Lübeck: Buddenbrookhaus-Keller wird doch nicht saniert
Eine spannende Bürgerschaftssitzung ist das am Donnerstag gewesen - vor allem für Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Die Entscheidungen, die dort getroffen wurden, hatte er sich offensichtlich ganz anders vorgestellt. Aber jetzt ist klar - der Gewölbekeller im Buddenbrookhaus wird nicht saniert.
Bürgermeister ist enttäuscht
25 Mitglieder der Bürgerschaft stimmten für einen Erhalt des Gewölbekellers, 19 stimmten dagegen und es gab eine Enthaltung. Damit wird es vorerst einen Baustopp geben. Bürgermeister Jan Lindenau und Museumsleiterin Birte Lipinski sind sichtlich enttäuscht. Wie es jetzt weitergeht, wissen sie nicht. Es werde nun definitiv teurer, sagt Lindenau.
Erfolg für Sanierungsgegner
Um die Sanierung des Buddenbrookhauses gibt es bereits seit längerem Streit in der Stadt. Genauer gesagt geht es explizit um eben jenen Gewölbekeller aus dem 13. Jahrhundert. Das Buddenbrookhaus selbst wird bereits seit Dezember 2019 vergrößert - mit Hilfe des Nachbargebäudes. Aber genau darunter liegt der strittige Gewölbekeller, von dem ein kleiner denkmalgeschützter Teil zerstört werden müsste. Diese Gewölbekellersanierung wollten viele Kommunalpolitikerinnen und -politiker sowie Bürgerinnen und Bürger verhindern. Die Entscheidung in der Bürgerschaft zeigt: mit Erfolg.
Heiligen-Geist-Hospital wird nicht geschlossen und bleibt Seniorenheim
Auch bei den Plänen zum Heiligen-Geist-Hospital gibt es Gegenwind für Bürgermeister Jan Lindenau. Die Lübecker Bürgerschaft hat entschieden: Das Heiligen-Geist-Hospital wird nicht geschlossen und bleibt als Seniorenheim bestehen. 28 Mitglieder stimmten dafür und es gab 15 Gegenstimmen. Für eine Schließung hatten sich neben Bürgermeister Lindenau (SPD), die Sozialsenatorin Pia Steinrücke (SPD), die SPD-Bürgerschaftsfraktion und weitere Abgeordnete eingesetzt. Ihre Begründung: Es müssten in Sanierung, Brandschutz und Modernisierung dieser Senioren-Einrichtung gut 30 Millionen Euro investiert werden. Sie wollten statt der kleinen und veralteten Altenpflegestätten bis 2031 vier neue große Häuser im Stadtgebiet bauen und dabei insgesamt die Zahl der Plätze um mindestens 500 erhöhen.
Kritisiert wurde von Betroffenen und Beschäftigten aber unter anderem, dass sie nicht frühzeitig gefragt oder eingebunden wurden, dass über die Köpfe der Bewohnerinnen und Bewohner hinweg die Schließung durchgedrückt werde, und dass das Brandschutzkonzept mit circa 700.000 Euro Kosten bereits 2019 hätte umgesetzt werden sollen. In der Bürgerschaft konnten sich die Gegner nun durchsetzen. Das Heiligen-Geist-Hospital bleibt ein Seniorenheim.
Reaktionen zu den Entscheidungen der Bürgerschaft
Museumsleiterin Birte Lipinski ist fassungslos. "Ich bin arg angefasst und enttäuscht und auch sehr traurig, denn das Buddenbrookhaus hätte eine wirklich ganz großartige Sache werden können. Ich sehe das jetzt tatsächlich gefährdet." Ebenfalls enttäuscht ist Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau. Er sieht die Entscheidung als herben Rückschlag für dieses Projekt: "Damit ist das natürlich finanziell ein schwarzer Tag für Lübeck. Aber ich sage auch ganz ehrlich, es ist ein unglaubliches Ereignis, wie mit diesem Thema hier in der Bürgerschaft umgegangen wird, mit einem Kulturleuchtturm der Stadt, der international Wirkung entfaltet." Durch die Entscheidung der Bürgerschaft, den Keller nicht zu sanieren, werde das Projekt noch länger dauern, schätzt Lindenau. "Wir werden jetzt nicht wie geplant 2027 fertig sein, sondern es wird sich weiter verschieben, sodass gar nicht absehbar ist, wann wirklich wieder geöffnet werden kann."
Sichtlich erleichtert über den Erhalt des Gewölbekellers ist Ellen Ehrich. Sie war von Anfang an für den Erhalt des Gewölbekellers im Nachbargebäude des Buddenbrookhauses und hat auch an vielen Demonstrationen in der Stadt teilgenommen. "Ich finde es unglaublich schön, dass sich in der Bürgerschaft letztendlich doch ein guter Gedanke durchgesetzt hat, dass wir auf unsere Kultur hier in Lübeck, nämlich die alte Hansekultur, und auf eines der ältesten Keller stolz sein dürfen. Gewölbekeller plus Museum ist mehr als nur Buddenbrookhaus."
Auch die Bewohnerinnen und Bewohner des Heiligen-Geist-Hospitals waren sichtlich erfreut über das Bestehenbleiben der Senioreneinrichtung. Anlässlich der Nachricht ließen sie am Freitag sogar die Sektkorken knallen. "Wir freuen uns riesig, dass wir hier bleiben dürfen und dass es für alle so positiv ausgegangen ist", brachte eine Bewohnerin ihre Erleichterung zum Ausdruck.