Mehrwertsteuer-Erhöhung auf Fleisch: Pro & Kontra aus SH
Die Zukunftskommission Landwirtschaft ist für eine Mehrwertsteuererhöhung für Fleisch von 7 auf 19 Prozent. Ziel ist mehr Tierwohl. So kommt der Vorschlag in Schleswig-Holstein an.
Den Tieren im Stall soll es besser gehen - ein Thema, über das viel diskutiert und gestritten wird. Mehr Tierwohl, also unter anderem mehr Platz, mehr Stroh, Beschäftigung für die Tiere und Auslauf, kostet auch mehr Geld. Das könnte nach Einschätzung der Zukunftskommission von einer Mehrwertsteuererhöhung von jetzt 7 auf dann 19 Prozent kommen.
Bauernverband Schleswig-Holstein gegen Erhöhung
"Das Geld geht in einen allgemeinen Topf, das kommt nicht dem Tierwohl zugute", sagt Sönke Hauschildt, Sprecher des Bauernverbands Schleswig-Holstein. Seiner Ansicht nach wäre der Effekt auf die Tierhaltung gering. Langfristig würden den Landwirtinnen und Landwirten feste Verträge helfen, wenn es um die Förderung der Mehrkosten für mehr Tierwohl geht, sagt Hauschildt. "Das sollte auf mindestens zehn Jahre festgeschrieben werden, damit die Landwirte nicht jedes Jahr neu Geld beantragen müssen".
Hofschlachterei: Gut für Nachhaltigkeit
Die Hofschlachterei Untiedt, mittwochs auf dem Wochenmarkt in Kiel vertreten, begrüßt eine Mehrwertsteuer-Erhöhung: Das sei ein guter Schritt für mehr Nachhaltigkeit, sagt der Chef Rainer Untiedt. Die 1656 gegründete Schlachterei verkauft aber ohnehin höherpreisiges Fleisch. Das Gros der Kunden scheint das zu akzeptieren, schaut man sich die Bewertungen im Netz an.
Kunden Wochenmarkt: Einmal halb und halb, bitte
Bei den Kunden auf dem Kieler Wochenmarkt gehen die Meinungen auseinander: Bei Mehrwertsteuer-Erhöhungen müsse man auch die im Auge behalten, die sich schon jetzt weniger leisten können, sagt einer. Einen anderen wiederum stört teureres Fleisch weniger. Er würde dann einfach weniger essen oder gar kein Fleisch kaufen. Die Mehreinnahmen durch die Steuer müssten zweckgebunden investiert werden, sagt eine andere Kundin. Es müsste sichergestellt sein, dass das Geld auch wirklich ins Tierwohl investiert werde und nicht in einem großen Topf landet. Und die pragmatischen sehen es ohnehin so: einfach generell weniger Fleisch essen.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung in SH empfiehlt weniger Fleischkonsum
Das wäre dann genau das, was auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Schleswig-Holstein empfiehlt. Eine offizielle Meinung von der Hauptgeschäftsstelle der DGE in Bonn zu einer möglichen Mehrwertsteuer-Erhöhung gibt es noch nicht, sagt die Leiterin der Geschäftsstelle in Kiel, Petra Schulze-Lohmann. "Aber das käme uns natürlich entgegen, weil die Empfehlung ohnehin ist, nicht mehr so viel Fleisch zu essen. Und das käme dann ja auch dem Tiewohl zugute." Die DGE empfiehlt pro Woche maximal 300 Gramm Fleisch beziehungsweise Fleischprodukte. Dafür sollte der Anteil an Gemüse und Hülsenfrüchten entsprechend erhöht werden. Man müsse aber auch die gestiegenen Preise generell im Auge haben. "Eine fünfköpfige Familie kann eigentlich sowieso nur noch wenig Fleisch essen", sagt Petra Schulze-Lohmann.
Deutscher Fleischer-Verband: Erhöhung der Mehrwertsteuer trifft die Falschen
Kritik für eine Mehrwertsteuer von 19 Prozent kommt vom Deutschen Fleischer-Verband (DFV): Als "wenig zielführend" und "ungerecht" lehnt der Verband dies ab. Eine Mehrwertsteuer-Erhöhung würde die bestrafen, die schon jetzt nach höheren Standards arbeiteten. Der Umbau der Nutztierhaltung müsse aus dem Bundeshaushalt heraus finanziert werden. Nach Ansicht des DFV müssten sinnvolle Maßnahmen im Tierschutzgesetz festgeschrieben werden. Einen entsprechenden Vorschlag dazu habe der Verband gemacht. Dann würde gute Tierhaltung für alle Tiere gelten.
Landwirtschaftsministerium SH: Es braucht ein Konzept
Aus dem schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsminsterium heißt es am Donnerstag auf Anfrage, man begrüße den Vorschlag der Mehrwertsteuererhöhung grundsätzlich. So würden mehr finanzielle Mittel für Tierwohl und die Zukunftsaussichten der Betriebe bereitgestellt, die Tiere halten. Doch damit die nicht zweckgebundenen Steuereinnahmen im Bundeshaushalt direkt diesen Betrieben zugutekommen, ist ein verlässliches und langfristig angelegtes Gesamtkonzept zwingend notwendig, heißt es aus dem Ministerium in Schleswig-Holstein.