Streik in Kliniken und Apotheken in Schleswig-Holstein
Wer Medikamente in der Apotheke kaufen wollte oder einen Termin im Krankenhaus hatte, musste am Dienstag mit Einschränkungen rechnen. Grund war der Warnstreik der Ärzte an kommunalen Kliniken sowie ein sogenannter Aktionstag der Apotheken.
Es geht ums Geld: Die Gewerkschaft Marburger Bund fordert für bundesweit 55.000 Klinik-Ärztinnen und -Ärzte einen Inflationsausgleich plus zusätzlich 2,5 Prozent mehr Lohn. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände hält das für überzogen. Sie hat nach eigener Aussage "eine Inflationsausgleichszahlung in Höhe von 3.000 Euro und eine signifikante Entgelterhöhung im Jahr 2024 in Aussicht gestellt". Die Tarifverhandlungen brachten kein Ergebnis. Beide Seiten konnten sich bisher nicht einigen. Die Folge: ein erneuter Warnstreik.
Bei einer Kundgebung am Bahnhof Hamburg-Dammtor versammelten sich am Dienstagmittag nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund 1.500 Medizinerinnen und Mediziner aus Hamburg und Schleswig-Holstein. Bundesweit waren laut Marburger Bund rund 55.000 Ärztinnen und Ärzte zum Warnstreik aufgefordert worden.
Zahlreiche Kliniken betroffen
In Schleswig-Holstein waren 2.000 Medizinerinnen und Mediziner aufgerufen, die Arbeit niederzulegen - sowohl an kommunalen als auch an einigen privaten Krankenhäusern. Potenziell betroffen waren laut Marburger Bund das Westküstenklinikum (Heide und Brunsbüttel in Dithmarschen), die Kliniken Nordfriesland (Husum, Niebüll, Föhr), die Regio Kliniken (Elmshorn und Pinneberg), das Johanniter-Krankenhaus Geesthacht und das DRK-Krankenhaus in Ratzeburg (beide Kreis Herzogtum Lauenburg), die Sana Kliniken Lübeck, die Ameos Kliniken Ostholstein (Eutin, Oldenburg, Fehmarn, Middelburg), das Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster, die Klinik Preetz (Kreis Plön), das Städtische Krankenhaus in Kiel, die Imland Kliniken (Rendsburg, Eckernförde), die Segeberger Kliniken sowie das Helios Klinikum Schleswig.
Einige OPs werden verschoben
Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein wurden landesweit mehrere geplante Operationen, die nicht dringlich sind, schon im Vorfeld abgesagt und verschoben. Auch ambulante Untersuchungen fielen zum Teil aus. Der Marburger Bund riet Patientinnen und Patienten, sich vorher telefonisch mit dem Krankenhaus in Verbindung zu setzen. Wichtig ist: Es gibt laut Gewerkschaft überall eine Notdienstvereinbarung. Das bedeutet, dass alle Notfälle und schwer Erkrankte auf jeden Fall behandelt werden.
Mehrere Apotheken bis Dienstagnachmittag geschlossen
Aber nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern auch Apothekerinnen und Apotheker in Schleswig-Holstein wollten sich Gehör verschaffen. Sie beklagen, dass vieles in der Gesundheitspolitik schieflaufe und die Apotheken darunter massiv zu leiden hätten. Der Apothekerverband fordert unter anderem höhere Honorare und dass die Bundesregierung mehr gegen den Arzneimittel-Engpass unternehme.
Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, blieben laut Verband viele Filialen bis 14 Uhr geschlossen. Andere entschieden sich nach eigener Aussage dazu, mit weniger Personal zu bedienen oder Medikamente nur in Notfällen zu verkaufen. Tabletten, Säfte und Co. waren also auch am Dienstagvormittag zu bekommen, aber eben nicht in jeder Apotheke.
"Licht aus" - besondere Aktion in Itzehoer Apotheke
Die Politik müsse endlich merken, wie wichtig die Apotheken seien, welche Arbeit sie leisteten und dass einigen das Wasser bis zum Hals stehe, betont der Landesvorsitzende des Verbands, Hans-Günter Lund. Seinen Angaben nach mussten in den vergangenen 15 Jahren 150 Filialen in Schleswig-Holstein ersatzlos schließen - 14 allein in diesem Jahr.
Mit einer besonderen Aktion machte zum Beispiel die Landhaus Apotheke in Itzehoe (Kreis Steinburg) auf ihre Sorgen aufmerksam. Hier wurden Kunden am Dienstag von schwarz gekleideten Angestellten bedient. Außerdem wurde der Innenraum verdunkelt. Die Botschaft: "Wenn sich die Politik nicht ändert, gehen die Lichter aus."