Neue revolutionäre Tiefseekamera für das GEOMAR in Kiel
Damit Wissenschaftler die dunklen Meereswelten in Hunderten Metern Tiefe erforschen können, hat ein Team vom GEOMAR eine neue Kamera mitentwickelt. Die kann 3D-Bilder in hoher Auflösung machen, um zum Beispiel den Ozeanboden vermessen und kartieren zu können.
Sie wurde zwar nicht auf dem Meeresgrund gefunden, ist aber dennoch ein echter Schatz für die Forschung: die neue Tiefseekamera des GEOMAR in Kiel. Der Vulkanologe und Geologe Dr. Tom Kwasnitschka hat die neue Kamera in Norwegen in 1.000 Metern Tiefe erprobt. Die Bilder ermöglichen einen virtuellen Spaziergang auf dem Boden des Meeres.
Kamera kann überall hin
"Es gibt keinen Ort, wo diese Kamera nicht funktionieren würde", sagt Tom Kwasnitschka stolz. Fünf Computer und eine brandneue Software ermöglichen es dem GEOMAR-Wissenschaftler, mit den eigenen Augen in der Tiefsee zu forschen. Sechs Jahre lang hat er an der Tiefseekamera gearbeitet - an der dazugehörigen Technik sogar fast 20 Jahre, erzählt er.
Computersoftware korrigiert störende Unterwasser-Effekte
Das Problem bei Meeresforschung ist, dass in Gebieten mit etwa 6.000 Metern Tiefe kein Taucherteam selbst aktiv werden kann. Der Umgebungsdruck unter Wasser wäre zu hoch - eigentlich auch für Kameras. Dicke Fenster schützen sie. Bisher sorgten die und das Wasser aber oft für verzerrte oder unreine Aufnahmen. Die neue Tiefseekamera soll das Wasser quasi verschwinden lassen, so der Vulkanologe. Alle Effekte, die in sechs Kilometern Tiefe auftreten, werden mit einer ausgebufften Linse gekontert und am Computer ausgeglichen. Druck, Lichtbrechung und Temperatur sind somit kein Problem.
3D-Scans ermöglichen Forschung ohne Zeitdruck
Doch die Kamera kann nicht nur filmen, sondern auch großflächige 3D-Scans der Umgebung liefern. Dadurch können sich die Wissenschaftler die Unterwasserwelt als Modell ins Labor holen - und das revolutioniere seine Arbeit, meint Tom Kwasnitschka. "Wir arbeiten mit einem digitalen Abguss der Welt, hier zuhause, mit aller Zeit, die wir brauchen." Zuvor waren Live-Mitschnitte von Roboterfahrten nötig, die laut dem GEOMAR-Forscher einen Euro pro Sekunde kosten. Sich in Ruhe etwas genauer anschauen, war eine finanzielle Frage.
Meeresboden ausbeuten - ja oder nein?
Hintergrund der ganzen Forschung sind wertvolle Bodenschätze. Deutschland hat beschlossen, dass es den Meeresboden nicht ausbeuten will. Trotzdem müsse man wissen, was dort unten ist, sagt Tom Kwasnitschka und will den Unterwasserroboter möglichst bald wieder mit der Kamera auf die Suche schicken. "Selbst, wenn man sie jetzt nicht holen möchte, muss man mitreden können in der Frage, worum es sich handelt."
Seltene Erden am Meeresboden
Gefragt seien die vorhandenen Bodenschätze laut dem Forscher besonders für Smartphones, Elektroautos und Windkraftanlagen. "Wir reden hier von Edelmetallen, seltenen Erden, Gold." Karten des Meeresbodens sollen nach Angaben des GEOMAR dabei helfen, die Risiken des Tiefseebergbaus oder Naturgefahren einschätzen zu können. Das können zum Beispiel untermeerische Hangrutschungen und infolgedessen Tsunamis sein.
Insgesamt hat das GEOMAR 14 dieser Tiefseekameras angeschafft. Sie sollen auch an andere Forschungseinrichtungen für wissenschaftliche Kooperationsprojekte verliehen werden.