Streit um Windkraft auf Eiderstedt
Die Halbinsel Eiderstedt ist weitgehend frei von Windkraftanlagen. Wenn es nach einer Gruppe von Landwirten aus der Region geht, soll sich das ändern. Doch es wird heftig über die Pläne diskutiert.
Landwirt Jan Rabeler hat einen Ackerbaubetrieb in Kating (Kreis Nordfriesland), er betreibt auch eine Biogasanlage. Nun plant er zusammen mit sieben anderen Landwirten auch einen Windpark. "Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges hat sich vieles geändert, auch die Energiewende hat nochmal neu Fahrt aufgenommen. Und da wollen wir hier auf Eiderstedt unseren Anteil an der Energiewende leisten", sagt Rabeler. Er plant nun einen Windpark mit 20 bis 40 Anlagen, einen konkreten Standort gibt es laut ihm noch nicht. Er stellt zusammen mit weiteren Vertretenden der "Planungsgesellschaft Eiderstedter Bürgerenergie" sein Projekt in den verschiedenen Gemeinden auf Eiderstedt vor. Um eine möglichst breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu erzielen, setzt Rabeler auf das Modell eines Bürgerwindparks: "Das heißt, die Bürger, die hier wohnen und auch den Nachteil des Zustellens der Landschaft durch die Windräder haben, sollen partizipieren können, indem sie auch Geld mit dem Windpark verdienen können."
Bürgerinitiative will Windpark verhindern
Die Pläne kommen aber nicht überall gut an. Eine Bürgerinitiative will neue Windkraftflächen auf Eiderstedt und auch das Projekt von Jan Rabeler verhindern. Sprecher der Bürgerinitiative "Zukunft Eiderstedt" ist Rainer Palm aus Tating. Sein Hauptargument: Eiderstedt sei eine ganz besondere Kulturlandschaft, dabei gehe es auch um den Natur- und Artenschutz und um den Erhalt des naturnahen Tourismus. Die Urlauberinnen und Urlauber würden wegen der Ruhe und der unberührten und geschützten Natur in die Region kommen. Und das könne nur ohne Windkraftanlagen so bleiben, sagt Palm. Der Sprecher der Bürgerinitiative ist aber nicht grundsätzlich gegen Windenergie. "Es gibt ausreichend andere Möglichkeiten im Land, wo man Windkraftanlagen errichten könne. Da müssen wir nicht auf Eiderstedt schauen, sondern wir können auch in anderen Regionen in Schleswig-Holstein gute Standorte für Windkraft finden."
Land will neue Windkraftflächen ausweisen
Eiderstedt ist bislang weitgehend frei von Windkraftanlagen - im Gegensatz zum benachbarten Dithmarschen, auf der anderen Seite der Eider. Bislang hat die dafür zuständige Landesplanung im Innenministerium verhindert, dass auf Eiderstedt mehr Flächen ausgewiesen wurden. Gründe waren unter anderem Denkmalschutzbelange, die Wiesenvogelbrutgebiete und Eiderstedt als Hauptachse des überregionalen Vogelzuges. Die Windkraftplanung könne sich aber in Kürze wieder ändern, sagt Burkhard Jansen, Fachbereichsleiter Regionalentwicklung beim Kreis Nordfriesland. Weil der Bund das sogenannte Windenergie-Bedarfsgesetz erlassen hat, müssen alle Bundesländer nun mehr Windkraftflächen ausweisen.
Neue Flächen für Windkraft in SH bis 2027
Hintergrund: Nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges im Januar 2022 will der Bund noch mehr auf erneuerbare Energien setzen. Die Folge: "Auch für Eiderstedt wird zu prüfen sein, ob es Belange gibt, die einer Windkraftnutzung entgehen stehen, oder ob es hier künftig neue Flächen geben wird", sagt Windkraftfachmann Burkhard Jansen vom Kreis Nordfriesland. Laut einem Sprecher des zuständigen Innenministeriums will Schleswig-Holstein noch in dieser Legislaturperiode - also bis 2027 - neue Windkraftflächen bereit stellen.
Kompromiss-Vorschlag
Gardings Bürgermeisterin Andrea Kummerscheidt (CDU) hat jetzt einen dritten Weg vorgeschlagen. Sie plädiert für eine gemeinsame Lösung für die gesamte Halbinsel Eiderstedt. "Wir sollten beim Thema Windkraft im Amt Eiderstedt alles gemeinsam machen und zusammen eine bestimmte Fläche auswählen", sagt Kummerscheidt, dort könne gemeinsam ein Windpark geplant werden. Dieses Projekt hat die ehrenamtliche Bürgermeisterin jetzt auf einer Infoveranstaltung vorgestellt. Alle 16 Gemeinden sollten sich verständigen und dann auch alle profitieren. Konkret könnte der Windpark von einem Zweckverband, einer Genossenschaft oder einer GmbH betrieben werden, an der sich die Gemeinden beteiligen. Und die Gewinne sollten in einen Eiderstedt-Fonds eingezahlt werden. Aus dem könnten Klimaschutzprojekte wie zum Beispiel Elektrobusse finanziert werden.
Viel Zuspruch für Kummerscheidt-Pläne
Die Bürgerinnen und Bürger auf der Infoveranstaltung in Garding haben auf die Pläne der Gardinger Bürgermeisterin mit viel Applaus reagiert. Dort hatte Kummerscheidt ihre Pläne zum ersten Mal öffentlich vorgestellt. Doch die Entscheidung, ob ihr Vorschlag umgesetzt wird, trifft der dafür zuständige Amtsausschuss des Amtes Eiderstedt, in dem alle 16 Gemeinden vertreten sind. Wann das Thema Windkraft dort besprochen wird, steht noch nicht fest.