Lehrermangel: Was das Land tun wollte - und was es getan hat
Das Bildungsministerium will gegen den Lehrermangel in Schleswig-Holstein vorgehen und hat im Februar Maßnahmen vorgestellt. Ein Überblick, was sich seitdem getan hat und was zum Schulstart neu ist.
Im Lehramtsstudium, im Referendariat sowie in der Fort- und Weiterbildung in der Schule soll sich nach den Plänen der Landesregierung einiges verändern - so sieht es der "Handlungsplan Lehrkräftegewinnung" vor, den Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am 28. Februar 2023 vorgestellt hat. Der Plan enthält 13 Maßnahmen. Das Ziel: mehr Lehrkräfte für Schleswig-Holstein gewinnen, indem Lehramtsstudierende passgenauer ausgebildet und Mangelregionen attraktiver werden.
5 von 13 Vorhaben sind vollständig umgesetzt
Laut dem Plan des Ministeriums sollen die Maßnahmen zu unterschiedlichen Zeiten umgesetzt werden. Das ist laut einer NDR-Auswertung der aktuelle Zwischenstand:
- Ein Vorhaben sollte im zweiten Schulhalbjahr 2022/23 umgesetzt werden - eine Untersuchung für Zuschläge für Referendare, die in Mangelregionen eingesetzt werden. Diese Evaluation sei noch nicht abgeschlossen, teilte das Ministerium mit. Das Vorhaben wurde also noch nicht vollständig, aber teilweise umgesetzt.
- Drei Maßnahmen waren für das Sommersemester 2023 vorgesehen, das im April begann und im September endet. Davon ist nach einer Auswertung von NDR Schleswig-Holstein bisher eine Maßnahme vollständig umgesetzt, eine teilweise und eine nicht.
- Weitere vier Vorhaben sollen im Schuljahr 2023/2024 umgesetzt werden, das am Montag begann: Drei davon sind umgesetzt, eins nicht.
- Vier weitere Maßnahmen sollen im Wintersemester 2023/24 folgen. Davon ist eine bisher umgesetzt, zu den drei weiteren gab das Bildungsministerium auf NDR-Anfrage keine Antwort.
- Ein Vorhaben ist für das Schuljahr 2025/2026 vorgesehen. Auch dazu gab es bisher keine Antwort.
Maßnahme | Umgesetzt? |
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2. Schulhalbjahr 2022/23 | |
Auswertung: Wie erfolgreich war der Bonus von 250 € monatlich für Referendare in Mangelregionen? | teilweise |
Sommersemester 2023 | |
Intensivere Beratung der Fächerwahl an Universitäten | teilweise |
gemeinsame Praktikumsdatenbank zwischen Schulen und Universitäten | Nein |
Lehrkräfte sollen freiwillig von Gymnasien an Gemeinschaftsschulen wechseln | Ja |
Schuljahr 2023/2024 | |
50 weitere Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr Schule (FSJ Schule) | Ja |
Begrenzung: Sabbaticals erst ab 10 Dienstjahren möglich | Nein |
Lehrkräfte sollen Stundenkontingente erhöhen | Ja |
Bei Erreichen des Pensionsalters: Dienstzeit um ein bis zwei Jahre verlängern | Ja |
Wintersemester 2023/24 | |
Intensivere Begleitung von Studierenden in Schulen | keine Antwort |
Übernahme von Übernachtungskosten für Studierende im Praxissemester | Ja |
Bewerbungsfristen an Termine der Nachbarländer anpassen | keine Antwort |
Quereinstieg für Master-Absolventen | keine Antwort |
Schujahr 2025/26 | |
Anerkennung ausländischer Lehrkräfte | keine Antwort |
Projekte, die aktuell umgesetzt werden sollen:
Lehrerverband wünscht sich schnellere Umsetzung
Dirk Meußer, Landesvorsitzender der Interessenvertretung der Lehrkräfte, begrüßt, dass die schwierige Situation an den Schulen mit den verabschiedeten Maßnahmen gesehen wird. Für viele Maßnahmen wünscht Meußer sich allerdings eine schnellere Umsetzung. Im Schulalltag erlebt er viele überlastete Lehrkräfte. "Die Verringerung der Zahl der offenen Stellen der Lehrkräfte im Vergleich zum Vorjahr ist grundsätzlich erfreulich, allerdings kein Grund zu Euphorie, gerade in Bezug auf die weiter angespannte Personalsituation in den Mangelkreisen", so Meußer.
Lernniveau der Schüler sinkt
Am Montag (28.8.23) sind mehr Schülerinnen und Schüler als in den Vorjahren in das neue Schuljahr gestartet. Sowohl für Fachunterricht als auch in Leitungspositionen fehlen Lehrkräfte. Und das obwohl sie offensichtlich gebraucht werden: Schon jetzt liegen die Kinder und Jugendlichen im Lernniveau deutlich zurück. Derzeit gebe es 133 unbesetzte Lehrerstellen im Land, teilte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) mit. Die Opposition geht von deutlich höheren Zahlen aus, rechne man Elternzeit, Sabbatjahre, Langzeiterkrankungen mit.