Bildungsstudie: Zu wenig Ganztagsbetreuung in Schleswig-Holstein
Wie ist das Bildungsniveau in Schleswig-Holstein? Ziemlich mittelmäßig, finden die Autoren des neuen INSM-Bildungsmonitors. Das Land belegt darin unverändert den neunten Platz - auch weil wichtige Angebote fehlen.
Einen Punkt kritisieren die Autoren der Studie, die von der Initiative "Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM) jährlich herausgegeben wird, besonders: Das Angebot an Ganztagseinrichtungen sei in Schleswig-Holstein nicht ausreichend.
Das werde besonders bei den Grundschülerinnen und Grundschülern deutlich: Im Jahr 2021 besuchte hierzulande nur etwa jedes fünfte Grundschulkind eine Ganztagseinrichtung, erklärt die Studie. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt war es fast jedes zweite Kind. "Da hat die Landesregierung noch ein paar Hausaufgaben zu machen", meint Thorsten Alsleben, Geschäftsführer der Initiative.
Bildungsministerin Prien verweist auf bestehende Ganztagsangebote
Die genauen Gründe, warum so wenige Kinder in Schleswig-Holstein Ganztagseinrichtungen besuchen, listet der Bildungsmonitor zwar nicht auf. Studienautor Axel Plünnecke folgert aber: "Die Erfahrungen zeigen, dass das Angebot nicht attraktiv genug ist." Bildungsministerin Karin Prien (CDU) erklärt dagegen schriftlich auf NDR Anfrage: "87 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen haben mittlerweile auch ein Ganztagsangebot."
Wenige Naturwissenschaftler an den Unis
Eine weitere Kritik des Bildungsmonitors: An den Hochschulen im Land arbeiten nur wenige Wissenschaftler mit technisch-naturwissenschaftlichem Hintergrund. Sie machen laut der Erhebung nur rund 26 Prozent der Beschäftigten aus. In diesem Punkt ist Schleswig-Holstein bundesweites Schlusslicht - und liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von circa 33 Prozent.
Kaum Absolventen in den Ingenieurwissenschaften
Außerdem bemängelt die Studie: Die Hochschulen in Schleswig-Holstein zögen "relativ wenige Studienanfängerinnen und -anfänger aus anderen Bundesländern" an. Und: In den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen gebe es deutlich weniger Absolventinnen und Absolventen als im Bundesdurchschnitt.
Ministerin sieht "Verbesserungsbedarf"
Bildungsministerin Prien räumt ein, dass es in diesen Bereichen "Verbesserungsbedarf" gebe, und fügt hinzu: "Daran werden wir weiter mit den Hochschulen arbeiten." Konkreter wird die Ministerin nicht. Sie verweist aber darauf, dass das Land in anderen Bereichen überdurchschnittlich gut im Bildungsmonitor abschneide - und dass sich etwa in puncto Digitalisierung viel getan habe, beispielsweise beim Ausbau von WLAN an den Schulen.
So finden die Autoren der Studie auch lobende Worte für Schleswig-Holstein. Demnach können die Grundschülerinnen und -schüler im Vergleich zu anderen Bundesländern gut lesen. Und: Beim Hörverstehen erzielen sie bundesweit die besten Werte. Es habe sich gezeigt, "dass in Schleswig-Holstein nur ein relativ geringer Anteil der Viertklässlerinnen und Viertklässler im Lesen und im Hörverstehen zur Risikogruppe zu zählen war", so die Autoren.
In der Kategorie "Integration" ist das Land deutlich besser geworden
Ein weiterer Punkt, den die Autoren positiv hervorheben: Die soziale Herkunft eines Kindes sei in Schleswig-Holstein weniger bedeutend für seinen Bildungserfolg in der Grundschule als in anderen Ländern. Im Bereich "Integration" sieht die Studie das Land somit auf dem 5. Platz. Das sei ein Erfolg, betont Bildungsministerin Prien: Im vergangenen Jahr sei es nur der 15. Platz gewesen.
Gesamtbewertung: 44 von 70 Punkten
Klar ist: Der Abstand zum Spitzenreiter im Bildungsmonitor, Sachsen, ist groß. Während das Bundesland im Osten auf circa 63 von 70 Punkten kommt, erhält Schleswig-Holstein rund 44 Punkte. Abgeschlagen auf dem letzten Platz landet Bremen mit etwa 36 Punkten - dort ist das Bildungsniveau laut der Studie deutschlandweit am niedrigsten.