SH: Land und Kommunen einigen sich auf Konzept für Geflüchtete

Stand: 15.07.2024 16:18 Uhr

Land und Kommunen haben sich auf ein sogenanntes Standort-Konzept für Geflüchtete geeinigt. Es geht darum, wie und wo die Menschen künftig untergebracht und wie die Kosten verteilt werden.

Viele Kommunen in Schleswig-Holstein hatten sich zuletzt über zu hohe Kosten bei der Unterbringung von Geflüchteten beschwert. Nun haben sich Landesregierung und kommunale Spitzenverbände auf ein Konzept geeinigt, das sie am Montag vorstellten. Einheitlich geregelt wurde, wie die Bundesmittel für die Jahre 2024 und 2025 verwendet und auf Kommunen weitergeleitet werden.

Im laufenden Jahr ändern sich die Grundlagen der Finanzierung nicht. Die Kommunen sollen einmalig zehn Millionen Euro erhalten. Verschiedene Landes-Förderprogramme, die über den Ukraine-Notkredit finanziert werden, laufen jedoch Ende des Jahres aus.

Pro-Kopf-Pauschale geht zu 90 Prozent an Kommunen

Von den 7.500 Euro, die der Bund pro Kopf pauschal je Asylerstantrag bereitstellt, reicht das Land ab dem kommenden Jahr 90 Prozent - also 6.750 Euro - an die Kommunen weiter. Zudem sollen Menschen mit schlechter Bleibeperspektive weiterhin nicht auf Städte und Gemeinden verteilt werden, sondern bis zur Rückführung in den Landesunterkünften bleiben. Kommunen sollen weiter vier Wochen vor der Aufnahme von Migranten vor Ort informiert werden.

Weitere Informationen
Seeth: Ein Schild mit der Aufschrift «Willkommen im Landesamt für Zuwanderung und Flüchtline Schleswig-Holstein» ist an einem Zaun der Landesunterkunft der Gemeinde Seeth im Kreis Nordfriesland angebracht. © dpa Foto: Frank Molter

Kommunen mit Landesunterkünften fordern mehr Unterstützung

Bei einem Treffen in Boostedt haben sie eine Reihe von Forderungen an das Land formuliert. Die Belastung der betroffenen Kommunen ist nach wie vor hoch. mehr

Weniger "aktive" Plätze in Erstaufnahmen - aber Reserve

Das Land und die Kommunen haben sich darauf geeinigt, dass das sogenannte Standort-Konzept des Landes in ein aktives und inaktives Konzept von insgesamt 10.000 Plätzen umgesetzt wird. Die Zahl der Plätze in den Erstaufnahme-Einrichtungen wird künftig von gut 7.100 auf 6.250 Plätze reduziert - gleichzeitig soll es aber 3.750 sogenannte inaktive Plätze geben, die im Notfall genutzt werden können. Mit der Reduzierung der aktiven Plätze wird frühestens im November 2024 begonnen. Eine vollständige Umsetzung des Gesamtkonzeptes erfolgt im kommenden Jahr.

Eingangstor zur Erstaufnahmeeinrichtung in Glückstadt. © NDR Foto: Laura Albus
AUDIO: Einigung zu Bundesmitteln für Unterbringung von Geflüchteten (1 Min)

Günther spricht von fairer Lösung und "Schulterschluss"

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) spricht von einer fairen und tragfähigen Lösung: "In Schleswig-Holstein haben Land und Kommunen von Anfang an den Schulterschluss gesucht und ziehen bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten an einem Strang." Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) bewertet die Lösung ebenfalls positiv: "Mit dieser Vereinbarung sind wir auch für den Fall gut vorbereitet, dass in den kommenden Monaten wieder mehr Geflüchtete zu uns kommen." Und Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) sagt: "Es ist wichtig und richtig, dass die finanzielle Unterstützung des Bundes maßgeblich bei den Kommunen ankommt."

Städteverband: Kompromiss und große Herausforderungen

Der Geschäftsführer des Städteverbandes, Marc Ziertmann, spricht von einem Kompromiss, der erreicht wurde. Die Kommunen leisteten weiter mit hohem Engagement einen großen Beitrag für die Bewältigung der schwierigen Situation. "Bund und Länder bleiben aber in der Pflicht, die Kommunen in Zeiten hoher Zugangszahlen weitgehend von den finanziellen Mehrbelastungen freizuhalten und hierfür die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen", fordert Ziertmann.

Weitere Informationen
Der Eingang der Landesunterkunft für Flüchtlinge in Boostedt. © NDR

Kaserne für Geflüchtete in Boostedt bleibt erhalten

Mittelfristig sollen die Plätze für Geflüchtete in der Unterkunft im Kreis Segeberg aber von 2.500 auf 1.250 halbiert werden. mehr

Die Schatten einer Frau, eines Kindes und eines Mann vor einer Mauer. © photocase.de Foto: krockenmitte

Eine Million Euro für Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Reinbek

Für die Förderung temporärer kommunaler Unterkünfte sieht das Land insgesamt bis zu 24 Millionen Euro vor. mehr

Flüchtlinge sind in einem der Zelte einer provisorischen Flüchtlingsunterkunft unterwegs. © dpa Foto: Arne Dedert

Flüchtlingsgipfel: "Teilerfolg" und offene Fragen

Eine Milliarde Euro mehr für die Unterbringung und Integration von Flüchtlingen - Land und Kommunen in Schleswig-Holstein sehen darin nur einen ersten Schritt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 15.07.2024 | 14:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Ein blaues Auto fährt durch eine verschneite Innenstadt, im Hintergrund fährt ein Streuwagen. © NDR

Schnee und Glätte: Eine Schwerverletzte bei Unfällen in SH

Schnee und überfrierende Nässe haben in der Nacht sowie am Freitagmorgen in SH zu zahlreichen Unfällen geführt. mehr

Videos