Eine Frau hält sich vor Schmerzen den Unterleib. © picture alliance / imageBROKER/Valeria Venezia Foto: Valeria Venezia

Starke Regelschmerzen: Welche Verfahren Linderung versprechen

Stand: 05.03.2025 05:00 Uhr

Krämpfe, heftige Schmerzen, starke Blutungen: Zyklusbeschwerden können Frauen jeden Monat wieder aus der Bahn werfen. Neue operative Verfahren wie die Verödung der Gebärmutterschleimhaut mit dem "Goldnetz" können Symptome lindern.

von Astrid Wulf

Angelika Rupperts Piercingstudio heißt ausgerechnet "Don’t Be A Sissy", also sinngemäß: "Stell dich nicht so an". Mit Schmerzen kennt sie sich aus: Seit ihrer Jugend gehörten starke Krämpfe und heftige Blutungen allmonatlich zu ihrer Periode. Besonders schlimm wurden die Menstruationsbeschwerden in den vergangenen Jahren. "Ich hatte überall im Studio Schmerzmittel, Binden und Super Plus-Tampons deponiert", erzählt die 44-Jährige. "Einmal musste ich zwischendurch meine Tochter anrufen, weil ich durchgeblutet war und frische Wäsche brauchte."

Angelika Ruppert, Piercerin. © NDR Foto: Astrid Wulf
Angelika Ruppert in ihrem Piercing-Studio. Die 44-Jährige litt jahrzehntelang unter ihrer starken und schmerzhaften Regelblutung.

Schon am Tag vor ihrer Menstruation hatte sie starke Kopfschmerzen. Wenn die Blutung einsetzte, konnte sie sich wegen ihrer Krämpfe nur noch gekrümmt durch ihr Piercingstudio bewegen. "Das zieht in den Rücken, in die Beine, man fühlt sich so schwach." Der Tätowierer, mit dem Angelika Ruppert zusammenarbeitet, wusste immer, wenn ihre Blutung anstand: "Weil auch meine Laune ziemlich im Keller war. Ich war eigentlich immer nur mit meinem Unterleib beschäftigt."

Häufige Ursachen für starke Regelschmerzen: Endometriose und Myome in der Gebärmutter

Es gab viele Verdachtsdiagnosen, erinnert sich Angelika Ruppert - darunter Endometriose. Tatsächlich sei die Krankheit eine häufige Ursache für starke Regelbeschwerden, sagt Prof. Ibrahim Alkatout, leitender Oberarzt an der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) am Campus Kiel. Endometriose zeigt sich durch wuchernde Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter - zum Beispiel im Eierstock, Bauchraum oder Becken. Diese Schleimhautherde bluten während der Periode und können krampfartige Schmerzen verursachen.

Ein anderer Grund für Regelbeschwerden können Myome sein, gutartige Knoten in der Gebärmuttermuskulatur. Manchmal stecken ein Reizdarm, Nahrungsunverträglichkeiten oder Harnwegsinfekte dahinter.

Warum Menstruationsbeschwerden ernst genommen werden sollten

Laut der Krankenkasse AOK haben zehn Prozent aller Frauen so starke Regelschmerzen, dass sie für ein bis drei Tage nicht arbeiten können. Frauen seien heutzutage gut über Menstruationsbeschwerden und Krankheiten wie Endometriose aufgeklärt, sagt Ibrahim Alkatout. "Wenn Frauen ein Behandlungsangebot bekommen, lassen sie sich früh helfen."

Prof. Ibrahim Alkatout, Leiter Endometriosezentrum UKSH Kiel. © UKSH Kiel
Prof. Ibrahim Alkatout leitet das Endometriosezentrum am UKSH Kiel.

Nach wie vor würden allerdings nicht alle, die unter ihrer Regelblutung leiden, ernstgenommen. So würden manchen Mädchen von den eigenen Eltern oder auch Frauen von Medizinerinnen und Medizinern gesagt, dass Schmerzen während der Periode normal seien. Das verlängere den Leidensweg der Betroffenen unnötig.

"Goldnetz-Methode": Neues OP-Verfahren bei starken Blutungen

Angelika Rupperts Frauenarzt schlug ihr als Mittel gegen ihre starken und schmerzhaften Blutungen die "Goldnetz-Methode" vor. Auch das UKSH empfiehlt das Operationsverfahren als sicheren und einfachen Weg, die Gebärmutterschleimhaut zu veröden. Dafür wird unter Vollnarkose ein Stab in den Gebärmutterhals eingeführt. In der Gebärmutter spannt sich an dessen Ende ein metallbeschichtetes, goldbedampftes Dreieck auf. Durch das "Goldnetz" wird 90 Sekunden lang Strom geleitet, die verödete Schleimhaut wird anschließend abgesaugt. Seit knapp zwei Jahren übernehmen die Kassen den Eingriff. Geeignet ist die Methode für Frauen, die ihre Familienplanung abgeschlossen haben.

Das Goldnetz wird gezeigt © NDR
Das "Goldnetz" verödet die Gebärmutterschleimhaut: Eine Methode, um starke Blutungen einzudämmen.

Rund ein Jahr liegt der ambulante Eingriff in der gynäkologischen Praxis zurück. Mittlerweile muss Angelika Ruppert in ihrem Piercingstudio in Lübeck weder Schmerztabletten, Tampons noch Ersatzwäsche lagern. Die Blutungen sind verschwunden, auch die Schmerzen gehören der Vergangenheit an. Der Eisenmangel, verursacht durch die starken Blutungen, hat sich reguliert - sie fühlt sich fitter. Geblieben sind lediglich ein leichtes Ziehen beim Eisprung und etwas Stimmungsschwankungen. "Damit kann ich leben", sagt Angelika Ruppert. "Es ist so schön - so eine Lebensqualität."

Behandlung von Endometriose: Schmerzmittel, Hormone und operative Eingriffe

Endometriose im Allgemeinen würde man vor allem symptomatisch behandeln, sagt Gynäkologe Ibrahim Alkatout vom UKSH. "Gegen Schmerzen geben wir ein Schmerzmittel. In vielen Fällen hilft das auch schon." Wenn nicht, kommen Hormone zum Einsatz. Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen regt das Wachstum der Schleimhaut an. Medikamente oder eine in der Gebärmutter wirkende Hormonspirale können gegensteuern und die Endometriose im Zaum halten. Die letzte Option: Die operative Entfernung der Schleimhaut-Wucherungen.

Ganzheitliche Ansätze: Akupunktur, Ernährung und Psychotherapie

Manchmal hätten Patientinnen wenige Wochen nach einer Operation trotzdem wieder Beschwerden, sagt der Arzt: "Wenn wir ein zweites Mal operieren, finden wir häufig Endometriose, obwohl wir das Wachstum hormonell unterdrückt haben. In manchen Fällen finden wir auch keine Endometriose mehr und können uns die Beschwerden nicht erklären." Sowohl für die Patientinnen als auch für das Behandlungsteam sei Endometriose daher eine "undankbare Erkrankung": "Weil sie keinen klaren Hebel hat, mit dem wir die Beschwerden in den Griff kriegen."

Sinnvoll seien laut Ibrahim Alkatout daher ganzheitliche Therapieansätze, die Osteopathie, Akupunktur, auch psychosomatische und psychotherapeutische Ansätze einschließen. Auch eine anti-entzündliche Ernährung könne helfen: Grüner Tee statt Kaffee, wenig Fleisch, Milch und Verzicht auf glutenhaltige Produkte, also viele Getreidesorten.

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