Northvolt bei Heide: Wohnungsbau ist die größte Herausforderung
Die Ansiedlung von Northvolt bei Heide im Kreis Dithmarschen bringt für die Region auch Herausforderungen mit sich: so muss nun schnell Wohnraum geschaffen werden. Die Grundstückspreise sind schon jetzt ein Problem.
Ein kurzer Ausflug nach Nord-Schweden in die 76.000 Einwohner-Stadt Skellefteå. Dort steht die erste Batteriefabrik für E-Autos von Northvolt. Die Fabrik ist ein solcher Magnet für neue Einwohnerinnen und Einwohner, dass es nicht genügend Wohnraum gibt. Nach Angaben von Menschen, die dort leben, haben sich die Mieten verdoppelt. Und auch die Stadtplanerin der Kommune sagt, der Wohnungsbau sei die größte Herausforderung in Bezug auf die Northvolt-Ansiedlung. Gleiches stehe nun der Region Heide und Dithmarschen bevor. Doch hier glaubt man, besser vorbereitet zu sein.
Entwicklungsagentur hat Bauland identifiziert
Der Grund dafür ist die Entwicklungsagentur der Region Heide. Das Team beschäftigt sich seit 2013 im Auftrag der Stadt Heide und den elf umliegenden damit, grüne Industrien in die Region zu locken und die nötige Infrastruktur dafür mitzudenken. Das Stadt-Umland-Konzept (SUK) enthält dabei alle Säulen, die für Industrieansiedlungen wichtig sind, zum Beispiel auch ein Wohnraumkonzept. "Wir haben ja schon vor über einem Jahr, bevor die Investitionsentscheidung gefallen ist, ein Entwicklungskonzept auf den Weg gebracht", erklärt Jannick Schwender von der Entwicklungsagentur.
Mehr als 7.000 Wohneinheiten werden bis 2050 benötigt
Als sein Team und er in Skellefteå gewesen sind, haben die Stadtplaner ihnen klar gemacht: Wenn sie erst anfangen, nachdem die Ansiedlungsentscheidung gefallen ist, ist es schon zu spät. Die Agentur hat gemeinsam mit der Stadt Heide und den umliegenden Gemeinden im Kreis Dithmarschen ermittelt, auf welchen Flächen, wie viele neue Wohnungen gebaut werden könnten.
- Heide: 6.400 Wohneinheiten
- Hemmingstedt: 174 Wohneinheiten
- Lieth: 40 Wohneinheiten
- Lohe-Rickelshof: 600 Wohneinheiten
- Neuenkirchen: 100 Wohneinheiten
- Norderwöhrden: 13 Wohneinheiten
- Nordhastedt: 300 Wohneinheiten
- Ostrohe: 150 Wohneiheiten
- Stelle-Wittenwurth: 20 Wohneinheiten
- Weddingstedt: 530 Wohneinheiten
- Wesseln: 100 Wohneinheiten
- Wöhrden: 240 Wohneinheiten
Insgesamt 7.100 Wohneinheiten müssen nach Berechnungen der Entwicklungsagentur der Region Heide bis 2050 in der Stadt Heide und den elf umliegenden Gemeinden gebaut werden. Experten sagen: Das gehe nur mit Fördermitteln.
Wer soll die Bauflächen kaufen?
In der Gemeinde Lohe-Rickelshof (Kreis Dithmarschen) wäre Platz für bis zu 600 neue Wohnungen. Die Flächen dafür wären jeweils am Ortsrand. "Wenn wir sie kaufen könnten zum vernünftigen Kurs, würden wir es tun. Aber ich glaube: Der Zug ist abgefahren", sagt Bürgermeister Kai Tange (SPD) im Interview mit NDR Schleswig-Holstein. Die Grundstückspreise könnten nun außerdem spekulativ in die Höhe schießen, befürchtet auch Andreas Breitner vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen: "Das hätte man vor ein bis zwei Jahren verhindern können. Zu dem Zeitpunkt, als die Ansiedlung von Northvolt noch nicht in trockenen Tüchern war. Jetzt wird's natürlich schwierig."
Anträge für Sonderfonds vom Land ab dem Sommer möglich
Ab Sommer sollen Gemeinden beim Land Anträge für einen Entwicklungsfonds stellen können. "Damit wollen wir Kommunen in die Lage versetzen, über Darlehen und eine mögliche Verlustabsicherung mutiger als bisher in Grundstücke zu investieren", sagt Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU). Der Bürgermeister von Lohe-Rickelshof, Kai Tange, ist noch verhalten, was diesen Sonderfonds angeht: "Ich weiß nicht, zu welchen Bedingungen man dort etwas bekommen kann, ob das für uns passt, ob das gut ist." Die Förderrichtlinien bereiten Innen- und Wirtschaftsministerium im Moment noch vor.
Suche nach Investoren
Darüber hinaus hält das Innenministerium ein Fördervolumen in Höhe von 30 Millionen Euro im Bereich der sozialen Wohnraumförderung vor. "Das sind gute Nachrichten. Wenn da jetzt ein Extratopf für die Region Heide geschaffen wird, dann kann man daran erkennen, dass das Land sich dieser besonderen Situation bewusst ist", erklärt Andreas Breitner vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen. Die Stadt Heide und die elf Umlandgemeinden haben ihren Job erledigt und mögliche Bauflächen identifiziert. Jetzt müssen passende Investoren gefunden werden, die Flächen erwerben und Wohnungen im Sinne der Gemeinden bauen. Ob sich die Stadt Heide und die Gemeinden mit den Bauunternehmen darüber einig werden, ist noch unklar.