Schon jetzt Rekordjahr: Früher Pollenflug durch milden Winter
Tränende Augen und triefende Nasen - ein Bild, das wir sonst eher aus Februar und März kennen. Doch wegen der relativ milden Temperaturen blüht die Hasel in diesem Jahr bereits jetzt. Das macht sich auch in den HNO-Praxen in SH bemerkbar.
Es ist eine Allergiewelle, wie er sie in 25 Jahren als HNO-Arzt noch nicht erlebt hat, sagt Jan Löhler. Der Vorsitzende des HNO-Ärzteverbands in Schleswig-Holstein betreibt eine Praxis in Bad Bramstedt im Kreis Segeberg. Hierhin kommen derzeit auch Patienten, die bislang noch gar keine Probleme mit Allergien hatten. Bei denjenigen, die bisher nur leichte Beschwerden gewohnt waren, sei jetzt "wirklich alles dicht", erklärt Löhler.
"Die kriegen keine Luft durch die Nase, müssen massiv niesen, haben Tränen in den Augen", so der HNO-Arzt weiter. Den typischen Heuschnupfen, den man sonst eher aus dem Sommer kenne, hätten viele schon jetzt im Winter.
Besonders Hasel beschäftigt Allergiker
Auch wenn er das Ausmaß noch nicht erlebt hat - erwartet hat er es durch den milden Winter schon vor einigen Wochen: "Ich mache ja auch immer mal Spaziergänge und beobachte die Haselkätzchen. Als wir dann vor Weihnachten diese starke Frostperiode hatten, die eigentlich ja ein bisschen früh kam im Jahr, habe ich mir schon gedacht: 'Was macht das jetzt mit der inneren Uhr von der Hasel'?" Um Neujahr seien die Kätzchen dann "explodiert", berichtet Löhler.
Schon jetzt Rekordjahr beim Pollenflug
Das belegen auch Messungen des Forschungszentrums Borstel (Kreis Segeberg). Hier wird mithilfe von Pollenfallen überprüft, welche Pollen zu welcher Saison in der Region fliegen. Schon im Januar letzten Jahres hatte die Station von einem ungewöhnlich frühen Beginn der Pollensaison berichtet. Dieses Jahr sei aber ein neues Rekordjahr, so Nestor Gonzalez Roldan von der Pollenmessstation.
"In Borstel hatten wir bereits einen Tag mit 66 Pollenkörnern an einem Tag. Bei zehn beginnt die untere Grenze für Symptome für Allergiker", erklärt der Forscher. Durch den häufigen Regen sei es zwar aktuell ruhiger, aber in den kurzen Zeiträumen, in denen es trocken und windig ist, sei mit starkem Pollenflug zu rechnen.
Allergiewelle sorgt für volle Praxen
Laut Jan Löhler macht sich der frühe Pollenflug bereits in den HNO-Praxen in Schleswig-Holstein bemerkbar. "Bei uns brennt seit Monaten die Hütte", klagt der Mediziner. Dann seien da noch Corona, Grippe und andere Atemwegserkrankungen. "Wir haben ja ohnehin noch die Infektwelle abzuarbeiten, die über Weihnachten und Neujahr gelaufen ist." In Hamburg oder Niedersachsen sieht es laut Löhler ähnlich aus.
Auch die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst schreibt von einem "historischen Auftakt der Pollensaison". Wenn zum Wochenbeginn der Winter zurückkehrt, könnte das deutschlandweit den Pollenflug unter anderem bei der Hasel erst mal stoppen.