019 gezählt. Auf den ersten Plätzen landen Lübeck inklusive Travemünde, Kiel und Flensburg.
Die Binnenregionen legten im Vergleich zum vergangenen Jahr zwar wieder um 12,7 Prozent zu, hier ist das Vor-Corona-Niveau aber noch nicht wieder erreicht.
Sylt, Lübeck und Sankt Peter-Ording beliebt
Unter den Gemeinden war Sylt besonders gefragt: Rund 1,3 Millionen Übernachtungen wurden dort im ersten Halbjahr gezählt. Dahinter folgen Lübeck und Travemünde mit zusammen 946.782 und Sankt Peter-Ording (Kreis Nordfriesland) mit 732.156 Übernachtungen. Besonders hohe Verluste musste Wyk auf Föhr hinnehmen - ist aber nach wie vor unter den 15 beliebtesten Gemeinden.
Campingplätze mit deutlichem Zuwachs, Hotels holen auf
Bei den Unterkünften sind laut TA.SH nach wie vor Ferienwohnungen und -häuser sowie Campingplätze beliebt. In eigenen Berechnungen für den Zeitraum Januar bis Mai kommt die TA.SH auf ein Plus von 14 Prozent bei Campingplätzen. Das Statistikamt Nord kommt, den Juni mit eingerechnet, auf ein Plus von 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ferienwohnungen haben laut TA.SH vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr verloren. Hotels holen dagegen weiter auf und können nach den Berechnungen der TA.SH einen Zuwachs von 14 Prozent verzeichnen.
Über alle Unterkunftsarten hinweg blieben die Gäste durchschnittlich 3,8 Tage. Das ist zwar minimal (0,3 Tage) weniger als im ersten Halbjahr 2022, liegt aber immer noch über dem Bundesdurchschnitt von 2,6 Tagen. Nur in Mecklenburg-Vorpommern blieben die Gäste mit 3,9 Tagen länger. Die Gäste bleiben laut TA.SH allgemein kürzer als in den Vorjahren, buchen kurzfristiger und achten mehr auf das Budget.
SH im Bundesländer-Vergleich auf Platz sechs
Gemessen an der Anzahl der Übernachtungen liegt Schleswig-Holstein im Vergleich der Bundesländer auf Platz sechs, im vergangenen Jahr war es Platz fünf. Fast alle anderen Bundesländer haben gegenüber 2022 im zweistelligen Prozentbereich zugelegt, verzeichnen teilweise ein Plus von mehr als 20 Prozent, Schleswig-Holstein kam dagegen kam nur auf 3,6 Prozent mehr.
Die meisten Touristinnen und Touristen - mehr als 94 Prozent - kommen aus Deutschland. Übernachtungen ausländischer Gäste nehmen aber stark zu, vor allem aus Österreich, den Niederlanden und Polen. Die meisten ausländischen Gäste kommen derzeit aus Dänemark.
Radtourismus soll ausgebaut und gefördert werden
Für die Zukunft will das Land deshalb mehr ausländische Gäste und auch Tagungen für Schleswig-Holstein gewinnen, "um die große Abhängigkeit vom deutschen Urlaubsgeschäft zu reduzieren". Außerdem wollen Land und Tourismusagentur Schleswig-Holstein vor allem als Ziel für Radreisen weiter etablieren. Schon jetzt seien die Radfahrmöglichkeiten laut einer Gästebefragung einer der wichtigsten Gründe, um nach Schleswig-Holstein zu kommen. Im Vergleich der beliebtesten Bundesländer für einen Radurlaub liegt Schleswig-Holstein laut ADFC auf Platz sieben. Deshalb sollen weiterhin Radwege, aber auch passende Übernachtungsmöglichkeiten, Gastronomie und Dienstleistungen ausgebaut werden.
Wetter im Sommer könnte Jahresbilanz beeinflussen
Für die nächsten Wochen und Monate, den Spätsommer, Herbst und Winter melden die Betriebe erstmal noch freie Kapazitäten, blicken grundsätzlich aber positiv in die Zukunft. Die Menschen würden Urlaub als Grundbedürfnis ansehen und dafür Zeit und Geld investieren, hieß es von der TA.SH. Dennoch rechnet die Branche damit, dass sich das wechselhafte und teils regnerische Wetter im Sommer auf das Jahresergebnis auswirken wird.