Urlaub in SH: Das Wetter schreckt kaum jemanden ab
Die Tourismusagentur Schleswig-Holstein hat eine Schnellumfrage bei ihren Mitgliedsorganisationen im Land gemacht: Insgesamt ist die Buchungslage gut bis sehr gut. Der Deutsche Ferienhausverband sieht dagegen eine sinkende Nachfrage.
Mal eben schnell den Urlaub in Schleswig-Holstein stornieren, weil die Wetteraussichten für die kommenden zehn Tage alles andere als berauschend sind? "Nein, das können wir so nicht feststellen", sagt Manuela Schütze von der Tourismusagentur Schleswig-Holstein (TASH). "Wer nach Schleswig-Holstein kommt, der ist auch sturmerprobt, hat den Friesennerz dabei und weiß, dass es auch ab und zu einen Schauer gibt." Diese Rückmeldung hat die Sprecherin der Agentur am Dienstag von den vielen Tourismuszentralen im Land bei einer Schnellumfrage bekommen. Insgesamt melden die Regionen eine gute bis sehr gute Buchungslage.
Viele Orte fast ausgebucht
In manchen Regionen ist kaum noch eine freie Unterkunft zu bekommen. Amrum, Büsum, Fehmarn, die Lübecker Bucht: Die Auslastung liegt hier laut TASH aktuell bei fast 100 Prozent. Von Fehmarn ist aber zu hören, dass es im vergangenen Sommer noch besser lief. Auch im Herzogtum Lauenburg, der Holsteinischen Schweiz, der Schleiregion, der Gebietsgemeinschaft Grünes Binnenland oder im Ostseebad Kellenhusen wird von einer guten Buchungslage gesprochen. Gleiches gilt für Husum: Für kurzfristige Anfragen können in vielen Fällen nur noch Buchungslücken oder Unterkünfte in der weiteren Umgebung angeboten werden. In Friedrichstadt waren die Buchungen in diesem Jahr eher verhalten angelaufen, allerdings ist der Ort nach eigenen Angaben inzwischen nahezu ausgebucht.
Buchungsverhalten ändert sich
Grundsätzlich ist viel Bewegung im Tourismus, und jede Region stellt auch spezifische Trends fest. Auf Fehmarn zum Beispiel ist die Liebe zum Camping ungebrochen und weitet sich sogar aus. Rund 40 Prozent aller Buchungen fallen mittlerweile in diesen Bereich. Die Region Glücksburg hat herausgefunden, dass viele Touristen nicht so sehr auf Luxus erpicht sind, sondern einfache, aber zeitgemäße Unterkünfte bevorzugen. Insgesamt wird laut TASH auch oft ein kürzerer Urlaub gebucht.
Geld sitzt im Urlaub nicht mehr so locker
Die Touristiker der Ostseefjord Schleiregion stellen fest, dass die Urlauber verstärkt auf Preise achten. "Urlaub wird nach wie vor gebucht, in diesem Jahr erstaunlicherweise sogar sehr früh im Jahr. Allerdings ist zum Beispiel in der Gastro spürbar, dass dort im Urlaub gespart wird", heißt es. Ein Trend, den Manuela Schütze von der TASH für das ganze Land bestätigen kann: "Dann wird eben nur das Eis gegessen und nicht das große Abendessen genommen, weil man das Zuhause in der Ferienwohnung selbst zubereitet." Und auch andere Möglichkeiten werden genutzt, um den Geldbeutel nicht arg zu strapazieren: "Die Urlauber fragen zum Beispiel im Urlaubsort nach günstigen oder kostenlosen Freizeitaktivitäten", berichtet Schütze.
Ferienwohnungen etwas weniger nachgefragt
Der deutsche Ferienhausverband meldet, dass in jüngster Zeit die Nachfrage bei Ferienunterkünften in Schleswig-Holstein etwas nachlässt. "Die Lage ist in der Tat etwas angespannter als vor einem Jahr", sagte Vorstand Göran Holst und verwies im Gespräch mit NDR Schleswig-Holstein auf Zahlen des Internetportals Travanto. Darüber sind allein 25.000 Ferienwohnungen in Schleswig-Holstein registriert. "Wir sehen, dass Anfragen - zum Beispiel auf Google - sechs Prozent schwächer sind als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Wir sehen auch auf unserem Portal Travanto, dass dort 5,6 Prozent weniger Buchungen stattgefunden haben."
Einige Hotspots mit rückläufigen Zahlen
Der Vergleich bezieht sich auf Zahlen vom 25. Juni bis 25. Juli 2022 sowie den gleichen Zeitraum dieses Jahres. Ein Ergebnis der Datenanalyse ist auch, dass Sylt und Büsum noch einmal zugelegt haben, während Fehmarn, St. Peter-Ording, Amrum oder Timmendorfer Strand zum Teil deutlich rückläufig waren. Über die Gründe kann der Ferienhausverband nur spekulieren: Es hänge wohl mit der Inflation zusammen. "Und das mag auch daran liegen, dass nach Corona wieder Fernreisen möglich sind", analysiert Göran Holst, nachdem in den Corona-Jahren der Trend der Deutschen stark zum Urlaub im eigenen Land gegangen war.