"Alarmierende Befunde": Erwachsene geben Schulen schlechtere Noten
Was denken Erwachsene über die Qualität der Schulen in Deutschland? Die Ergebnisse des ifo Bildungsbarometers 2023 zeigen, dass das Meinungsbild insgesamt pessimistischer ist als in den Vorjahren.
Im ifo Bildungsbarometer 2023, das seit heute veröffentlicht ist, zeigt sich eine deutliche Verschlechterung in der Bewertung der Schulen: Lediglich 27 Prozent der Deutschen geben den Schulen in ihrem Bundesland die Note 1 oder 2. Im Jahr 2014 waren es noch 38 Prozent, also deutlich mehr. Acht Prozent der Befragten vergeben aktuell sogar die Note 5 oder 6 (doppelt so viele wie 2014). 17 Prozent entschieden sich für die Note 4. "Das sind alarmierende Befunde“, findet Ludger Wößmann, Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik. "Wir müssen dringend die Probleme der Schulen lösen, und die Deutschen sind auch bereit dazu." Das ifo Institut (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München) ist eine Forschungseinrichtung mit Sitz in München.
Corona-Pandemie: Viele sehen negative Auswirkungen
In der repräsentativen Umfrage unter 5.500 Erwachsenen im Alter von 18 bis 69 Jahren ging es auch um die Corona-Pandemie. Viele Deutsche sehen negative Folgen für die Schulen: 79 Prozent sind der Meinung, dass sich die Schulbildung durch die Corona-Pandemie verschlechtert habe - und 61 Prozent gehen von Lernrückständen bei den Kindern durch die monatelangen Schulschließungen aus. Eine Mehrheit der Befragten finde es zudem problematisch, dass die Länder zu wenig Geld für die Schulen ausgeben und Gebäude häufig nicht in einem guten Zustand sind.
Das größte Problem an Schulen: Es fehlen Lehrer
Für das ernsthafteste Problem an den Schulen halten 77 Prozent der Deutschen den Lehrkräftemangel. Immer wieder berichten Schulleitungen, dass sie nicht ausreichend Personal finden. Auch im Norden ist dies ein großes Thema. Alleine in Hamburg sind aktuell rund drei Prozent der Stellen unbesetzt. Nach Angaben der Schulbehörde braucht Hamburg in Zukunft mindestens 900 neue Lehrkräfte pro Jahr. In Schleswig-Holstein teilte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) kürzlich mit, dass es 133 unbesetzte Lehrerstellen im Land gebe. Die Kultusministerkonferenz (KMK) geht davon aus, dass die fehlenden Lehrerinnen und Lehrer auch in den kommenden Jahren ein Problem für die Qualitätsentwicklung an den Schulen sind. Bis 2025 würden bundesweit insgesamt 25.000 Lehrkräfte fehlen, mit steigender Tendenz.
Worauf sollten die Länder beim Lehrermangel setzen?
Das Bildungsbarometer geht auch der Frage nach, welches die beste Lösung für den Lehrkräftemangel sein könnte. Viele Befragte sprachen sich dafür aus, mehr auf Quereinsteiger und Studierende zu setzen: Demnach sind 69 Prozent für den Einsatz von Lehramtsstudierenden und Quereinsteiger als Vertretungslehrkräfte. Dagegen sind mehr als die Hälfte der Befragten dagegen, Lehrerinnen und Lehrer aus dem Ruhestand zurückzuholen. Eine große Mehrheit (81 Prozent) lehnt darüber hinaus größere Schulklassen als Reaktion auf den Lehrermangel ab.
Norddeutsche Länder setzen auf Quereinsteiger
In Norddeutschland setzen die Länder bereits verstärkt auf Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen. So haben in Schleswig-Holstein zum August 2023 von rund 500 neuen Lehrkräften 66 als Quer- oder Seiteneinstieg angefangen. In Niedersachsen machen Quereinsteiger etwa sechs Prozent der neu eingestellten Lehrkräfte im neuen Schuljahr aus. Auch die Hamburger Schulbehörde will eine noch stärkere Öffnung für Quereinsteiger ermöglichen - etwa für diejenigen, die Unterrichtsfächer studiert haben, aber keine Erziehungswissenschaften. Das Bildungsministerium in Mecklenburg-Vorpommern will prüfen, ob Lehrkräfte, die im Ministerium arbeiten, wieder verstärkt in den Schulunterricht zurückkehren, hieß es im Juni.
Unzureichende Digitalisierung als ernsthaftes Problem
Nicht erst seit der Corona-Pandemie gehört der Einsatz digitaler Medien zum Schulalltag. Deswegen hat das ifo Bildungsbarometer 2023 auch einige Fragen zur Digitalisierung gestellt. Dabei zeigt sich, dass viele Erwachsene die Digitalisierung der Schulen als unzureichend einschätzen: Insgesamt 61 Prozent sehen dies laut der Umfrage als ein ernsthaftes oder sogar sehr ernsthaftes Problem an. Zwei Drittel sprechen sich dafür aus, dass der Bund alle Mädchen und Jungen an weiterführenden Schulen mit einem Computer oder Laptop ausstattet.